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Nachruf Johann Matthias Freiherr von der Recke

Johann Matthias Freiherr von der Recke mit dem Amateurrennreiter David Dunsdon. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 314 vom Donnerstag, 01.05.2014

Er war so etwas wie der Vater der Kompanie und hat sich wohl auch selbst so gesehen. Von 1984 bis 2003 führte Johann Matthias Freiherr von der Recke den Verband Deutscher Amateur-Rennreiter, anfangs war er zeitgleich noch Geschäftsführer, stand einige Jahre auch dem Internationalen Verband vor, der Fegentri. Es waren expansive Jahre, der Amateursport wurde professioneller, internationaler. In der Amtszeit des Barons wurden die Amateure wichtiger, nahmen im Nachwuchsbereich die Stelle der Azubis ein, Lehrlingsreiten wurden schon in Achtziger Jahren kaum noch durchgeführt, heute sind sie nicht mehr existent. Die Hobbyreiter, oft Schüler und Auszubildende in anderen Berufen, kamen über den Amateursport zu den Profis. Freiherr von der Recke regelte dies alles mit einer gewissen väterlichen Aura, wurde aber auch dank seiner Position zu einem wichtigen Fürsprecher der Sparte.

Begleitete die Trainerkarriere seines ältesten Sohnes mit großem Enthusiasmus: Johann Matthias Freiherr von der Recke (links) und Christian Freiherr von der Recke im Führing in Baden-Baden 2012. www.galoppfoto.de - Frank SorgeBegleitete die Trainerkarriere seines ältesten Sohnes mit großem Enthusiasmus: Johann Matthias Freiherr von der Recke (links) und Christian Freiherr von der Recke im Führing in Baden-Baden 2012. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Als er seinen Posten antrat, kam er mit sportlicher Vergangenheit. Ende der 50er bis Anfang der 60er Jahre war er selbst ein passionierter Amateur, stieg in Flach- und Hindernisrennen mit beachtlichem Erfolg in den Sattel. In Köln arbeitete er als Rechtsanwalt, war viele Jahre Justitiar des Direktoriums, war für die Baden-Badener Auktionsgesellschaft tätig. Er war eine gute Wahl der Amateure, denn er wurde ein wahrer "Anwalt" seiner Reiter. Am Ende war es die längste Amtszeit aller Präsidenten des 1906 gegründeten Verbandes. Zudem agierte er in der schwierigen Endphase der Rennbahn in Gelsenkirchen als Präsident, engagierte sich auch außerhalb des Sports. Und die erfolgreiche Trainerkarriere seines Sohnes Christian hat er mit berechtigtem Stolz verfolgt und das eine oder andere Mal auch mit der Investition in ein Rennpferd befeuert.

Im letzten Jahr haben wir ihn noch einmal in Bad Harzburg gesehen, ein ganz bewusster Abschied von einer Bahn, die er gerne mochte. Er bedurfte schon damals der Betreuung, doch zeigte er auch unter schwierigen gesundheitlichen Bedingungen Haltung und Würde.

Am vergangenen Samstag ist Johann Matthias Freiherr von der Recke, ein Grandseigneur des Rennsport, im Alter von 81 Jahren in Köln verstorben.

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