Die Galopprennbahn am Mülheimer Raffelberg ruft - und die deutsche Jockey-Elite lässt sich nicht lange bitten. Beim Saisonfinale am Sonntag (erster Start: 13.00 Uhr) sind die sechs Erstplatzieren der aktuellen Jockey-Rangliste geschlossen am Raffelberg am Start. Kein Wunder, schließlich neigt sich das Jahr dem Ende zu und die Championate rücken immer mehr in den Mittelpunkt. In Mülheim haben die Top-Stars der Szene in acht Rennen, darunter auch eine Prüfung für Araberpferde, die Gelegenheit, weitere Punkte zu sammeln. Hier geht es zum kompletten Renntag mit allen Rennen, Jockeys, Trainern, Besitzern und Infos: Klick!
Der Gejagte ist aktuell Andrasch Starke. Der 38-jährige Kölner führt die Rangliste mit 72 Siegen an und ist auf einem guten Weg, sich zum sechsten Mal die nationale „Jockey-Krone“ aufzusetzen. Bereits zwischen 1998 und 2003 hatte er insgesamt fünfmal die Nase vorn.
Starke gehört seit Jahren zu den Spitzen-Könnern der Szene. Fünfmal siegte er im Deutschen Derby. Sein größter Erfolg war allerdings der Triumph mit Danedream im mit knapp vier Millionen Euro dotierten Prix de l’Arc de Triomphe 2011 auf der berühmten Rennbahn in Paris-Longchamp.
Eine mögliche Titelverteidigung in diesem Jahr scheiterte daran, dass die Kölner Rennbahn, auf der die „Wunderstute“ Danedream bei Trainer Peter Schiergen (Köln) stationiert ist, zum Quarantänegebiet erklärt wurde. Grund war ein positiver Befund der Infektiösen Anämie (Ansteckende Blutarmut) bei einem Pferd.
„Das waren unglückliche Umstände, an denen niemand etwas ändern konnte“, nimmt es Starke recht gelassen und richtet seinen Blick nach vorn. „Das Championat steht in meiner Prioritäten-Liste zwar nicht ganz oben, aber die Ausgangsposition ist jetzt so günstig, dass ich versuchen werde, es nach mehreren Jahren mal wieder zu gewinnen. Ich nehme jetzt jede Möglichkeit wahr, um zu punkten.“
Die besten Chancen auf einen Volltreffer rechnet sich Starke, der am Raffelberg insgesamt vier Ritte wahrnimmt, in dem mit 5.550 Euro dotierten Rennen mit Viererwette über 2.200 Meter aus. Mit dem sechsjährigen Wallach Quamun aus dem Trainingsquartier von Philipp Feddern (Bremen) trifft er auf 15 Gegner. „Ich bin guter Dinge, dass es mit einem Sieg klappen kann“, so Starke über Quamun, der in diesem Jahr einen seiner sieben Saisonstarts für sich entscheiden konnte. Interessant für die Wetter: In dieser Prüfung winkt in der Viererwette eine garantierte Auszahlung von 10.000 Euro.
Hinter Andrasch Starke liegt der Niederländer Adrie de Vries (67 Siege) als Zweiter im Jockey-Championat in Lauerstellung. Fünf Zähler Rückstand hat der „Fliegende Holländer“ auf seinen deutschen Konkurrenten. De Vries war bisher bei allen vier Renntagen des Jahres am Raffelberg am Start und gewann immer mindestens einmal. Diesmal ist er in fünf der acht Rennen engagiert. Allerdings ist der Niederländer im Spätherbst und in den Wintermonaten in Katar ein gefragter Mann, so dass er voraussichtlich nicht bis zum Saisonende in Deutschland reiten wird.
Chancen darf sich auch Titelverteidiger Filip Minarik (Köln) ausrechnen, der in dieser Saison bisher 64 Mal bei einer Siegerehrung zu den Hauptdarstellern zählte. In Mülheim ist er sechsmal am Start.
Ebenfalls am Raffelberg mit von der Partie sind Vorjahres-Vize Alexander Pietsch (Köln/55 Siege), Maxim Pecheur (Iffezheim/54) und Jozef Bojko (Gütersloh/46), die im Championat die Ränge vier bis sechs belegen, für einen Platz auf dem Treppchen aber schon eine beachtliche Erfolgs-Serie hinlegen müssten.
Gerd Dopatka wird am Sonntag verabschiedet
Er war der Herr der Zahlen auf vielen deutschen Galopprennbahnen: Gerd Dopatka ist am Sonntag beim Saisonfinale am Mülheimer Raffelberg (erster von acht Starts um 13.00 Uhr) zum letzten Mal als Totoleiter im Einsatz. Nach über 40 Jahren zieht der 69-Jährige einen Schluss-Strich: „Selbstverständlich ist eine große Portion Wehmut dabei. Aber irgendwann ist es Zeit, loszulassen.“
Mit Gerd Dopatka wird sich auch dessen Frau Barbara aus dem Toto-Geschäft zurückziehen. „Es war eine schöne Zeit, aber nun wollen wir unseren Hobbys Laufen und Radfahren nachgehen und das Leben genießen“, so Gerd Dopatka, der im Hauptberuf Verwaltungsdirektor in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen war.
Schon zu Studienzeiten war Gerd Dopatka auf Rennbahnen im Wettgeschäft tätig. Schnell arbeitete er sich zum Totoleiter hoch, war nicht nur in Mülheim, sondern zu Hoch-Zeiten auch in Iffezheim, Düsseldorf, Köln, Neuss und Gelsenkirchen tätig. Er erlebte 1981 die Umstellung vom manuellen zum elektronischen Toto.
Ungefährlich war sein Job nicht. „Vor rund 30 Jahren wurden wir in Mülheim einmal überfallen“, erinnert sich Dopatka noch genau. „Mehrere Männer mit Maschinengewehren stürmten die Toto-Zentrale. Geld konnten sie aber nicht erbeuten - das war längst auf dem Weg zur Bank.“
Zu Ehren von Gerd Dopatka, genannt „Don Toto“, wird in Mülheim am Sonntag das Dank an den Totoleiter Gerd Dopatka-Rennen als achte und letzte Tagesprüfung gelaufen.
Sein Nachfolger steht bereits fest: Herwig Lukschütz (Dortmund), bisher Dopatkas Stellvertreter, übernimmt ab der neuen Saison das Amt des Totoleiters am Raffelberg.
Quelle und weitere Infos: Redaktion MSPW - www.muelheim-galopp.de