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Impressionen aus York 2019

Natürlich volles Haus in York. www.galoppfoto.de - JJ Clark

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 582 vom Freitag, 23.08.2019

Dramen sind nichts Neues für den Knavesmire, schließlich wurden hier in grauer Vorzeit notorische Verbrecher gehängt. Derartige Spektakel waren eine Art Belustigung für die Bevölkerung, die in Massen zu den großen, moorigen Freiflächen vor den Toren Yorks strömten. 1739 wurde kein Geringerer als Dick Turpin hingerichtet, sein Name ist Rennsport-Fans nun durch das gleichnamige, hochklassige Rennpferd wieder geläufig.

Seit 1731 werden hier Rennen abgehalten; das Ebor-Meeting das absolute Highlight des Jahres; es reiht sich ein in zahlreiche Top-Renntage, die ab Mai hier ausgetragen werden. Siebzehn Gruppe-Rennen sind es aktuell, drei Gruppe1-Rennen; die Juddmonte International seit Jahren eines der höchsteingeschätzten Rennen der Welt. Ein weiterer Fakt, den man gar nicht oft genug betonen kann: jedes (!) Rennen des Ebor-Meetings ist mit mindestens 70.000 Pfund dotiert. Jedes. Rennen. Maiden, Handicap oder Nachwuchs-Reiter.

2019 sieht York in einer neuen, ganz eigenen Liga. Nicht nur, dass sich zwei der höchsteingeschätzten Pferde der Welt die Ehre geben. Crystal Ocean, wenn auch etwas umstritten der momentan beste Galopper der Welt, lief bereits am Eingangstag, und Enable, die Queen des britischen Rennsports, wenn nicht der Welt, nutzte die gestrigen Yorkshire Oaks als „Aufgalopp“ für ihre Mission „Dreifache Arc-Siegerin“.

Erneut war es ein harter Kampf für Crystal Ocean, für den es einfach kein einfaches Rennen zu geben scheint. Im Führring sah der inzwischen fünfjährige Hengst blendend, vielleicht eine Spur zu leicht, aus; im Rennen selber musste er sich mit Japan erneut einem Pferd geschlagen geben, das Gewicht von ihm erhielt.

Weitere Star-Galopper wie Ten Sovereigns, der amtierende, so beeindruckende July Cup Sieger, Laurens, ihres Zeichens sechsfache Gruppe1-Siegerin, deren Leben und Laufbahn Turf-Times in der nächsten Ausgabe ausführlich beleuchten wird, Stradivarius, Battaash, Mabs Cross stehen in den Startblöcken … nun, -boxen.  …. Rennsportherz, was willst Du mehr?

Und dann ist da noch das Ebor Handicap. Handicap. Ganz bescheiden der Namensgeber des gesamten Meetings, in diesem Jahr jedoch so viel mehr. Erstmals mit einer Million Pfund dotiert - 1.000.000, eine Eins mit sechs Nullen-; eine Dotierung, die einem Gruppe1-Rennen in nichts nachsteht; tatsächlich sind nur rund eine Handvoll Top-Rennen der Insel  höher dotiert. Man möchte - auch wenn man es nicht offen ausspricht -  hier ein Gegenstück zum Melbourne Cup etablieren, und dies schlägt sich nun Preisgeld nieder. Um die Anziehungskraft des Geldes etwas einzudämmen, hat man eigens die Ausschreibung des Rennens geändert, Dreijährige sind seit dem letzten Jahr nicht mehr zugelassen. Aus Angst um das St. Leger, und dass die Macht des Geldes die Route einiger hochklassiger Pferde ändern könnte, und sich dies auf die Handicapmarken des gesamten Jahrgangs niederschlagen würde. Luxussorgen. Und berechtigt oder unberechtigt, wenn ein Pferd wie Salouen die Ratings anführt; immerhin war der Hengst aus dem Stall von Sylvester Kirk zuletzt Vierter zu einer gewissen Enable, rund neun Längen geschlagen. Das können sicher nicht viele „Handicapper“ von sich behaupten. Dass Handicaps den Löwenanteil der Rennen stellen, ist trockene Tatsache; das Standing der sog. Heritage Handicaps in England mag evtl. den einen oder anderen Fan hierzulande überraschen. Es sind dieses Rennen mit einer besonders langen Tradition, mit klangvollen Namen und Siegern, die nicht selten an der Schwelle zu Gruppe-Rennen stehen. Rennen mit einer Dotierung von mindestens 50.000 Pfund; gelingt es Pferden, hier mehrmals den Kopf in Front zu bekommen, gehören sie sicher zu den Großverdienern des Jahrgangs. Das „neue Ebor“ soll bleiben, sich als eine Elite-Veranstaltung auch international etablieren, ausländische Starter anlocken.

Catrin Nack

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