Man hat sich beim Neusser Rennverein auf alle Eventualitäten eingerichtet und die Ehrung der Galoppchampions, die traditionell im Rahmen des Silvesterrenntags auf der Neusser Sandbahn stattfindet, weit nach hinten geschoben. Erst vor dem letzten Rennen des Turf-Jahres 2011 ist sie diesmal terminiert, schließlich gibt es einige Sparten, in denen die letzten sieben Rennen der Saison noch Einfluss darauf nehmen könnten, wen man in Neuss beglückwünschen kann.
Bei den Trainern muss der führende Andreas Wöhler den Verlauf des Renntags abwarten, selber eingreifen kann er nicht mehr, da erneut das Rennen, in dem er einen seiner Schützlinge satteln wollte, dem Rotstift zum Opfer fiel. Doch hat er einen komfortablen Vorsprung von drei Punkten und dürfte eigentlich nicht mehr ins Schwitzen kommen. Sein Verfolger Mario Hofer lässt noch einmal vier seiner Schützlinge satteln und hofft auf ein kleines Wunder. Sein Quartett bestehend aus Mishtaag, Beacon Hill, Lives of Clay und Barreq ist in den ersten drei Prüfungen des Finaltags engagiert, so dass zum Zeitpunkt der Championatsfeier Klarheit besteht, ob es doch noch zum Gleichstand gereicht hat.
Auch bei den Jockeys gibt es für den aktuell auf Platz 2 der Rangliste liegenden Alexander Pietsch noch theoretische Chancen auf den erstmaligen Championatsgewinn. Der 39jährige Pietsch liegt ebenfalls drei Punkte zurück und versucht noch einmal alles, den Rückstand aufzuholen. Dazu steigt er in allen sieben Rennen des Tages in den Sattel. Anders als bei den Trainern ist der führende Filip Minarik allerdings nicht zum Zuschauen verdammt, sondern ist selber in sechs der sieben Prüfungen im Rennsattel aktiv. Beide haben Chancen auf weitere Siege und liefern sich einen Championatskampf bis zum letzten Galoppsprung, doch hat der Ex-Champion des Jahres 2005 eindeutig die besseren Karten.
Auch der Titel der Amateur-Championesse ist noch nicht sicher vergeben. Die Titelverteidigerin Kirsten Schmitt sieht sich einem Angriff von Olga Laznovska ausgesetzt, die mit fünf Ritten in Neuss versucht, den zwei Punkte betragenden Rückstand auf Schmitt aufzuholen. Laznovska greift dabei auch zu unorthodoxen Mitteln. So reitet sie im 6. Rennen den von Horst Rudolph aufgebotenen Petit Filou, obwohl in derselben Prüfung der in ihrem eigenen Besitz stehende Diamond Storm als Starter angegeben ist. Eine solche Konstellation widerspricht eigentlich den Bestimmungen der deutschen Rennordnung, doch hat man in Neuss offensichtlich nichts dagegen. Ob es ihr dabei helfen wird, der fünffachen Amateur-Championesse Kirsten Schmitt den sechsten Titelgewinn noch zu entreißen, bleibt abzuwarten.
Dem am Mittwoch 17 Jahre alt gewordenen Dennis Schiergen ist der Titel des Amateur-Champions zwar schon seit Monaten sicher, er steigt dennoch am Jahresultimo sechsmal in den Sattel. Sein ambitionoiertes Ziel ist es, den historischen Rekord des damaligen Amateurs Stefan Wegner zu knacken. Der heute in Hannover als Trainer tätige Wegner schaffte 46 Siege im Jahr 1981, Schiergen liegt aktuell bei 43 Treffern.