Die Galopprennbahn in Frankfurt-Niederrad bietet in diesem Jahr die Bühne für das letzte Gruppe-Rennen der deutschen Turf-Saison 2011. Der Reigen der heimischen Gruppe-Prüfungen begann am 3. April in Köln und findet am Sonntag mit dem Hessen-Pokal (Gruppe III, 2000m, 55.000€) sein in diesem Jahr durchaus standesgemäßes Ende.
Noch einmal kommt es zu einem internationalen Kräftemessen zwischen heimischen Vollblütern und zwei im Ausland trainierten Gästen, wobei der aus dem französischen Quartier von Alain de Royer-Dupre anreisende 6jährige Hengst Liang Kay (Stephane Pasquier) ein hierzulande noch bestens bekannter deutscher Auswanderer ist. Nach dem geplatzten Wechsel in die Deckhengstkarriere auf Gestüt Zoppenbroich und seiner anschließenden Übersiedlung nach Frankreich ist dem einstigen Crack allerdings in dieser Saison nicht mehr viel gelungen, so dass er wohl nicht mehr an früherer Klasse zu messen ist.
Aktuell besser in Schwung scheint der gleichaltrige Brite Poet (Adam Kirby) zu sein, der mit frischer Siegform aus einem Listenrennen auf der Insel anreist. Er ist im 14köpfigen Starterfeld ohne Zweifel einer der Endkampfkandidaten, doch unbezwingbar ist der von Clive Cox trainierte Pivotal-Sohn nicht. Erst zwei Erfolge in Gruppe III-Prüfungen stehen bei ihm bislang in seiner schon lange dauernden Rennbahnkarriere zu Buche, einer geht dabei noch auf das Konto von Aidan O’Brien, bei dem Poet seine Laufbahn einst begann. In dieser Saison versuchte er sich fünfmal auf Gruppe-Parkett, wobei der 2. Platz zu Workforce im Mai das beste Ergebnis darstellt. Der einzige Volltreffer in diesem Jahr gelang dem reisefreudigen Hengst beim letzten Start in einem kleinen schottischen Listenrennen, in dem er u.a. den Mehl-Mülhens-Zweiten und letzten Hessen-Pokal-Sieger Zafisio schlug. Ein Sieg über Zafisio ist allerdings heutzutage kein Maßstab für ein hohes Leistungsvermögen, dem Frankfurter Triumphator des Jahres 2009 glückte seit seinem Erfolg über Liang Kay absolut nichts mehr. Nach einem Quartierwechsel endete er in allen Rennen auf dem letzten oder vorletzten Platz.
Gestüt Wittekindshofs Elle Shadow aus dem Quartier von Peter Schiergen überzeugte bei den letzten Starts zwar auch nicht völlig, doch braucht die 4jährige Stute in Bestform keinen Gegner zu fürchten. Sie geht zudem quasi als Titelverteidigerin ins Rennen, hatte sie doch die im Vorjahr von Frankfurt nach Dortmund verlegte finale Gruppe-Prüfung der Saison gewonnen. Diesmal wird die Shamardal-Tochter erstmals von Filip Minarik geritten, da Stalljockey Andrasch Starke, der sich bislang bei all ihren 13 Starts in ihrem Sattel befand, am Wochenende eine Einladung zu einem internationalen Jockey-Vergleichswettbewerb in Südafrika wahrnimmt.
Weitere deutsche Hoffnungsträger beim Frankfurter Gruppe-Finale sind Gestüt Ittlingens Neatico (Andreas Suborics), der jedoch nicht die erste Wahl des Schiergen-Duos ist, und Gestüt Brümmerhofs Not for Sale (Eugen Frank) aus dem Warendorfer Stall von Torsten Mundry, die sich zuletzt auf Gruppe I-Ebene in Rom versuchte. Seine Anhänger wird auch Gestüt Winterhauchs Keep Cool (Andreas Helfenbein) aus dem Kölner Stall von Andreas Löwe finden. Im letzten Jahr gelang ihm um diese Zeit auch ein 2. Platz zu Elle Shadow und unterstrich seine Eignung als Herbstpferd.
Anders als in vielen anderen Gruppe-Rennen dieser Saison kommen im Hessen-Pokal auch etliche Kandidaten an den Ablauf, bei denen ein Sieg angesichts der bisher gezeigten Leistungen kaum vorstellbar erscheint und die daher als krasse Außenseiter ihre Startboxen beziehen werden. Die Freunde von Wetten auf Außenseiter haben diesmal die Qual der Wahl: Vermutlich dürfte der von Axel Kleinkorres aufgebotene Shoshoni (Christian Hanotel) die lukrativste Quote bieten, doch auch der Lokalmatador Perfect Son (Jozef Bojko) aus dem kleinen Quartier von Clemens Zeitz und der von Trainer Stanislav Otruba aus Warendorf nach Frankfurt entsandte Integral (Stefanie Hofer) liegen gut im Rennen um die höchste Siegeventualquote im 14köpfigen Starterfeld. Auch wenn ein Sieg eines dieser Außenseiter alles andere als wahrscheinlich ist, möglich ist bei Galopprennen auch auf diesem sportlichen Niveau grundsätzlich alles. Den Veranstalter wird die gut gefüllte Startmaschine auf jeden Fall freuen, ist dies doch eine vielversprechende Basis für hohe Wettumsätze.