Ein erstaunlicher Auktionstag in Iffezheim

Mit Lot-Nummer 68 im Auktionsring:: John O'Kelly schlägt die Wiesenpfad-Tochter Salwina für €390.000 Narvick international zu - der Rekordpreis der BBAG-Jährlingsauktion 2013. www.galoppfoto.de - Frank SorgeGanz am Ende des Tages, als sich der Staub gelegt hatte, das letzte Pferd zugeschlagen war, kam noch einmal der Käufer zu der Stute, die einige Stunden zuvor für Furore gesorgt hatte. Salwina, die Salestopperin aus dem Gestüt Bona, ein letztes Mal wurde sie aus ihrer Box geführt. Und als Riki Takahashi seinen Einkauf ein finales Mal streichelte, geschah etwas Nachvollziehbares: Der Stute fielen ganz einfach die Augen zu.

Wiesenpfads Tochter Salwina (a.d. Saldentigerin) avancierte bei der BBAG-Jährlingsauktion zur Topsellerin: Die Schwester der Diana-Siegerin Salomina brachte €390.000 und wurde über Narvick International nach Japan verkauft. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

So oft wie kein anderes Pferd war sie an diesem und auch am vorherigen Tag unter die Lupe genommen worden, sie war herausgenommen, geführt worden, die Tochter eines Hengstes, der in den vergangenen drei Jahren gerade einmal eine Handvoll Mutterstuten gedeckt hatte. Gut, sie war eine Schwester der Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Salomina (Lomitas), doch war sie eben auch eine Tochter von Wiesenpfad (Waky Nao), der, zumindest bis zu den Erfolgen von Abendwind, fast vergessen im Gestüt Trona stand. Und trotzdem: "She was a queen". Der Mann, der das sagte, war am Ende nur zweiter Sieger. John McCormack, in New York lebender Agent mit amerikanischer und japanischer Klientel, hatte noch bei 380.000 Euro den Arm oben, doch das Gebot von Riki Takahashi konnte und wollte er nicht mehr kontern. Bei 390.000 Euro fiel der Hammer von Auktionator John O'Kelly zugunsten des Japaners, der Höhepunkt einer bemerkenswerten BBAG-Jährlingsauktion am vergangenen Freitag in Iffezheim.

Nach dem Kauf von Salwina: Besitzer Rolf Harzheim (links) vom Gestüt Bona und Turfagent Emmanuel de Seroux (rechts) von Narvick international. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Aus nah und fern waren Interessenten und Käufer angereist, schon am Vorabend brummte es auf dem Auktionsgelände und abgesehen von einem mäßigen Start gab es am Freitag bei idealem Wetter kaum einen schwachen Moment. "Es war", fasste es mit Angus Gold von Shadwell ein international mehr als erfahrener Mann zusammen, "der beste Katalog der letzten Jahre. Das Angebot stimmte, eine Menge guter Pferde." Und John McCormack, dessen beiden Zuschläge nach Frankreich gehen, ergänzte: "Ich war ja jetzt ein paar Jahre nicht hier, aber es hat sich wirklich gelohnt, zu kommen. Dabei bin ich in höheren Regionen nicht einmal zum Zuge gekommen."

Alban Chevalier du Fau, der für sein auf Pinhooking spezialisiertes Channel Consignment mit Jamie Railton zwei Hengste für die Breeze Up Sales 2014 ersteigerte, meinte: "Wenn ein korrekter Hengst in den Ring kam, war er schwer zu kaufen."

Die Salestopperin Salwina, für die die Agentur Narvick International von Emmanuel De Seroux das Ticket unterzeichnete, hat einen langen Weg vor sich, denn Riki Takahashi war bei seinem Bieten fernmündlich mit Repräsentanten der Northern Farm des Yoshida-Clans verbunden. Katsumi Yoshida hat im vergangenen Jahr Salomina gekauft, die Stute ist bereits tragend von Deep Impact. "Sie geht jetzt auf der Northern Farm in das Pre-Training", erläuterte Takahishi, der zum ersten Mal in Iffezheim war und sich sehr angetan zeigte. "Natürlich haben wir sie auch gekauft, weil die Familie bei uns bestens bekannt ist." Es sollte aber nicht bei einem Pferd bleiben.

Auch der Ebbesloher Lundeby geht nach Japan: Der Bruder von Lindenthaler wurde für €180.000 verkauft. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Richtung Japan geht es auch für den Ebbesloher Lundeby (Azamour), der für 180.000 Euro verkauft wurde. Lange war an dem rechten Bruder des Gr. III-Siegers Lindenthaler auch Eckhard Sauren interessiert, aber am Ende ließ er die Konkurrenz ziehen. Der dritte Kauf von Narvick International war der von Stauffenberg Bloodstock vorgestellte Lord of England-Sohn Firework, er kostete 43.000 Euro.

Dass am Donnerstag John Ferguson, der züchterische Berater von Scheich Mohammed in Iffezheim war, auch die Ehrenpreise nach dem Darley Oettingen-Rennen überreichte, war von der BBAG schon als ermunterndes Zeichen aufgefasst worden. Dass Darley aber am Ende mit sieben Zuschlägen in einer Gesamthöhe von 1,3 Millionen Euro mit Abstand der größte Käufer war, das war dann schon eine kleine Überraschung. Franziska Schaertlin-Coffey, die aus der Schweiz stammende langjährige Darley-Mitarbeiterin und wichtige Ansprechpartnerin für die deutschen Züchter, war telefonisch mit Ferguson in Kontakt, nicht einziges Mal schien ein "no" über dessen Lippen gekommen zu sein - es wurde kräftig investiert.

Der Monsun-Sohn See The White wurde das zweitteuerste Pferd der Auktion: Der Karlshofer war eines von sieben Zuschlägen für Darley, dem mit Abstand größten Käufer. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

So bei dem aus Karlshof stammenden Monsun-Sohn See The White, Bruder zu dem aktuellen Gr. I-Sieger Seismos (Dalakhani), der auch am Sonntag als Zweiter zu Novellist (Monsun) eine starke Vorstellung gab. 360.000 Euro kostete der Hengst, ein athletischer, bewegungsstarker Typ, "und er stammt halt auch von Monsun", begründete Schaertlin-Coffey ihren Kauf. Im kommenden Jahr werden die letzten Nachkommen des großen Schlenderhaner Stallions den Iffezheimer Ring betreten. Schaut man sich die Zuchtergebnisse an, könnten es durchaus mehr als die drei sein, die diesmal im Angebot waren. Darley sicherte sich auch einen von zwei Brümmerhofer Monsun-Hengsten, einen Sohn der Machiavellian-Tochter Katy Carr. Kein Riese, aber ein ausdrucksstarkes Pferd, das viel Eindruck hinterließ. Noch spät stieg bei ihm Hans-Gerd Wernicke vom Stall Salzburg ein, doch die 300.000 Euro, die Schaertlin-Coffey bot, wollte er dann doch nicht mehr kontern.

Verkauft für €90.000 an Darley: Fährhofer Hengst von Shamardal aus der Nianga im Portrait. www.galoppfoto.de - Frank SorgeWie gewohnt konzentrierte sich Darley ansonsten auf Nachkommen eigener Hengste. So wurde aus Wittekindshof die Shamardal-Tochter Elle Shade für 150.000 Euro erworben und ein Fährhofer Hengst aus der Nianga ebenfalls von Shamardal für 90.000 Euro. Aber an der rechten Schwester von Kamsin, die 170.000 Euro kostete, ging man ebenso wenig vorbei wie an Kaspar (Soldier Hollow), dem rechten Bruder von Godolphins Aufsteiger Kassiano. Da fiel der Hammer bei 120.000 Euro. Schließlich ersteigerte man noch einen Sohn von Areion - John Ferguson war stets ein Fan von Big Shuffle gewesen, weswegen er auch die Nachkommen des Auenqueller Hengstes genauer unter die Lupe nimmt. Seine Wahl diesmal fiel auf den Brümmerhofer Sugar Boy aus einer frühen und bestens bekannten Mutterlinie. 110.000 Euro kostete der Hengst, den man gewiss schon kommendes Jahr auf der Rennbahn sieht, Unterbieter war David Redvers, der Manager von Scheich Fahad Al Thani. Redvers fuhr bei seinem ersten Iffezheim-Besuch seit Jahren im Übrigen mit einem King's Best-Sohn aus Fährhof heim.

Das Top-Angebot von Philipp Graf von Stauffenberg ging in die USA an Fred und Sarah Seitz von der Brookdale Farm: Die Montjeu-Stute aus der Linie der Gr. I-Siegerin Lady Marian (Nayef) brachte €260.000. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Seine Deutschland-Premiere hatte Fred Seitz von der Brookdale Farm in Kentucky, seine Frau Sarah agiert seit Kurzem als offizielle Repräsentantin der Baden-Badener Auktionsgesellschaft (BBAG) in den USA. 260.000 Euro zahlte Seitz für die von Stauffenberg Bloodstock angebotenen Montjeu-Stute La Boheme aus der Linie der Gr. I-Siegerin Lady Marian (Nayef). "Toller Schritt, sehr gut aussehend", urteilte er über die Stute, die in Frankreich ins Training gehen wird, für ein neues Syndikat erworben wurde. Aus dem Hause Stauffenberg, das als Verkäufer einen großen Tag hatte, kam auch die Nayef-Tochter Flamme Fantastique, die Angus Gold von Shadwell für 230.000 Euro ersteigerte. John McCormack war einmal mehr der Unterbieter - ohne die gibt es keine entsprechenden Preise.

Wer bei der ganzen Flut von ausländischen Käufern befürchtet hatte, der deutsche Investor sei ausgestorben, sah sich getäuscht. Holger Faust, dessen HFTB Racing Agency sich immer stärker bemerkbar macht, war mit zwölf Zuschlägen der quantitativ größte Käufer auf der Auktion, finanziell war man mit 638.000 Euro die Nummer zwei. "Alle Pferde bleiben in Deutschland", berichtete er, wobei er dem Vernehmen nach in erster Linie für süddeutsche Klienten tätig war, der Stall Salzburg und Dr. Stefan Oschmann könnten darunter sein, doch genaue Angaben machte Holger Faust nicht. Aus dieser Region kommt der Käufer des Röttgener Edington (Dansili), ein Bruder der Gr. I-Siegerin Enora (Noverre). Bei ihm stimmte nicht nur das Pedigree, sondern auch die Optik, kein Wunder, dass er für solide 200.000 Euro verkauft wurde.

Blick in die Auktionshalle in Baden-Baden: Viele neue Interessenten aus dem Ausland fanden sich ein, aber auch deutsche Käufer zeigten sich investitionsfreudig. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Natürlich ebenfalls in Deutschland bleiben die beiden Käufe des Stalles Nizza. Jürgen Imm, der seinen Berater Michael Andree bieten ließ, kam zunächst bei einem von Stauffenberg Bloodstock angebotenen Sohn von Medicean zum Zuge. Er musste bei diesem Bild von Pferd allerdings bis zu 180.000 Euro gehen, um Emmanuel de Seroux aus dem Feld zu schlagen. "Er wurde etwas teurer als wir uns das gedacht haben", sagte Andree. Peter Schiergen wird mutmaßlich der neue Trainer des Hengstes sein. "Gut für den Vater", freute sich Chris Richardson vom Cheveley Park Stud, dort steht Medicean. Später am Tag ging noch ein Duke of Marmalade-Sohn aus Fährhof in Nizza-Besitz.

Investierte €210.000 für einen Dansili-Sohn aus der Familie von Sagamix und Sagacity aus dem Fährhofer Lot: Dr. Christoph Berglar, hier im Gespräch mit Andreas Wöhler, der den Hengst zukünftig auch trainieren wird. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Dr. Christoph Berglar, 48 Stunden später nach dem Sieg von Novellist im Großen Preis von Baden (Gr. I) im Blickpunkt, verstärkte seinen Rennstall mit zwei Pferden. Bis zu 210.000 Euro musste er bieten, um sich das Spitzenangebot des Gestüts Fährhof zu sichern, einen Dansili-Sohn aus der Familie von Sagamix und Sagacity. "Er sieht aus wie der Vater, bewegt sich gut und ist auch nicht zu groß", erläuterte Berglar seine Kaufentscheidung, "Andreas Wöhler wird sein Trainer sein." Schon kurz zuvor war Peter Brauer von Panorama Bloodstock für ihn tätig gewesen. Das war bei einer Danehill Dancer-Stute aus der Ittlinger Zucht der Fall, sie wurde über Ronald Rauscher angeboten, kostete 150.000 Euro. Ihr künftiger Betreuer ist Waldemar Hickst.

Unterbieter war Dr. Christoph Berglar bei Navigator (Dashing Blade), einem vom Gestüt Etzean offerierten Sohn der Navajo Queen (Monsun), einer rechten Schwester von Novellist. Ihn ersteigerte Jürgen Albrecht im Auftrag von R & B International. Der junge Hengst, ein stabiles, attraktives Modell war das herausragende Angebot im ausgewogenen Etzean-Lot. Rashit Shaykhutdinov könnte auch hinter dem Kauf der vom Gestüt Auenquelle in den Ring geschickten Gonwana (Lando) stehen. Die Stute aus der Familie des vermutlich im kommenden Jahr im Dalham Hall Stud aufgestellten Gr. I-Siegers Farhh (Pivotal) erzielte 130.000 Euro, den Zuschlag bekam Mirek Rulec.

Investierte ebenfalls im sechsstelligen Bereich: Franz Prinz von Auersperg kaufte aus dem Fährhofer Lot eine Lando-Stute aus der Praia und sorgt so für eine prominent gefüllte Box bei Trainer Mario Hofer (links). www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Genau diesen Betrag legte Franz von Auersperg für eine Lando-Stute aus der Praia an. Manfred Hofer hatte diese schicke Fährhofer Stute bereits frühzeitig auf dem Zettel und er kam bei diesem herausragenden Modell letztendlich im Auftrag des Pastorius-Besitzers auch zum Zuge. "Ich muss ja schließlich an später denken, denn wenn Pastorius irgendwann ins Gestüt geht, brauche ich ja eine Stute für ihn", freute sich der Prinz über seinen Deal.

Eckhard Sauren, der in höheren Regionen des Öfteren nur zweiter Sieger war, verstärkte seinen Rennstall mit drei Jährlingen. Ein besonders attraktiver Adlerflug-Sohn war Nordic Flight, ein Brümmerhofer, der 67.000 Euro kostete und der zu Peter Schiergen gehen wird. Mario Hofer bekommt den Röttgener Novalis (Soldier Hollow) und den Wittekindshofer Sword Soldier (Soldier Hollow), beide kosteten jeweils 43.000 Euro.

Freut sich über neue Rekordzahlen: BBAG-Geschäfstführerin Carola Ortlieb. www.galoppfoto.de - Frank SorgeDas Gestüt Brümmerhof gehörte nicht nur zu den besten Verkäufern der Auktion, Julia und Gregor Baum wurden auch auf der Suche nach Verstärkungen fündig. Aus dem Auenqueller Angebot wurde die Lando-Tochter Global Love für 46.000 Euro erworben, 32.000 Euro kostete Majestic Hope (Holy Roman Emperor), eine Offerte von Dr. Jennifer Eubel. Zu den weiteren deutschen Käufern im mittleren Bereich zählten der Baden-Badener Gerhard Moser, die Ställe Reckendorf und Winterhude sowie Rüdiger Alles, der aus dem Kontingent des Gestüts Park Wiedingen im Auftrag des Stalles Grafenberg für 68.000 Euro eine Soldier Hollow-Stute aus der Narooma ersteigerte.  

Am Ende war es mit 47.829 Euro der beste Schnitt pro Zuschlag in der BBAG-Historie. Die 40.000er Marke war bisher nur einmal, 2007, übertroffen worden. Noch eine andere Zahl ist neuer Rekord: 19 Jährlinge wurden für 100.000 Euro und mehr verkauft, gleichfalls eine neue Bestmarke.

Fast schon Dauergast auf der BBAG-Jährlingsauktion: Fußball-Legende Günter Netzer (rechts) und Dr. Andreas Jacobs vom Gestüt Fährhof. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

BBAG Jährlingsauktion 2013 - Salestopper

BBAG Jährlingsauktion 2013