Sie ist eine eher unscheinbare und kleine Vollblutdame. Doch auf der Rennbahn wird sie immer zu einer ganz Großen. Zuletzt noch am 2. Oktober in Paris. Dort schaffte die dreijährige Danedream (Lomitas) einen sensationellen Erfolg. Sie gewann den Prix de l’ Arc de Triomphe, eines der wichtigsten Galopprennen der Welt.
Nicht allein nur der Sieg der in Köln von Trainer Peter Schiergen trainierten Stute war an sich schon eine Sensation. Die gesamte Fachwelt kam zugleich über die Art und Weise des Triumphes kaum noch aus dem Staunen heraus. Denn Danedream gewann mit sage und schreibe fünf Längen gegen die fast komplett versammelte europäische Vollblut-Elite sowie einige Klassepferde aus Japan.
Perfekter Ritt und Rekordzeit
05 -Danedream - Arc-Siegerin in neuer Rekordzeit. www.galoppfoto.deEin wesentlicher Baustein dieses historischen Triumphes war ein in allen Belangen perfekter Ritt von Andrasch Starke. Für ihn wie auch für Trainer Peter Schiergen wurde dieser Sieg der absolute Höhepunkt der bisherigen Laufbahn. Der Stalljockey des großen Stalles Asterblüte hatte es bereits beizeiten verstanden, Danedream im vorderen Mitteltreffen des 16-köpfigen Feldes zu etablieren, und war auch nie Gefahr gelaufen, innen festzusitzen, da er von einer der innersten Startnummern ins Rennen gegangen war.
Die Strecke von 2.400 Meter legte Danedream auf der französischen Paraderennbahn Longchamp im Übrigen in 2:24.49 Minuten zurück und stellte damit gleichzeitig eine neue Rekordzeit auf.
Vor ihrem Erfolg hatte die Dreijährige schon die Oaks d’Italia, den Großen Preis von Berlin und den Großen Preis von Baden gewonnen. Stets im Sattel war dabei Andrasch Starke, der sich bereits nach Danedreams vorausgegangenem Erfolg in Baden-Baden gewundert hatte, woher diese kleine Pferdedame nur die ganze Kraft hernimmt.
Die Entscheidung, Danedream im Prix de l’Arc de Triomphe aufzubieten, war im Prinzip sehr kurzfristig gefallen. Nach ihrem Sieg im Großen Preis von Baden, der auch bereits hochimponierend ausgefallen war, gab es nämlich gleich mehrere Optionen für weitere Starts, u.a. in Japan und den USA.
Vor allem Helmut Volz, gewissermaßen der Chef des Clans der hinter dem Gestüt Burg Eberstein stehenden Familie Volz aus Achern in Baden, hatte sich für Paris stark gemacht. Das Gestüt Burg Eberstein ist Besitzer von Danedream, hat allerdings vor dem Arc einen 50-Prozent-Anteil der Stute an den japanischen Turf-Multi Teruya Yoshida verkauft, so dass die Stute jetzt für eine internationale Besitzergemeinschaft läuft.
Ein „Spaßpferd“
Gerademal 9.000 Euro hatte Helmut Volz für Danedream bei der BBAG Frühjahrs-Auktion im vergangenen Jahr auf den Tisch des Versteigerungshauses blättern müssen. Danach konnte der Danedream-Traum beginnen. Anfangs gestaltete er sich allerdings völlig unspektakulär.
Nur ein paar Tage nach dem Kauf auf der Versteigerung ging es auf der Rennbahn im elsässischen Wissembourg los. Hierbei handelt es sich nicht gerade um einen Rennplatz von Weltbedeutung. Danedream sollte ja schließlich auch nur ein „Spaßpferd“ sein. Man hatte mit ihr keinerlei größere Ambitionen, der Erwartungshorizont war keineswegs allzu hoch gespannt. Wider Erwarten ging es aber kontinuierlich aufwärts. In der Saison 2010 zwar langsam, jedoch stetig und unaufhaltsam. Dennoch zeichnete sich in keiner Weise ab, welch rasante Entwicklung die Stute ein Jahr später nehmen würde.
Nachnennung für 100.000 Euro
Vor dem Start am 2. Oktober in Paris belief sich die Gewinnsumme der Tochter des Klassehengstes Lomitas bereits auf 584.710 Euro. Mithin war genug Geld in der Kriegskasse, um für die Dreijährige eine mit 100.000 Euro sehr kostspielige Nachnennung für den Prix de l’ Arc de Triomphe zu finanzieren.
Im Nachhinein wirklich kein schlechtes Geschäft, denn mit dem großen Triumph in Frankreich schraubte Danedream ihre Gewinnsumme noch um 2.285.600 Euro nach oben und steht jetzt bei einer Bilanz von 2.870.310 Euro.
In Deutschland gibt es nur zwei Hengste, die mehr verdient haben. Der eine ist Paolini mit 3,27 Millionen, der andere Lando mit 2,89 Millionen. Summen, die sich nicht mehr verändern werden, da beide bereits seit Jahren in der Zucht wirken.
Gut in Fernost gelandet
Pures Glück - Jockey Andrasch Starke, Danedream und ihre Pflegerin Cynthia Atasoy: nach dem Sieg im Qatar Prix de l'Arc de Triomphe. www.galoppfoto.deDie Beteiligung eines der größten Züchter Japans an Danedream lässt ahnen, dass Danedream nach ihrer Rennkarriere wohl im Land der aufgehenden Sonne ins Gestüt gehen wird. Doch bis es soweit ist, wird sie zunächst weiter im Rennstall bei Peter Schiergen bleiben. Wenigstens noch für die Saison 2012.
Nach Japan ist sie dennoch bereits in diesem Jahr gereist, um noch einmal ein letztes Mal in der laufenden Saison im Japan Cup an den Start zu gehen. Die Prüfung über 2.400 Meter ist das wichtigste Rennen des Landes, und sie zählt selbstverständlich auch zu den am meisten begehrten Titeln in der gesamten Turf-Welt.
Natürlich flog Danedream am Dienstag letzter Woche in Begleitung von Cynthia Atasoy, ihrer Pflegerin und engsten Bezugsperson. Sie habe es schon immer geahnt, dass ihre „Püppi“ etwas Besonderes sei, hatte Cynthia nach dem großen Erfolg in Paris allen gesagt.
Zwar wird der Japan Cup erst am 27. November gelaufen. Wenn jedoch Pferde aus fremden Kontinenten einfliegen, ist es internationale Praxis, dass sie zunächst ein paar Tage in Quarantäne gehen. Daher der so zeitige Abflug von Amsterdam aus. Erst nach der Quarantänezeit und den üblichen Checks der Veterinäre kann Danedream in diesen Tagen in eine Box auf der Tokioter Rennbahn umziehen, wo sie unter Andrasch Starke und unter den Augen ihres Trainers auch noch eine Schlussarbeit absolvieren wird, die zweifellos bereits von einem Heer von Medienvertretern beobachtet werden wird.
Ganz Japan elektrisiert
Als Gewinnerin im Prix de l’Arc de Triomphe geht sie, wie man sich denken kann, nun als Favoritin in die hochkarätige Prüfung. Dem Sieger oder der Siegerin winken dabei nicht weniger als umgerechnet zirka 2,3 Millionen Euro. Wenn der Japan Cup entschieden wird, steht das gesamte Land für diese Zeit nahezu still. Neben den über 150.000 Zuschauern, die live auf der Rennbahn mit dabei sind, verfolgen die besonders Turf-verrückten Japaner das Rennen wie elektrisiert millionenfach im TV, auf ihren Laptops oder den Screens auf Flughäfen und Bahnstationen. Und natürlich kennen alle längst den Namen Danedream, den des galoppierenden Stars „Made in Germany“.
Geboren in Niedersachen
Angefangen hat die märchenhafte Story im niedersächsischen Soltau-Moide. Dort wurde Danedream am 7. Mai 2008 geboren. Ein kleines Stutfohlen, auf wackeligen Beinchen und immer nur die Nähe ihrer Mutter namens Danedrop suchend. Wie es alle Fohlen tun, egal, wo sie das Licht der Welt erblicken. Die Kleine war nichts Besonders, vielleicht etwas arg klein, hatte aber keine Makel und präsentierte sich kerngesund.
Der Brümmerhof ist im Besitz von Gregor Baum, einem hannoverschen Unternehmer. Er ist ein bekannter Mann im deutschen Galopprennsport, und auch seine Frau Julia beschäftigt sich intensiv mit dem Geschehen auf dem Gestüt. Der Brümmerhofer Gestütsherr hält zudem eine größere Zahl eigener Pferde im Rennstall, u.a. bei Trainer Peter Schiergen in Köln.
Aber Brümmerhof ist vor allem auch ein Auktionsgestüt, das seine jungen Hengste und Stuten vielfach zu den Auktionen schickt. Es gehört sogar zu den führenden hierzulande. Wenn der Preis stimmt, werden die Pferde verkauft, vorrangig als Jährlinge auf der BBAG-Auktion am Rande der Großen Woche in Baden-Baden Anfang September. Schon eine ganze Reihe guter Pferde aus Brümmerhof gewann demzufolge für ihre neuen Besitzer später große und größte Rennen. Zuweilen mussten die Käufer dafür allerdings viel, viel tiefer in die Taschen greifen als bei Danedream.
Ein Schnäppchen für 9.000 Euro
Dass sie als Zweijährige für 9.000 Euro zu haben war, ist natürlich eine Ausnahme. Kurz und knapp: Dass sich Danedream zu einer Weltklassestute entwickeln würde, war zuvor selbst allen Experten-Augen verborgen geblieben. Der Wuppertaler Turf-Agent Dirk Eisele von der BBA Germany hatte allerdings Helmut Volz angeraten, sie zu kaufen. Vermutlich wohl in erster Linie vor dem Hintergrund, dass er Jahre zuvor ihre Mutter aus Irland nach Deutschland geholt hatte - und er nun zumindest glaubte, seinem Kunden ein grundsolides Pferd verschaffen zu können, ein „Spaßpferd“ eben.
Wenn Danedream jetzt im Japan Cup startet, wandelt sie gleichzeitig auf den Spuren keines Geringeren als des schon erwähnten großen Hengstes Lando. Er hatte als erstes deutsches Pferd den Japan Cup bereits 1995 gewonnen. Davor und danach gab es diverse Versuche deutscher Starter, die teils aller Ehren wert, aber nie von Erfolg gekrönt waren.
Auch Lando wurde in Köln trainiert, damals noch von Altmeister Heinz Jentzsch im Stall Asterblüte, dessen Nachfolger ist Peter Schiergen.
Aushängeschild der Kölner Trainingszentrale
Seit im Weidenpescher Park Rennpferde trainiert werden, gibt es eine Vielzahl von Hengsten und Stuten, die von der Domstadt aus hinaus in die Welt zog, um rund um den Globus bedeutende Prüfungen nach Deutschland zu holen. Lando gehörte dazu, ebenso sein Vater Acatenango. Und nicht zu vergessen: der Wallach Quijano, der ein wahrer Globetrotter war und dessen internationale Starts ihn u.a. nach Dubai, nach Kanada und in die USA geführt hatten.
Danedreams Sieg in Paris ist jedoch der größte aller Erfolge, die je ein Pferd nach Köln-Weidenpesch geholt hat. Nach Weidenpesch, dieser feine Unterschied muss auf jeden Fall gemacht werden. Denn bereits 1975 hatte schon einmal ein Rennpferd aus Köln die gesamte Turf-Welt ins ungläubige Staunen versetzt. Dies war der Hengst Star Appeal, der seinerzeit zwar erst von Toni Pohlkötter auch im Kölner Norden betreut wurde, dann aber ins rechtsrheinische Rath-Heumar übersiedelte, wo ihn Theo Grieper auf dem Trainingsgelände des Gestüts Röttgen zu einem Sensationsgewinner im Prix de l‘ Arc de Triomphe formte. Auch Star Appeal war seinerzeit bereits ein „Wunder aus Köln“ gewesen.
Hohe Auszeichnung in London
Das nun zweite vierbeinige „Wunder aus Köln“ wird am 27. November also noch einen weiteren großen Auftritt haben. Diesmal in Tokio, zirka 9.343 Kilometer Luftlinie entfernt vom Kölner Heimatstall. Doch nicht nur die Reise ist viel weiter als jene nach Paris. Auch Danedreams Status hat sich verändert. Sie kommt keineswegs mehr als Außenseiterin, sondern jetzt vielmehr als Favoritin und zurzeit beste Stute der Welt nach Japan. Die überdies in der vergangenen Woche noch eine hohe Auszeichnung in London erhalten hat. Bei den alljährlich vergebenen Cartier Awards für Europas beste Vollblüter beherrschte Danedream klar die Kategorie „Dreijährige Stuten“.
Sonntagmorgen Liveübertragung auf der Weidenpescher Rennbahn
Wie sich die Arc-Siegerin Danedream in Japan schlägt (Start ist um 7.20 Uhr), kann auf der Kölner Rennbahn in der XXL-Wettannahme unter der Zweiten Tribüne (Eingang Rennbahnstraße, Ecke Sportstraße) live verfolgt werden. Öffnungszeit ist um 7.00 Uhr, und es scheint ratsam, früh genug vor Ort zu sein. Aus allen Himmelsrichtungen werden nämlich Danedream-Fans erwartet, sodass man sich trotz der ungewohnt frühen Morgenstunde sicher keinerlei Sorgen um die Stimmung zu machen braucht.
Quelle: www.koeln-galopp.de