"Come back on St. Leger's day"
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TurfTimes:
Der Finanzteil der F.A.Z.-Montagsausgabe gehört nicht unbedingt zur Pflichtlektüre eines Turf-Fans, es sei denn, er ist auf der Suche nach "heißen" Börsentipps, um die Wettverluste des Wochenendes wieder auszugleichen, doch wird eine solche Suche angesichts des seriösen Charakters der F.A.Z. nur selten von Erfolg gekrönt sein. An diesem Montag dürfte der Finanzteil der F.A.Z. jedoch eine der wenigen Stellen der deutschen Tagespresse gewesen sein, in der vom Ausgang des englischen St- Legers in Doncaster zu lesen war (klick). Zwar spielten die Protagonisten des letzten klassischen Rennens der englischen Turf-Saison nur eine Nebenrolle, doch immerhin garnierte ein aktuelles Foto vom Zieleinlauf mit Kew Gardens vor Lah Ti Dar den Artikel.
Das Hauptinteresse der F.A.Z. galt der Analyse einer speziellen Börsenstrategie, deren Umsetzung an die Termine zweier klassischer Rennen des englischen Turfs, 2000 Guineas und St. Leger, gekoppelt ist. Da die Kursentwicklung von Aktien in den Sommermonaten oft unterdurchschnittlich im Vergleich zum restlichen Jahr ist, empfiehlt diese uralte saisonale Börsenstrategie den Verkauf von Aktien im Mai und den Wiedereinstieg im September, um die sommerlichen Kursveruste zu vermeiden. In England werden die genauen Zeitpunkte, wann die Aktien aus dem Portfolio verkauft werden sollen und wann ein Wiedereinstieg empfehlenswert ist, an den Terminen der 2000 Gunieas (Anfang Mai) und des St. Legers (Mitte September) festgemacht. Historisch ließ sich ein diese Strategie rechtfertigendes saisonales Muster der Aktienkurse schon in frühen Börsenzeiten beobachten und wurde u.a. damit erklärt, dass die vermögende britische Elite des 19. und frühen 20. Jahrhunderts während der englischen Rennsaison London und die Börse verließ und dadurch Käufer an der Börse fehlten. Heutzutage greifen solche Erklärungen nicht mehr, dennoch ist das Motto "Sell in May and go away, come back on St. Leger's day" immer noch sehr populär an der Börse. Die F.A.Z.-Analyse zeigt allerdings die Schwächen dieser Strategie auf, so dass man als Turf-Fan 2000 Guineas und St. Leger besser als imposante Großereignisse des englischen Turfs genießen sollte und nicht als Tippgeber für das Timing von Börsenaktivitäten.