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Britische Invasion ins Rheinland

Gestüt Auenquelles Global Bang ist der Hoffnungsträger auf den kaum zu erwartenden Heimsieg im Mehl-Mühlhens-Rennen am Pfingstmontag in Köln Foto: www.galoppfoto.de

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Turf aktuell

Eine britische Invasion im deutschen Hengste-Klassiker, dem seit einigen Jahren als erstes klassisches Rennen der heimischen Turf-Saison gelaufenen Mehl-Mülhens-Rennen - German 2000 Guineas (Gruppe II, 1600m, 153.000 €), hat durchaus Tradition: Schon immer zog die Prüfung seit ihrer internationalen Öffnung im Jahr 1991 Gäste von der Insel in stärkerem Maße als andere deutsche Gruppe-Rennen an. Der Grund dafür liegt im gebotenen Preis-Leistungs-Verhältnis aus britischer Perspektive. Während viele deutsche Gruppe-Rennen in ihrer finanziellen Ausstattung in Europa kaum noch konkurrenzfähig sind, bietet dieses Rennen immerhin 153.000€ auf Gruppe II-Parkett und einen „klassischen“ Blacktype-Erfolg für’s Deckhengst-Pedigree, das kann sich durchaus sehen lassen.

Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist allerdings auch aus einem anderen Grund für britische Gäste attraktiv, der aus deutscher Perspektive nicht so schmeichelhaft ist: Im hiesigen Klassiker, der seit nunmehr 28 Jahren seine Heimat auf der Kölner Rennbahn hat, kann man auch mit der zweiten Garnitur das Preisgeld abräumen. Auch wenn es einzelne Gegenbeispiele wie den Briten Excelebration vor zwei Jahren gab, so zeigt die Rückschau auf die letzten beiden Jahrzehnte, dass in Köln der Siegerkranz nicht selten einem auf der Insel nicht zur Elite rechnenden Vertreter der britischer Zucht umgehängt wurde. Anders als in den Steher-Rennen ist es in dieser Meilen-Prüfung vergleichsweise leicht, die heimischen Vertreter auf die Verliererstraße zu schicken.

Am Pfingstmontag stellen die Gäste von der Insel bei der diesjährigen Auflage des Hengste-Klassikers sogar die numerische Mehrheit: Sechs der elf Starter kommen aus dem Mutterland des Turfs und treffen auf nur vier deutsche Konkurrenten und dem wohl hoffnungslos überforderten Franzosen Peace At Last (Fabrice Veron). Im britischen Sextett kann der von Richard Hannon trainierte Law Enforcement als einziger Starter bereits auf einen Gruppe I-Erfolg verweisen, doch muss relativierend eingeschränkt werden, dass dieser im letzten Oktober in Mailand stattfand. Dennoch wird der Lawman-Sohn, der Ende März in Dubai im dortigen Derby Fünfter wurde, wohl als Favorit an den Ablauf kommen, hat er doch in seiner Youngster-Saison insgesamt bereits vier Siege feiern können.

Einmal saß dabei auch Sean Levey in seinem Sattel, der ihn auch in Köln reiten wird und dabei einen seiner größten Erfolg im Rennsattel feiern könnte. Der aus dem südafrikanischen Swaziland stammende Reiter hat seine Jockey-Ausbildung am Ballydoyle-Quartier von Aidan O’Brien begonnen. Vor zwei Jahren wechselte er zu Richard Hannon ins englische Newmarket und etablierte sich in der dortige Jockey-Szene, auch wenn er nicht zur Top-Kategorie auf der Insel gehört und nur selten in Gruppe-Rennen im Sattel ist.

Das sieht beim Reiter des Godolphin-Vertreters Tawhid schon ganz anders aus, immerhin begleitet den Schützling von Saeed Bin Suroor der bereits im englischen Derby und im Dubai World Cup siegreiche Mickael Barzalona nach Köln. Doch war Tawhids Saisondebüt als abgehängter Letzter in den auf Gruppe III-Niveau gelaufenen Craven Stakes in Newmarket wenig aufregend. In der vergangenen Saison gelang dem Invincible Spirit-Sohn schon ein Sieg in einem Gruppe III-Rennen in Newbury, wobei er u.a. mit Boomshackerlacker (Patrick Cosgrave) auch einen seiner Kölner Gegner hinter sich ließ. Der Saisondebütant Boomshackerlacker konnte bislang nur auf Listenebene siegen und sich zweimal auf Gruppe-Parkett platzieren, wodurch er unter den britischen Gästen als Außenseiter einzustufen ist.

Besser gefällt der von Marco Botti, dem vor zwei Jahren mit Excelebration der Sieg in Köln gelang, ins Rheinland beorderte String Theory (Adam Kirby), auch wenn der Medicean-Sohn bislang erst ein Maidenrennen am Maifeiertag in Kempton gewann. Der Stil des überlegenen Erfolgs machte hierbei die Musik. Der Sprung von einem Class 5-Rennen in Kempton auf Gruppe II-Niveau in Köln ist allerdings gewaltig, doch ist der erst zweimal gelaufene String Theory, der schon eine bewegte Auktionshistorie mit Besitzerwechseln als Fohlen und Jährling aufweist, bislang kaum stichhaltig einzuschätzen.

Verbessert haben könnte sich auch One Word More (Steven Drowne), der die Saison Mitte April mit einem Erfolg auf dem Allwetterkurs in Kempton begann. Im letzten Jahr musste er auf Gruppe-Ebene in seiner Heimat Grenzen bekennen, zu mehr als einem Maidensieg und einem 2. Platz auf Listenebene in Frankreich reichte es nicht.

Den Sechsten im britischen Bunde kennt das deutsche Rennbahnpublikum bereits von seinem Auftritt bei der letzten Großen Woche in Baden-Baden. Der von Mick Channon trainierte Ayaar (Martin Harley) gewann bei dieser Gelegenheit das zur Gruppe III rechnende Zukunftsrennen und zeigte dabei seine wohl beste Karriereleistung. Der anschließende Ausflug auf Gruppe I-Parkett in Irland blieb ebenso wenig von Erfolg gekrönt wie seinen beiden diesjährigen Starts in Handicaps.

Welcher deutsche Dreijährige kann gegen diese britische Invasion bestehen? Nach der Vorstellung im Krefelder Busch-Memorial sollte Gestüt Auenquelles Global Bang (Adrie de Vries) der größte Hoffnungsträger sein. Der von Mario Hofer trainierte Manduro-Sohn zeigte als Zweiter in dieser Gruppe III-Prüfung eine starke Leistung und ließ u.a. auch den „Winterfavoriten“ Limario (Alexander Pietsch) hinter sich. Limario aus dem Hoppegartener Championstall von Roland Dzubasz versucht am Pfingstmontag den suboptimalen Eindruck seines Saisondebüts vergessen zu machen und wieder an den Gruppe-Treffer des Vorjahres anzuknüpfen.

Erst in zweiter Linie kommen die beiden anderen deutschen Starter in Frage, auch wenn dem Schiergen-Schützling Royal Fox (Dennis Schiergen) stets eine hohe Wertschätzung am Asterblüte-Stall galt. Der ebenfalls von Manduro abstammende Hengst tat sich in der Maidenklasse unerwartet schwer und brauchte drei Anläufe, um Mitte April in München endlich seine Maidenschaft abzulegen. Dabei gewann er zwar in überlegenem Stil, doch trifft er diesmal ganz andere Gegner. Auch der von Andreas Wöhler, dessen Stalljockey Eduardo Pedroza bezeichnenderweise in Hannover in einem Listenrennen reitet, für das Mehl-Mülhens-Rennen ausgewählte Mauriac (Andrasch Starke) hat nach einem Erfolg auf Maidenebene schon mehrfach im letzten und in diesem Jahr Grenzen bekennen müssen, so dass er kaum als klassischer Sieger vorstellbar ist. Besser vorstellbar ist da schon eine komplette britische Dreierwette in Köln, die alle deutschen Starter zu Statisten verdammt.

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