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BBAG-Jährlingsauktion 2024: Rekord und solider Schnitt

www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 833 vom Freitag, 06.09.2024

Wenn die Sonne scheint, ist die Laune in der Regel gut. Auch wenn die Temperaturen, wie eigentlich fast die ganze Woche in Iffezheim, am vergangenen Freitag auf dem Auktionsgelände der BBAG schnell auf über 30 Grad kletterten, was die Menschen vorzugsweise den Schatten suchen ließen. Auch der Mittelpunkt des Interesses, die Jährlinge, konnten ihre Erschöpfung teilweise nicht verbergen, was tags zuvor, als die entscheidenden Besichtigungen anstanden, fast noch deutlicher zu registrieren war. Keine Irritation darüber bei den Interessenten, denn wer einen bestimmten Jährling inspizierte, nahm das natürlich in Kauf, Regenerationszeiten gibt es noch reichlich. 

So dürften die meisten Menschen am Freitagabend durchaus froh gestimmt das Gelände verlassen haben und auch bei der BBAG wird man nicht unzufrieden gewesen sein, auch wenn bei dieser Jährlings-Auktion die Ergebnisse der beiden Vorjahre knapp verfehlt wurden. Von 210 in den Ring gekommenen Jährlingen wurden 153 verkauft, die Verkaufsrate lag bei 73,33% (2023: 74,77%). Der Gesamtumsatz betrug etwas mehr als 7,4 Millionen Euro, der Schnitt pro Zuschlag 48.120 Euro (2023: 49.518 Euro). 

Das sind Zahlen, mit denen man im internationalen Vergleich durchaus leben kann, denn der Blick nach Großbritannien und Frankreich zeigt, dass dort die relevanten Kennziffern aktuell teilweise noch deutlicher heruntergehen. Das gilt besonders für die Verkaufsrate, es wurden im Gegensatz zu den Vorjahren deutlich mehr Pferde nicht abgegeben. Wobei dort viel weniger “owner-breeder” Verkäufer sind als bei uns, wo im Zweifel der nicht für einen bestimmten Preis verkaufte Jährling in den eigenen Rennstall einrückt.

Zahlreiche Anbieter zogen ein positives Fazit. Brümmerhof natürlich wegen des spektakulären Salestoppers.Fährhof (Andreas Jacobs: “Wir sind durchaus zufrieden”), Park Wiedingen mit einem kleinen, aber exzellenten Lot, Röttgen, vor allem, was die Windstoß-Nachkommen betraf. Andere zogen dann schon ein etwas längeres Gesicht, wobei das Angebot dann auch nicht die gewünschte Resonanz fand. Unterschiedlich wurden zudem die aus Frankreich vorgestellten Jährlinge akzeptiert, doch waren dort die Vorstellungen jedoch durchaus realistisch. 

Der Salestopper

Dass es sich bei der Katalognummer 67 um einen der Favoriten des Tages handeln würde, war allen Beteiligten klar. Bei einem Gestütsbesuch vor einigen Wochen konnte mit einem Blick festgestellt werden, dass der Camelot-Hengst aus der Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Diamanta (Maxios) das mit Abstand beste Angebot des Gestüts Brümmerhof war. Del Maro, ein Top-Jährling ohne Fehl und Tadel. Die Erwartungen lagen logischerweise im mittleren sechsstelligen Bereich, dass es dann ein neuer BBAG-Rekord wurde, kam unerwartet. “Wir hätten auch für weniger verkauft”, konstatierte Brümmerhof-Supremo Gregor Baum

Dass es so hoch ging, lag daran, dass gleich drei Schwergewichte der internationalen Szene am Ball waren. Von Beginn an bestimmte Trainer Joseph O’Brien mit dem Handy am Ohr und Philip von Ullmann an seiner Seite das Tempo, dem Vernehmen nach war der Ire für katarische Interessen unterwegs. Doch nicht weit entfernt standen für Godolphin Anthony Stroud und David Loder, die keinen Zweifel daran ließen, dass sie den Hengst nach Newmarket nehmen wollten. Und schließlich schaltete sich auch noch Coolmore ein, wobei David O’Loughnane die Instruktionen fernmündlich bekam und Alex Elliott das Bieten übernahm. Noch bei Geboten um die 800.000 Euro waren alle Parteien mit im Spiel, erst die 850.000 Euro von Anthony Stroud wollte niemand mehr kontern, es drängte sich ohnehin der Eindruck auf, dass dieser noch höher gegangen wäre. 

“Es ist ein herausragender Hengst, aus einem Vater von klassischen Siegern aus einer Gr. I-Siegerin”, gab Stroud zu Protokoll, “selten genug findet man solche Pferde und wenn Joseph O’Brien, Alex Elliott und Coolmore an ihm interessiert sind, dann muss man sich schon bemühen. Er kommt aus einem hervorragenden Gestüt und hat ein sehr gutes Exterieur. Charlie Appleby wird ihn trainieren.” Dass der Hammerschlag von Auktionator John O’Kelly von Beifall begleitet wurde und im Brümmerhofer Lager große Emotionen auslöste, war nur folgerichtig. 

Anzumerken bleibt, dass Godolphin noch einen weiteren Kauf tätigte, ein von der Stiftung Fährhof angebotener Teofilo-Hengst aus der listenpatziert gelaufenen Conscious (Maxios) - Co-Züchter ist die Familie Niarchos - wurde für 150.000 Euro gekauft. 

Das Park Wiedingen-Quartett

Fünf Jährlinge hatte das Gestüt Park Wiedingen nach Iffezheim geschickt, ein ausgewogenes, bestens vorgestelltes Lot, das schon beim Gestütsbesuch ins Auge stach. Eine Stute wurde wieder mit nach Hause genommen, verkauft wurden die anderen vier, sämtlich sechsstellig, ein formidables Ergebnis. 

Mit einem Zuschlag von 320.000 Euro war dabei ein Soldier Hollow-Bruder u.a. von Whispering Angel (Soldier Hollow) und Winning Spirit (Soldier Hollow) die Nummer eins. Alex Elliott musste bis zu 320.000 Euro gehen, um ihn sich für einen Klienten von Ralph Beckett zu sichern. “Für mich es von Physis her das herausragende Pferd”, kommentierte er seinen Kauf, “die Mutter hat ausgezeichnet zu Soldier Hollow gepasst und mit ihm eine Champion-Zweijährige gebracht. Anthony Stroud war Unterbieter, das passiert selten genug.”

Für 200.000 Euro erwarb Liberty Racing für sein “Platin”-Syndikat einen Gleneagles-Bruder der einstigen Champion-Zweijährigen Dhaba (Areion). “Wir haben mit Palladium, einem Gleneagles-Sohn, das Derby gewonnen und hatten in der Vergangenheit mit Park Wiedingern viel Erfolg”, meinte Liberty Racing’s Lars-Wilhelm Baumgarten, “der Hengst war unsere erste Wahl bei dieser Auktion.” 

Healthy Wood, ein japanisches Unternehmen mit vielfältigen Interessen in Europa, ersteigerte für 160.000 Euro eine Soldier Hollow-Schwester der aktuell drei Jahre alten, gruppeplatziert gelaufenen Egina (Soldier Hollow). Und schließlich trug sich auch noch Eckhard Sauren bei einem Park Wiedinger in die Käuferliste ein, als er einen Japan-Hengst aus der Whispering Angel (Soldier Hollow) für 120.000 Euro erwarb. 

Fünf Sauren-Käufe

Mit fünf Zuschlägen zählte der Kölner Dachfondsmanager und Rennvereins-Präsident einmal mehr zu den stärksten Käufern der Auktion. Tief in die Kasse greifen musste er bei einer Ebbesloherin, denn die Zarak-Stute aus der Gr. III-Siegerin Sconset (Soldier Hollow), die über Ronald Rauscher angeboten wurde, kostete 155.000 Euro. Unterbieter war Panorama Bloodstock, das mutmaßlich für den Stall Grafenberg tätig war. “Sie war eine unserer Favoritinnen und der Preis war fair”, sagte Sauren. “Mehr Geld, als wir eigentlich ausgeben wollten”, war sein Kommentar zu der vom Gestüt Görlsdorf angebotenen Kingman-Stute aus der Sea The World (Sea The Stars), einer rechten Schwester von Sea The Moon, die für 200.000 Euro zugeschlagen wurde, “aber das Papier spricht für sich und wir fanden die Stute sehr gut.” Bei den Hengsten erwarb Sauren aus dem Brümmerhof-Lot einen Kodiac-Bruder des Champion-Sprinters Namos (Medicean) für 105.000 Euro. Es würde wundern, wenn er nicht im kommenden Jahr an den Start kommt. 

Sechsmal Liberty - Zwölfmal HFTB

Sieben Jährlingskäufe - das waren die Überlegungen von Liberty Racing im Vorfeld der Auktion. Sechs sind es schließlich geworden, verteilt auf zwei Syndikate. Neben dem Gleneagles-Hengst aus Park Wiedingen wurde noch einmal ein sechsstelliger Betrag ausgegeben, für einen Teofilo-Hengst aus der Gr. II-Zweiten Asoof (Dubawi), der 140.000 Euro kostete. Offeriert über Stauffenberg Bloodstock war es ein enormer Pinhooking-Erfolg, hatte der Jährling doch vergangenen Oktober bei Goffs 20.000 Euro gekostet. 

Zu den deutschen Käufern im höheren Bereich zählten ansonsten der Stall Grafenberg, der über Panorama Bloodstock u.a. den Japan-Erstlng der klassischen Siegerin Lancade (Areion) für 110.000 Euro ersteigerte, der Stall Mandarin, der Stall Salzburg, Philip von Ullmann - von ihm gehen jedoch auch Pferde zu Joseph O’Brien - und natürlich Holger Faust, der mit seiner HFTB Racing Agency für Darius Racing und die Bringo Stables gleich auf zwölf Kaufzetteln auftauchte. Stefan Oschmann unterstützte dabei einmal mehr seinen Derbysieger Isfahan (Lord of England), wobei es einmal sechsstellig wurde. Das war bei einer von Isfahan stammenden Vertreterin der Sacarina-Linie der Fall. Angeboten vom Gestüt Karlshof brachte sie 100.000 Euro. 

Von den ausländischen Käufern ist das irische Ballylinch Stud zu erwähnen, das Lizzy Sainty nach Iffezheim geschickt hatte. Sie ersteigerte für 190.000 Euro eine vom Stall Parthenaue angebotene Lope de Vega-Tochter der mehrfach listenplatziert gelaufenen Lips Eagle (Gleneagles). “Eine typische Tochter ihres Vaters”, meinte sie, “sie kam auch bestens vorbereitet in den Ring und wird jetzt erst einmal nach Irland gehen.”

Der englische Agent Jeremy Brummitt, dessen genialer Kauf in Iffezheim die inzwischen zweifache Gr.-Siegerin Tamfana (Soldier Hollow) war, kam nicht nur im mittleren Bereich zum Zuge, sondern auch bei einer Fährhofer Night of Thunder-Stute aus der Campea (Kingman). Sie kostete 140.000 Euro. 

Die Nachwuchshengste

Besonders im Fokus standen die erstmals in Iffezheim vertretenen Nachkommen der deutschen Nachwuchshengste JapanAlson und Windstoß. Quantitativ das größte Lot hatte der Etzeaner Japan (Galileo), von dem schon eine gewisse Zahl seiner Söhne und Töchter zurückgekauft wurden, doch gab es immerhin drei sechsstellige Zuschläge, bemerkenswert, da seine Anfangsdecktaxe 11.000 Euro betragen hatte. Das waren neben den erwähnten Söhnen der Whispering Angel und Lancade vor allem der von Etzean angebotene Mountbatten, ein Sohn der mehrfachen Gr.-Siegerin Monami (Sholokhov) und somit Bruder der klassischen Siegerin Miss Yoda (Sea The Stars). Er ging für 140.000 Euro an Stuart Boman von Blandford Bloodstock. “Er war meine Wahl bei dieser Auktion”, sagte er, “hat mir von Anfang an gefallen.” Einen finalen Klienten für den Hengst konnte er nicht nennen, es geht Richtung Newmarket. 

Alson (Areion) bekam Unterstützung vor allem von Philip von Ullmann, denn schließlich ist das Gestüt Schlenderhan maßgeblich an dem in Fährhof stehenden Hengst beteiligt. Bei 100.000 Euro fiel zu seinen Gunsten der Hammer bei einer Stute aus einer Frankel-Mutter und auch einen Brümmerhofer Hengst erwarb er, dieser kostete 80.000 Euro. 

Die positive Überraschung war sicherlich Windstoß. Das Gestüt Röttgen hatte drei seiner Söhne von ihm nach Iffezheim verladen, sämtlich bestens präsentiert, und wurde mehr als belohnt. Ein Sohn der Damour (Azamour) ging für 120.000 Euro über Fabian-Xaver Weißmeier an Schweizer Interessen, die beiden anderen blieben für 50.000 bzw. 49.000 Euro ebenfalls in Deutschland. Wobei sicher erwähnenswert ist, dass die Decktaxe des Derbysiegers bei 4.000 Euro liegt.

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