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Tattersalls: Millionen-Zuschläge, aber Rückgang beim Umsatz

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 639 vom Freitag, 09.10.2020

Es dauerte keine dreißig Minuten am Dienstag, dem ersten der drei Tage von „Book 1“ der October Yearling Sale von Tattersalls, da gab es einen Kaufzettel, auf dem der Name Godolphin stand. Bei einem aus Irland gekommenen Frankel-Hengst, er kostete 280.000gns. Und die Befürchtungen des Auktionshauses, ja der ganzen Branche, dass das Unternehmen von Scheich Mohammed bei dieser wichtigsten Versteigerung von Jährlingen in Europa ähnlich defensiv agieren würde wie auf den Auktionen in den vergangenen Wochen weltweit, schienen sich nicht zu erfüllen.

Godolphin war investitionsfreudig, das zeigte sich im weiteren Verlauf der Auktion. Am Ende standen 22 Zuschläge für 16,43 Millionen gns. zu Buche. Vergangenes Jahr waren es 19 Jährlinge für 17,575 Millionen gns. „Qualität geht vor Quantität“ hatte Chefeinkäufer Anthony Stroud zur diesjährigen Marschrichtung gesagt. Shadwell war Käufer von zehn Jährlingen für gut drei Millionen gns.

Die höchsten Preise zahlte allerdings die Coolmore-Connection in Person von M.V.Magnier., auf den 14 Jährlinge für rund 9,78 Millionen gns. geschrieben wurden. Es war klar, dass die Iren am Donnerstag die vom Newsells Park Stud angebotene Galileo-Tochter der Shastye (Danehill) im Auge hatten, handelte es sich dabei doch um die rechte Schwester der von Aidan O’Brien trainierten Gr. I-Sieger Japan (Galileo) und Mogul (Galileo). 3,4 Millionen gns. mussten für die Stute angelegt werden, womit Shastye für das Gestüt der Familie Jacobs zu einer wahren Cashcow geworden ist. Von ihren Söhnen brachte Sir Isaac Newton (Galileo) 3,6 Millionen gns., Mogul erlöste wie jetzt seine Schwester 3,4 Millionen, wohingegen Japan mit 1,3 Millionen fast schon preiswert war. In den Deal involviert war auch Georg von Opel, der bei dem Bieteduell – es ging wohl gegen David Redvers – mit dem Coolmore-Team zusammenstand.

Diese Besitzergemeinschaft tat sich auch bei einer weiteren Stute im hochpreisigen Bereich zusammen. 2,8 Millionen gns. kostete eine Galileo-Stute aus der Prize Exhibit (Showcasing), Siegerin in vier Gr.-Rennen in den USA, dort auch Gr. I-platziert. Sie ist eine rechte Schwester des Shadwell-Hengstes Mohaather (Showcasing), vor einigen Wochen Sieger in den Sussex Stakes (Gr.I) und künftiger Deckhengst für Hamdan Al Maktoum im Nunnery Stud.

Der teuerste Hengst ging an Käufer, die schon vor einigen Wochen bei Arqana für Schlagzeilen gesorgt haben. Damals erwarb der Agent Oliver St. Lawrence für 2,5 Millionen Euro einen Dubawi-Bruder des aktuellen Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I)-Siegers Sottsass (Siyouni), er ging an ein Besitzersyndikat mit Mitglieders des Königshauses von Bahrain. Und genau diese Klientel, vertreten durch den Trainer und Gestütseigner Fawzi Nass, ließ am Dienstag für 2,7 Millionen gns. einen Kingman-Bruder zum St. James’s Palace Stakes (Gr. I)- und 2000 Guineas (Gr. I)-Sieger Galileo Gold (Paco Boy) ersteigern. Für den Züchter Colin Murfit vom Pantile Stud in Cambridgeshire war der Kauf der Mutter Galiculix (Galileo) 2013 für 8.000gns. bei Tattersalls im Nachhinein eine persönliche Sternstunde. Der junge Hengst soll in England bleiben, ein Trainer steht noch nicht fest. Unterbieter war Coolmore.

Ein großer Tag war der Dienstag für das Floors Stud, das die Familie des im vergangenen Jahr mit 64 Jahren verstorbenen Duke of Roxburghe an der schottischen Grenze führt. Der Ruhm des Gestüts gründet sich vor allem auf die fünffache Gr. I-Siegerin Attraction (Efisio) und deren Nachkommen. Godolphin ersteigerte gleich zwei davon. 2,1 Millionen gns. brachte ein Dubawi-Hengst aus der Attraction-Tochter Cushion (Galileo), die selbst mehrfach gruppeplatziert gelaufen ist. Zu ihren Brüdern gehören der zweimalige Gr.-Sieger Elarqam (Frankel) und der Gr.-Sieger und Deckhengst Fountain of Youth (Oasis Dream). Aus der Attraction selbst kam ein rechter Bruder zu Elarqam in den Ring, auch er ging an Godolphin, kostete 1,1 Millionen gns. Die Mutter hatte in den vergangenen Jahren insgesamt fünf Jährlinge bei Tattersalls im Ring, sie brachten zusammen 4.685.000gns. Sie hat ein Hengstfohlen von Dubawi, trägt aktuell von Kingman. Floors Stud will aber die züchterischen Aktivitäten in Schottland einstellen und die Stuten anderswo unterbringen.

Gegen Oliver St. Lawrence und somit bahrainische Interessen musste sich Godolphin bei einer vom irischen Norelands Stud vorgestellten Frankel-Schwester des Epsom Derby (Gr. I)- und Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I)-Siegers Golden Horn (Cape Cross) durchsetzen. Ihr rechter Bruder Dhahabi (Frankel) war im vergangenen Jahr für stolze 3,1 Millionen gns. an Godolphin gegangen, der Zweijährige ist Sieger und war Zweiter in den Denford Stakes (LR). Die Schwester kostete jetzt zwei Millionen gns. Zu den Godolphin-Akquisitionen gehörte für 800.000gns. auch ein Dubawi-Sohn aus der Great and Small (Galileo), die dritte Mutter ist die Auenquellerin Grimpola (Windwurf).

Erstaunlich stark investierte der aus den USA angereiste Agent Mike Ryan, der für diverse Klienten 16 Jährlinge für rund 4,34 Millionen Dollar ersteigerte. Sie werden in den kommenden Tagen nach Nordamerika geflogen. Die immer interessanter werdenden Grasbahnrennen in den Staaten liessen ihn in Newmarket ihn in dieser Form aufschlagen. Sein teuerster Kauf war der einer Galileo-Schwester zum aktuellen Betfair Sprint Cup (Gr. I)-Sieger Dream of Dreams (Dream Ahead). Sie kostete 1,4 Millionen gns. 

Georg von Opels Westerberg-Operation hatte sich in den letzten Wochen bei den Auktionen sehr zurückgehalten, enttäuschend war sicherlich, dass er nicht in Iffezheim aufgetreten ist. Bei Tattersalls gab es neben seiner Beteiligung bei Coolmore zwei Käufe auf seinen Namen. Für 500.000gns. ersteigerte er eine Sea The Stars-Schwester des Gr. II-Siegers Desert Skyline (Tamayuz) aus der „Diamond“-Familie von Jean-Luc Lagardere. Etwas teurer war für 680.000gns. eine Siyouni-Stute aus der Anna Paola-Familie. Ihre Mutter war Siegerin und hat mit Horseplay (Cape Cross) bereits eine Gr. II-Siegerin gebracht.

Aus deutscher Sicht gab es eine Handvoll von Verkäufen, die über das Newsells Park Stud abgewickelt wurden. Eine vom Gestüt Hof Ittlingen gezogene Fastnet Rock-Stute aus der Listensiegerin Lopera (Monsun) ging für 190.000gns. an den Agenten Mike Ryan und wird wohl in die USA wechseln. Ihr von Sea The Stars stammender Bruder hatte als Fohlen an gleicher Stelle 400.000gns. erlöst, Godolphin kaufte ihn dann als Jährling für 875.000gns. Die Mutter hat ein Fohlen von Sea The Stars, war dieses Jahr bei Teofilo.

Das Gestüt Fährhof hatte zwei Jährlinge in „Book 1“: Ein Sea The Stars-Bruder zu Potemkin (New Approach) ging für 200.000gns. über Jeremy Brummitt an den australischen Trainer Danny O’Brien und wird demnächst eine größere Reise antreten. Nicht abgegeben wurde hingegen eine Kitten’s Joy-Tochter der Listensiegerin und Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Zweiten Sarandia (Dansili). Sie wurde für 170.000gns. zurückgekauft.

Philipp von Stauffenberg hatte in der Vergangenheit mit seinen Pinhooking-Aktivitäten Höhen und Tiefen erlebt. Unter „Höhen“ fiel ein Verkauf am Mittwoch, als eine von ihm vorgestellte Wootton Bassett-Stute für 600.000gns. an den Agenten Charlie Gordon Watson ging. Die Schwester der Listensiegerin Lady Galore (Raven’s Pass) hat vergangenen Sommer bei Arqana 190.000 Euro gekostet, wird zukünftig von André Fabre trainiert.

Ein exzellentes Ergebnis waren die 480.000gns., die für den vom Gestüt Görlsdorf gezogenen, von Stauffenberg vorgestellten Schneemann (Sea The Moon) gezahlt wurden. Der junge Hengst ist ein Bruder u.a. der Gr. III-Siegerin Powder Snow (Dubawi) und der Diana-Trial (Gr. II)-Zweiten Snow (Sea The Moon). Görlsdorf hatte die Mutter Snow Ballerina (Sadler’s Wells), die dieses Jahr einen rechten Bruder von Schneemann gebracht hat, 2015 bei Tattersalls aus dem Bestand von Darley für 27.000gns. gekauft. Die damals elf Jahre alte Stute war nicht tragend, doch ist sie eine Schwester des Epsom Derby (Gr. I)- und Prix de l’Arc de Triomphe (Gr. I)-Siegers Lammtarra (Nijinsky).

Trotz der teilweise hohen Zuschläge konnte das Niveau des Vorjahres nicht gehalten werden. Von den XXX vorgestellten Jährlingen wurden 369 für insgesamt 82,385 Millionen gns. verkauft, der Schnitt pro Zuschlag lag bei 223.266 gns. Im vergangenen Jahr betrug er 258.008gns, in den Jahren zuvor lag er noch höher. Nach drei Jahren kletterte der Gesamtumsatz erstmals wieder nicht über die 100 Millionen Guineas-Marke. Trotzdem zeigte sich Tattersalls angesichts der derzeitigen Situation nicht unzufrieden, denn die „big player“ der Branche waren durchaus investitionsfreudig. 2019 wurden in "Book 1" zehn Jährlinge zu einem siebenstelligen Preis zugeschlagen, diesmal waren es neun. Es zeigt sich aber unverändert ein allgemeiner Trend, mit mindestens rund zwanzig Prozent weniger Umsatz als im Vorjahr muss inzwischen jede Auktion rechnen.

Die October Yearling Sale wird am kommenden Montag mit „Book 2“ fortgesetzt, es schließen sich bis zum nächsten Wochenende auch noch „Book 2“ und „Book 3“ an.

Ein Video vom ersten Tag  der Auktion sehen Sie hier

https://www.tattersalls.com/videos/384

Und hier das Video von Tag zwei

https://www.tattersalls.com/videos/385

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