Der italienische Turf-Sonntag brachte das, was man eigentlich am italienischen Turf-Samstag erwartet hatte: Einen deutschen Erfolg in einem Gruppe-Rennen. Ort des Geschehens war daher nicht die Mailänder Rennbahn San Siro, sondern die Hauptstadtbahn Capannelle, die am Sonntag als Austragungsort des Premio Lydia Tesio (Gruppe I, 2000m, 209.000€) fungierte.
Zwei deutsche Stuten befanden sich im elfköpfigen internationalen Aufgebot, doch gingen sowohl Gestüt Karlshofs Sortilege als auch Gestüt Burg Ebersteins Cartaya als Außenseiterinnen ins Rennen. Dies hinderte die 4jährige Tiger Hill-Tochter Sortilege aus dem Gütersloher Quartier von Andreas Wöhler nicht an einem letztlich sicheren Erfolg unter Andrea Atzeni, einem jungen italienischen Jockey, der in Newmarket stationiert ist und noch am letzten Sonntag mit Seismos für das Gestüt Karlshof und Trainer Andreas Wöhler in Baden-Baden einen Gruppe-Treffer landen konnte. Diesmal konnte er sich auf der 135:10 Außenseiterin mit den besten Reserven in der Endphase sicher mit einer Länge Vorsprung gegen die favorisierte Cherry Collect (Fabio Branca), eine italienische Vertreterin des aktuellen Derby-Jahrgangs, die in ihrer Heimat in dieser Saison die Oaks d’Italia souverän gewonnen hatte, durchsetzen. Auf Rang 3 endete eine weitere Länge zurück die französische Gaststute Nowa Hawk (Olivier Peslier) knapp vor der mitfavorisierten Godolphin-Vertreterin Sajjhaa (Lanfranco Dettori). Für die zweite Deutsche Cartaya (Jamie Spencer), die lange Zeit in der insgesamt offenen Partie durchaus chancenreich gewirkt hatte, blieb in der Endabrechnung nur Rang 6 hinter der italienischen Seriensiegerin Wedding Fair (Mickael Barzalona).
Die siegreiche Sortilege kam in Rom zu ihrem ersten Gruppe-Sieg. Zuletzt hatte die bislang ausschließlich auf französischen Rennbahnen engagierte Vierjährige Mitte September auf Listenebene in Straßburg gewonnen, zuvor bereits eine Platzierung auf Gruppe III-Parkett in Longchamp geschafft, doch mit einem Erfolg auf höchstem Gruppe-Level war kaum zu rechnen. Noch im letzten Dezember war die Stute für 30.000 Euro auf einer Auktion in Deauville zu haben, wo sie aus dem Besitz der Gebrüder Wertheimer vom Gestüt Karlshof ersteigert wurde. Ihre erste Rennbahnsaison war noch weitgehend unspektakulär verlaufen. Anfangs von Andre Fabre trainiert, wurde sie im Spätsommer aussortiert und in das Quartier von Guy Henrot überstellt, der mit ihr zwei kleine Rennen in der französischen Provinz gewann. Erst in diesem Jahr kam es unter Obhut von Andreas Wöhler zur Leistungsexplosion, die nun in einem Gruppe I-Erfolg gipfelte, Für 30.000 Euro wird die Stute nun wohl nicht mehr auf dem Markt sein.