Der vergangene Sonntag brachte für die deutschen Gäste beim „White Turf Meeting“ im mondänen Schweizer Alpenort St. Moritz einen nahezu perfekten Auftakt beim ersten Renntag des eidgenössischen Turf-Jahres. Bei den sehr speziellen Galopprennen auf der Schneepiste des zugefrorenen Sees von St. Moritz gelangen deutschen Vertretern gleich zwei Siege. Ob sich dieses gute Ergebnis am bevorstehenden zweiten Meetingstag wiederholen lässt, bleibt abzuwarten. Waren es in der Vorwoche noch elf Deutsche, die ihre Chance im Nachbarland suchten, so treten diesmal nur sieben Vollblüter aus deutschen Ställen an, doch sind am Sonntag die Starterfelder quantitativ insgesamt nicht so stark bestückt wie zum Auftakt.
Ex-Championtrainer Andreas Wöhler schickt mit Rennstall Darbovens Russian Tango (Jozef Bojko) ein veritables Gruppe-Pferd in die Schweiz. Der 6jährige Hengst soll einen Konditionsstart absolvieren (das eigentlich dafür gedachte Rennen auf der Dortmunder Sandbahn fiel dem Rotstift zum Opfer) und dabei auch seine Eignung für den ungewohnten Untergrund unter Beweis stellen, bevor er am nächsten Sonntag im Grand Prix von St. Moritz an den Start geht. Vor drei Jahren gewann der Wöhler-Schützling Rolling Home mit demselben Rezept der schnellen Startfolge an zwei aufeinander folgenden Sonntagen das Schweizer Prestigerennen, ein Jahr später misslang allerdings die Wiederholung bei gleicher Vorgehensweise. Im Vorjahr errang der damalige Wöhler-Schützling Flash Dance nach einem Aufbaustart in Dortmund den 2. Platz in St. Moritzer Highlight hinter dem Schweizer African Art, ohne es zuvor auf Schnee probiert zu haben. Mit Russian Tango kehrt Wöhler wieder zur Vor-Ort-Vorbereitung zurück. Einen Spaziergang hat der einstige Derby-Dritte dabei allerdings nicht vor sich.
Unter seinen sechs Konkurrenten befindet sich besagter African Art (Daniele Porcu), der seinen letztjährigen Sieg im Grand Prix von St. Moritz wiederholen will, und dazu nach dem schwachen Abschneiden vor einer Woche jetzt einen weiteren Vorbereitungsstart absolviert. Auch drei weitere Gegner gehören noch zu den Aspiranten auf einen Start im Meetingshöhepunkt in einer Woche: der mittlerweile 9jährige Pont des Arts (Frederic Spanu), sein gleichaltriger Schweizer Landsmann Song of Victory (Olivier Placais) und der Ex-Ittlinger Saltas (Andre Best), der am Vorwochende mit einem 2. Platz in einer kleinen Prüfung seinen noch nicht überzeugenden Einstand im Nachbarland feierte. Pont des Arts und Song of Victory gehören seit Jahren zur Spitzengruppe der Galopper in der Schweiz und sind beide schon häufiger auch im St. Moritzer Grand Prix angetreten. Der von Andreas Schärer trainierte Pont des Art, der zudem ein häufiger Gast auch auf deutschen Rennbahnen war und dabei zu einer Gruppe-Platzierung in Baden-Baden kam, erzielte vor zwei Jahren hinter dem Bocskai-Schützling Winterwind den 2. Rang, blieb ihm Vorjahr als Achter dagegen blass. Song of Victory, ein Schützling von Miroslav Weiss, findet sich dagegen schon in der Siegerliste des höchstdotierten Rennens des Schweizer Turfs, allerdings liegt sein Erfolg schon vier Jahre zurück. Beim Versuch der Titelverteidigung im folgendenden Jahr endete nur als Vierzehnter. Wie Saltas war auch er bereits am letzten Sonntag am Start und beendete sein Rennen als Zweiter zu einem britischen Gast.
Mit dem Münchener Gast Targos kommt nur ein einziger weiterer Deutscher am Sonntag in einem normalen Flachrennen an den Start. Der ebenfalls von Jozef Bojko gerittene Hillis-Schützling bestreitet nach einem erfolglosen Ausflug zum Hindernismeeting in Cagnes-sur-mer jetzt ein Meilenrennen auf Schnee. Unter Höchstgewicht trifft er dabei auf fünf Gegner aus der Schweiz.
Die deutsche Spezialistin für die Schweizer Skikjöring-Rennen, Gestüt Bonas Mombasa (Adrain von Gunten), versucht am Sonntag ihrem Sieg aus der Vorwoche gleich einen weiteren folgen zu lassen. Die von Peter Schiergen trainierte 6jährige Stute kommt mit den speziellen Verhältnissen in St. Moritz stets gut zurecht und kann bereits auf drei Erfolge in Skikjöring-Rennen zurückblicken. Diesmal trifft sie auf neun Gegner, die meisten davon gehörten auch am Vorsonntag bereits zu ihren Konkurrenten. Drei weitere Deutsche, der Vovcenko-Schützling Mister Moon (Andy Willy) und das von der Recke-Paar, First Stream (Valeria Holinger) und Pegasus Again (Franco Moro), sind in dieser Skikjöring-Prüfung ebenfalls engagiert.
In einem weiteren Skikjöring-Rennen, bei dem allerdings das sportliche vom gesellschaftlichen Interesse überlagert wird, handelt es sich doch um ein Prominentenrennen, probiert es der von der Recke-Vertreter Oasis Knight nach seinem schwachen Abschneiden am Eröffnungstag jetzt im anderen Metier. Er wird den 34jährigen Schweizer Radrennfahrer Franco Marvulli, mehrfacher Welt- und Europameister sowie Silbermedaillengewinner im Bahnradfahren, an den Leinen über den Schneekurs ziehen. Anders als bei normalen Skikjöring-Rennen befindet sich hier noch ein weiterer Jockey im Sattel des Pferdes. Diese Rolle wird bei Oasis Knight Sabrina Wandt übernehmen.
National konzentriert sich das Interesse der Turf-Fans auf Dortmund. Dort stehen am Sonntag auf der Sandbahn acht Prüfungen auf dem Programm, wobei ein Handicap der mittleren Kategorie mit dem Lokalmatadoren Elgin (Martin Seidl) aus dem Quartier von Ralph Schaaf den Höhepunkt markiert.