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Der schwere Gang für Novellist

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Turf aktuell

TurfTimes: 

Ausgabe 285 vom Donnerstag, 03.10.2013

Das dramatische Finish beim letztjährigen Arc: Solemia (rechts) mit Olivier Peslier rauscht an Orfevre heran und auf den letzten Zentimetern vorbei. www.galoppfoto.de - Frank SorgeDas dramatische Finish beim letztjährigen Arc: Solemia (rechts) mit Olivier Peslier rauscht an Orfevre heran und auf den letzten Zentimetern vorbei. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Kein Superlativ wird in den Vorberichten zum Prix de l’Arc de Triomphe (Gruppe I, 2400m, 4,8 Mio. Euro) ausgelassen, um die herausragende Bedeutung dieses seit 1920 am ersten Oktobersonntag auf der Rennbahn Paris-Longchamp ausgetragenen Steherrennens zu betonen. Im Frühjahr sind es jeweils die nationalen Derbys, die Gegenstand aller Hoffnungen und Träume der Besitzer von 3jährigen Vollblütern sind. Im Herbst konzentriert sich alles auf den Arc, der mittlerweile zum europäisch-japanischen Saisonhighlight par excellence geworden ist.

Gerade in diesem Jahr, in dem gleich zwei chancenreiche Vertreter an den Start gehen, wird die japanische Fangruppe wieder besonders zahlreich auf die Rennbahn im Bois du Boulougne pilgern, um endlich Zeuge des ersten japanischen Arc-Erfolgs zu werden. Im letzten Jahr hallten die Jubelschreie der japanischen Fans schon von den Tribünen, doch wurde der schon wie der Sieger aussehende Orfevre auf den letzten Metern doch noch überlaufen. In diesem Jahr versucht es der eigenwillige Stay Gold-Sohn erneut und notiert nach dem Eindruck seines souveränen Erfolgs in einem der Arc-Trials vor drei Wochen bei den Buchmachern als Favorit. Der 5jährige Orfevre (Christophe Soumillon) wurde in dieser Saison nur sehr dosiert eingesetzt, der Arc war stets das ultimative Saisonziel, in dem er als frisches Pferd an den Ablauf kommt.

Sollte es auch diesmal für ihn nicht klappen, so heißt dies nicht, dass es nicht doch einen japanischen Arc-Triumph gibt. Mit dem Deep Impact-Sohn Kizuna (Yutaka Take) haben die turfverrückten Asiaten noch ein weiteres heißes Eisen im Feuer. Der amtierende japanische Derby-Sieger konnte in seinem Arc-Trial vor drei Wochen als Sieger ebenfalls überzeugen und rangiert daher auch im Vorderfeld des Arc-Wettmarkts mit Kursen unter 100:10.

Stärker als Kizuna werden nur die deutsche Hoffnung Novellist (Johnny Murtagh) und die Französin Treve, die am Donnerstag zusammen mit dem tschechischen Europa-Preis-Sieger Meandre und dem aus dem irischen Quartier von Aidan O’Brien aufgebotenen englischen St. Leger-Sieger Leading Light für je 100.000 Euro nachgenannt wurde. Die ungeschlagene Motivator-Tochter Treve, die zuletzt im Prix Vermeille vor drei Wochen in Longchamp souverän gewann, wird bei ihrem Start von Thierry Jarnet, in den 90er Jahren bereits zweimal im Arc erfolgreich, geritten, da sich der ursprünglich vorgesehene Lanfranco Dettori den Knöchel brach und vermutlich die gesamte weitere Saison ausfallen wird.

Danedream gewinnt den Prix de l'Arc de Triomphe 2011 in neuer Rekordzeit .... www.galoppfoto.de - Frank SorgeDanedream gewinnt den Prix de l'Arc de Triomphe 2011 in neuer Rekordzeit .... www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Zur Rolle des Wöhler-Schützlings Novellist im schwersten Rennen seiner Karriere gibt es ausführliche Informationen in der Sondergeschichte "Alles rund um den Arc und die deutsche Top-Chance Novellist".  Seine Chancen, nur zwei Jahre nach Danedreams Triumph erneut für einen deutschen Arc-Erfolg zu sorgen, stehen nicht schlecht, doch hat er es in diesem Jahr mit einer besonders starken Konkurrenz zu tun. Nicht nur in quantitativer Hinsicht erscheint die Arc-Auflage 2013 mit 19 Startern besonderes Format zu haben.

Aus dem Kreis der chancenreichen Arc-Hoffnungen, die nicht zum vorderen Quartett bei den Buchmachern zählen, sei nicht zuletzt auf den französischen Derby-Sieger Intello (Olivier Peslier) verwiesen, der für Andre Fabre einen weiteren Arc-Triumph erringen könnte. Bei dem Galileo-Sohn ist die Frage des Stehvermögens noch nicht geklärt, schließlich führt das französische Derby seit einigen Jahren nicht mehr über in anderen Ländern geforderte Distanz von 2400m. Über Stehvermögen verfügt der englische Derby-Sieger Ruler of the World aus dem irischen O’Brien-Quartier ohne Zweifel, doch litt der Ruf des ebenfalls von Galileo stammenden Hengstes nach dem Triumph in Epsom durch die deutliche Niederlage im irischen Derby. Sein 2. Rang zum Japaner Kizuna vor drei Wochen zeigte den „Weltherrscher“ wieder mit aufsteigender Form.

Gelitten hat auch die Wertschätzung des französischen Abdullah-Vertreters Flintshire, der wie Intello von Andre Fabre im Arc gesattelt werden wird. Der Dansili-Sohn galt nach seinem überzeugenden Triumph im Grand Prix de Paris als Mitfavorit für den Arc, konnte dies in den Arc-Trials als Vierter hinter Kizuna und Ruler of the World nicht bestätigen.

Die Auflistung der chancenreichen Arc-Kandidaten wäre nicht komplett, würde man die beiden britischen Vertreter Al Kazeem (James Doyle) und The Fugue (William Buick) nicht erwähnen. Beide trafen sich zuletzt in den Irish Champion Stakes, in denen die 4jährige The Fugue das bessere Ende hatte. Die Dansili-Tochter, die ihr Engagement im Prix de l’Opera zugunsten des Arcs auslässt, hat mit drei Gruppe I-Siegen, die jüngsten beiden in Folge bei den letzten beiden Starts vor dem Arc, eine exzellente Form und wäre keine Überraschung als Arc-Siegerin. Der schon 5jährige Dubawi-Sohn Al Kazeem aus dem Quartier von Roger Charlton begann die Saison mit vier Gruppe-Siegen en suite, die letzten drei auf höchster Ebene. Danach musste er sich zweimal mit Platzierungen zufrieden geben, doch wäre auch er kein Sensations-Arc-Sieger.

Dieses Prädikat hatte schon im Vorjahr die 5jährige Lando-Tochter Haya Landa fest gebucht und würde es auch in diesem Jahr bei ihrem zweiten Arc-Versuch wieder tragen. Im vergangenen Jahr zeigte die als Riesenaußenseiterin gestartete Stute aus der Provinz mit ihrem 4. Platz eine erstaunliche Leistung, die sie danach nicht wieder einstellen konnte. Haya Landa ist seit zweieinhalb Jahre sieglos, doch der große Traum, diesen Status just im Arc zu verändern, den darf auch sie noch bis zum Sonntagnachmittag träumen.

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