9.000 Euro ist im Pferdesport nicht unbedingt eine Summe, die Aufsehen erregt. 9.000 Euro als Preis für eine zwei Jahre alte Stute sind eher unterdurchschnittlich. Ein Schnäppchen. Als am 4. Juni 2010 eine Stute namens Danedream bei der Frühjahrsauktion in Iffezheim bei Baden-Baden in die Halle geführt wurde, sich die Gebote im vierstelligen Eurobereich bewegten, da war das Routine. Bei 9.000 Euro bekam schließlich die Familie Volz aus dem badischen Achern, in der dortigen Region Betreiber eines Einrichtungshauses, den Zuschlag. „Wir wollten“, so Heiko Volz in der Erinnerung, „eigentlich nur ein Pferd, mit dem wir ein paar kleine Rennen gewinnen.“
Es wurde am Sonntag das größte Rennen der Welt. Danedream gewann 16 Monate nach ihrem Ankauf in Paris-Longchamp den Prix de l’Arc de Triomphe gegen die besten Pferde der Welt, über 2400 Meter in neuer Bahnrekordzeit von 2:24,9 Minuten. Für Trainer Peter Schiergen und Jockey Andrasch Starke, nationale Größen, aber international doch in der Regel erst in zweiter Reihe stehend, war es der wichtigste Erfolg ihrer Karriere. Dabei war es ausgerechnet Schiergen, der im Juni 2010 die Stute zur Auktion geschickt hatte. „Ich habe ja nie gesagt, sie wäre nicht gut genug“, verteidigt er sich, „sie hat nur im Training nie etwas gezeigt, war total unauffällig. Und da hat der Besitzer sich entschlossen, sie zu verkaufen.“ Der damalige Eigner, Gregor Baum aus Hannover, stand denn auch am Sonntag auf dem Podium, als Züchter. Ein Ehrenpreis war alles, was er bekam, das Preisgeld von knapp 2,3 Millionen Euro strichen die Familie Volz und ihr neuer Partner, der Japaner Teruya Yoshida ein. Der hatte sich erst letzte Woche einen 50prozentigen Anteil an dem Pferd gesichert, für einen nicht bekannten Betrag, doch ist anzunehmen, dass Danedream diesen Einsatz schon wieder amortisiert hat.
Nach ihrem Ankauf hatte sie eine regelrechte Tellerwäscherkarriere hingelegt, beginnend mit einem Sieg auf der französischen Provinzrennbahn Wissembourg. Ein paar gute Platzierungen kamen hinzu, aber keine Leistung, die einen jetzigen Sieg vermuten ließen. Deshalb hatten ihre Besitzer auch anderes zu tun, als sie im Mai beim Nennungsschluss für den Prix de l’Arc de Triomphe zu melden. Doch die Dinge entwickelten sich. „Sie hat sich von Woche zu Woche verbessert, immer weiter gesteigert“, sagte Peter Schiergen. Für das Deutsche Stuten-Derby war sie auch nicht gemeldet, geschweige denn für das Derby in Hamburg. Dafür siegte sie in Italien und plötzlich auch in den Grand Prix-Rennen in Hoppegarten und Baden-Baden. Und so entschloss sich die Familie Volz, tief in die Tasche zu greifen, und die hohe Nachmeldegebühr von 100.000 Euro für den „Arc“ zu investieren. Eine Last-Minute-Startberechtigung zum überhöhten Tarif – besser konnten sie ihr Geld nicht anlegen.
Doch ist die Geschichte längst nicht vorbei. Danedream ist in ihren Stall auf der Kölner Rennbahn zurückgekehrt. Es gibt dieses Jahr noch Startmöglichkeiten in Japan und den USA, nächstes Jahr soll es dann im Oktober wieder nach Paris gehen. Nur diesmal wird er eigentliche Meldeschluss im Mai bestimmt nicht übersehen.