Pudwill kauft Salestopperin für 500.000 Euro
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TurfTimes:
Wenn es bei einer Auktion um die Auflösung von Zuchtbeständen hoher Qualität geht, dann bekommen die Veranstalter stets Glanz in die Augen. Weil damit gute Umsätze auf Auktionen garantiert sind, die ansonsten eher ereignislos über die Bühne gehen. So geschehen bei der Vente Mixte von Arqana diese Woche in Deauville, wo der Andrang diesmal deutlich größer war als sonst im Februar.
Es ging um den Komplettverkauf von zwei durchaus prominenten Beständen: Den der im vergangenen Jahr verstorbenen Marquesa de Moratalla und den von Issam Fares. Der 81 Jahre alte Unternehmer aus dem Libanon, der 1982 das Haras de Manneville erworben hatte, trennte sich von all seinen Pferden. Das führte zu einem entsprechenden Rekordumsatz, einer geradezu explosiven Steigerung der Kennziffern im Vergleich zum Vorjahr, doch ein Indiz für eine mögliche Hausse der Branche ist es natürlich nicht gewesen.
Ein Rekord für diese Auktion waren auch die 500.000 Euro, die Horst Pudwill für die acht Jahre alte Graciously ausgab. Larissa Kneip, in dessen Haras de Saint-Arnoult Pudwills einstiger „Galopper des Jahres“ Dschingis Secret (Soldier Hollow) aufgestellt ist, bekam den Zuschlag. „Wir hatten nach einer wirklichen Top-Stute gesucht, die zu dem Hengst passt“, kommentierte sie ihren Kauf, „im Dezember waren wir mehrfach Unterbieter, deshalb wollten wir diese Stute unbedingt haben.“
Gezogen vom Haras de la Perelle war Graciously, eine Schwester der Gr. I-Siegerin Giofra (Dansili), schon als Jährling 2012 für 280.000 Euro durch den Ring gegangen. In den Moratalla-Farben hatte sie drei Rennen gewonnen, sie kam tragend von Invincible Spirit in den Ring. „Das Produkt wird dann vermutlich verkauft und wir hoffen, dass dann etwas von dem Investment zurückfließt“, sagte Kneip. Horst Pudwill besitzt nach ihren Angaben rund 25 Stuten, die in Saint-Arnoult stationiert sind und sämtlich von Dschingis Secret gedeckt werden sollen. Allein sieben Neuankäufe wurden im Dezember bei Arqana getätigt.
Auch das zweitteuerste Pferd der Auktion kam aus dem Moratalla-Besitz: Recover Me (Fastnet Rock), eine vier Jahre Stute aus dem Stall von Alain de Royer Dupré, brachte 210.000 Euro und ging an Jean-Pierre Dubois im Auftrag von Oceanic Bloodstock. Die Siegerin und Vierte auf Listenebene wird eine Box bei Jean-Claude Rouget beziehen, gut möglich, dass Martin S. Schwartz der neue Besitzer ist.
Viel Interesse fanden logischerweise die Fares-Pferde. Hier tat sich besonders Jean-Claude Rouget, langjähriger Trainer des Libanesen und natürlich bester Kenner der Linien, als Käufer hervor, gleich fünf Zuschläge wurden auf ihn geschrieben. So ersteigerte er für 190.000 Euro die zwei Jahre alte Bainoland (Oasis Dream), Tochter der Gr. II-Siegerin Baino Hope (Jeremy). Sie wird für eine Besitzergemeinschaft in seinem Stall bleiben. Eine von Camelot stammende Schwester von ihr im Jährlingsalter erlöste 160.000 Euro, sie ging an Eric Puerari und könnte ebenso in diesem Jahr wieder auf einer Auktion erscheinen wie eine Siyouni-Stute aus dieser Linie, diese ging für 160.000 Euro an Anna Sundström.
Aus dem Bestand der Stiftung Gestüt Fährhof kam über das Haras d’Ombreville die vier Jahre alte Recife (Giant’s Causeway) in den Ring. Die offensichtlich nicht ganz einfache Stute hatte nur ein einziges Rennen bestritten, im Juni 2018 in Rastede, dieses auch mühsam gewonnen. Mit einer sehr guten Abstammung im Rücken fand sie jedoch Interessenten und ging für 80.000 Euro an den Agenten Guy Petit, der im Auftrag eines irischen Züchters tätig war.
Richtung England geht es für den Ammerländer Baltic Baron (Shamardal), ein vier Jahre alter Hengst, der Zweiter auf Listenebene war und Vierter im Prix Daphnis (Gr. III). Er ging für 75.000 Euro in den Stall von Trainer David O’Meara. Wild Max (Maxios), der im vergangenen Jahr für Australian Bloodstock ein BBAG-Auktionsrennen in Hannover gewann, wurde für 35.000 Euro an Highflyer Bloodstock verkauft und wird mutmaßlich in den englischen Hindernissport wechseln. Der ebenfalls im Katalog aufgeführte Revelstoke (Toronado) aus dem Wöhler-Stall ist dort geblieben.
Deutlich realitätsnäher war der zweite Auktionstag, an dem denn auch nur ein Schnitt pro Zuschlag von 7.707 Euro erzielt wurde. Das Gesamtergebnis war aber auf Grund des fulminanten ersten Tages ausgezeichnet. 354 der 420 vorgestellten Pferde wurden für 5.285.500 Euro verkauft, der Durchschnittspreis lag bei 14.922 Euro und damit um knapp fünfzig Prozent über dem Vorjahreswert. Als positiv wurde zudem die deutlich höhere Verkaufsrate vermerkt.
Von deutscher Käuferseite gab es nur einige Aktivitäten im unteren Preisbereich. Tätig waren u.a. die HFTB Agency von Holger Faust, Mirek Rulec, Doris Smith und Ralf Ernst.