Filip Minarik lebt nicht mehr. Viele von uns, nicht nur in Deutschland, sondern auch in seinem Heimatland Tschechien, sind noch immer fassungslos. Man kann nur schwer über das Renngeschehen der letzten Tage berichten, ohne dabei an die Tragödie des viermaligen Champions zu denken. Für mich war er nicht nur die größte Turfpersönlichkeit, die je die Prager Rennbahn Velká Chuchle hervorgebracht hatte, sondern auch ein ganz besonderer Mensch und guter Freund. Immer, wenn jemand Hilfe brauchte oder in Not geraten ist, konnte er sich auf Filip verlassen. Auch wenn es galt unseren Sport zu popularisieren und neuen Zuschauern zu erklären, war Filip stets bereit jedes Projekt und jede neue Idee zu unterstützen.
Er hatte die Begabung schnell neue Freunde zu gewinnen, hatte für jeden Fan oder pferdebegeistertes Kind Zeit, um mindestens für einen Moment zu plaudern. Es war deshalb sehr leicht zu denken, dass man Filip gut kennt, er hatte es den Menschen einfach leicht gemacht mit ihm befreundet zu sein. Man konnte es gut in den letzten zwei Tagen sehen. Fast jeder, von Freunden und Weggefährten bis zu Zuschauern und Fans, postete auf den sozialen Netzwerken ein gemeinsames Foto oder ein Erlebnis mit ihm. Filip war einfach ein guter und gleichzeitig sehr offener Mensch. Er machte kein Geheimnis daraus, dass er kein Heiliger war und es in seinem Leben und Karriere auch Episoden gab, auf die er nicht besonders stolz war. Aber er stand zu seinen guten Seiten wie Fehlern. „Ich bereue eigentlich so gut, wie gar nichts. Es war einfach mein Leben,“ sagte er mir einmal.
Obwohl er seit mehr als 25 Jahren in Deutschland zuhause war, hatte er nie seine Prager Wurzeln vergessen und verfolgte intensiv auch den Rennsport in der ehemaligen Tschechoslowakei. Zum letzten Mal besuchte er Prag am Anfang dieses Jahres, als er am Galaabend des Jockey Clubs teilnahm und die tschechischen Champions kürte. Stets freundlich, auch wenn er nicht verschweigen konnte, dass er noch immer Schwierigkeiten hatte das Ende seines Jockey-Lebens innerlich zu verarbeiten.
Immer, wenn man Filip auf seine Jockey-Idole und Vorbilder fragte, hatte er eine schnelle Antwort parat: „Natürlich Frankie. Mir gefielen natürlich mehrere Jockeys, aber meine Nummer eins blieb immer er. Wir alle sind die Dettori-Generation, sind mit ihm sozusagen aufgewachsen,“ schmunzelte er. Der Mann selbst, der Filip während der Rehabilitation nach seinem schweren Unfall regelmäßig mit kurzen Motivationsvideos unterstützte, war am vergangenen Samstag der Star des größten Meetings der Budapester Saison. Den Hintergrund, warum neben Dettori auch vier in England trainierte Pferde auf der Rennbahn Kincsem Park zu sehen waren, bildeten Kontakte der Besitzerfamilie Hay mit dem ungarischen Verteidigungsminister und mehrere Business-Interessen im Lande. Sportlich gesehen lief alles, wie erwartet. Dettori gewann für England beide Höhepunkte des Tages, mit den lokalen Pferden lief es weniger berauschend.
Im Kincsem Díj (2400 m, ca. 57.900 Euro) setzte er sich mit dem vierjährigen Splendent (Fast Company) aus dem Stall von Paul und Oliver Cole durch, nachdem er um 3 1/2 Längen den Zweikampf mit dem im Gestüt Etzean geborenen klassischen Sieger Agreement (Lord Of England) für sich entscheiden konnte. Das dritte Platzgeld holte sich das zweite englische Pferd Tides Of War (Galileo).
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Im Meilen-Highlight Connolly's Red Mills Aperianov Zakariás Emlékverseny - Imperiál Díj (1600 m, ca. 21.000 Euro) waren die Engländer sogar 1-2, wobei der von Dettori gesteuerte und von Ian Williams trainierte Silent Film (New Approach) um 4 Längen seinen dreijährigen Stallkollegen Sceptic (No Nay Never) schlug. Das beste einheimische Pferd, die Außenseiterin Light Blue Sky (Adaay), folgte mit weiten 3 1/2 Längen Abstand. „Wir haben den Menschen das gegeben, was sie sich gewünscht haben, die Atmosphäre war schon toll,“ meinte Frankie Dettori.
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