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Pardubitzer Sieger vor Disqualifikation

Verfrühter Jubel: Marek Stromsky auf Nikas. www.galoppfoto.de - Petr Guth

Autor: 

Martin Cáp

TurfTimes: 

Ausgabe 401 vom Donnerstag, 21.01.2016

Wahrscheinlich noch nie gab es im tschechischen Rennsport eine Pressekonferenz, die im Januar stattfand und so zahlreich von Medien besucht wurde wie die am Dienstag im Prager Hotel „Paris“ unweit des Wenzelsplatzes. Vor zahlreichen Kameras und im Blitzlicht präsentierte der Jockey Club die Resultate der „B-Probe“ des letzjährigen Siegers der Großen Pardubitzer Nikas (Scater), der wie bekannt positiv auf Kofein und Theobromin getestet wurde. Der etwa 30-seitige Bericht des britischen Labors in Newmarket, wo auf den Wunsch des Trainers Stanislav Popelka und Besitzer Petr Kupka die B-Probe ausgewertet wurde, brachte die Bestätigung des ersten Resultates und somit keine Wende im Fall.

Der Ordnungsausschuss des Jockey Clubs wird jetzt über die Disqualifikation von Nikas entscheiden. Somit sollte der Sieg an Ribelino (Truth Or Dare) mit Jockey Pavel Kasný gehen, der von Joachim Erhardt gezogene Universe Of Gracie (Pentire) wird auf den Platz drei rücken. In der 125-jährigen Geschichte des berühmten Rennens ist es der erste Dopingfall. Da die Große Pardubitzer als einziges Rennen der Saison regelrecht im ganzen Land verfolgt wird, muss der tschechische Rennsport einen großen PR-Schaden wegstecken.

Trotzdem sehen derzeit die Schlagzeilen etwas anders aus, als man erwarten würde, denn der Sieg von Nikas und Jockey Marek Stromský sorgte letzten Oktober für viele Emotionen. Stromský, einer der populärsten Hindernisjockeys, hat in den letzten 20 Jahren schon so ziemlich alles erlebt, was im größten Hindernisrennen der Region geschehen kann. 2008 passierte er falsch eine Wendefahne und wurde vom ersten Platz disqualifiziert, zwei Jahre später wurde er um eine Nase geschlagen Zweiter und viele meinten, dass ihn der siegreiche Josef Vána mit Tiumen in der Zielgeraden behindert hatte. Als deshalb Stromský 2015 endlich die Große Pardubitzer gewonnen hatte, sprach man über die Gerechtigkeit des Sports. Jetzt kommt es aber doch noch anders und Stromský hat sich nach der Nachricht über den positiven Test von Nikas entschieden, seine Karriere nach 25 Jahren zu beenden. „Ich habe keine Lust mehr. Wenn ich nächstes Jahr wieder reiten würde, könnte ich meinem Pferd noch mehr Pech bringen,“ sagte er in einem Fernsehinterview. Der neue Sieger Pavel Kasný ist übrigens ein entfernter Verwandter von ihm.

Die öffentliche Meinung steht nicht nur hinter Stromský, sondern auch hinter Trainer Stanislav Popelka, der auf der Pressekonferenz seine Stellungnahme vorgelesen hatte. „Da ich mir keines Fehlers bewusst bin, haben wir intensiv nachgeforscht, wo die möglichen Ursachen des positiven Dopingsfundes bei meinen Pferden liegen könnten,“ sagte Popelka. Eine Analyse des Futters soll angeblich festgestellt haben, dass es um eine Kontamination des Futters handelte. Der Trainer und Besitzer von Nikas wollen nun den Hersteller des Futters, eine einheimische Firma, verklagen.

Im Internet ist sogar eine Petition entstanden, die verlangt, dass das Resultat des Rennens nicht geändert wird, da eine Disqualifikation „ungerecht zu Nikas und Stromský“ wäre. Im Facebook wird wiederum heftig der Jockey Club beschimpft. Beides zeugt von der breiten Publikumsbasis des Rennens und Zielgruppe von Zuschauern, die eben nur einmal im Jahr Pferderennen im Fernsehen einschalten. Am Ausgang der ganzen Affäre und der Position der Großen Pardubitzer wird es dennoch nur wenig ändern. Der Titelsponsor hat übrigens trotz negativen Schlagzeilen seinen Vertrag inzwischen um ein Jahr verlängert.

Martin Cáp, Prag

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