Das Overdose-Comeback
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TurfTimes:
Er ist zurück, hieß die meist zitierte Sportnachricht in zwei Ländern am Montag. Overdose, der Ausnahmesprinter aus Ungarn, schaffte letzten Sonntag ein Comeback nach fünfzehn Monaten in Bratislava, wo er mit Gary Hind ein Rennen über 1000 m gewann.
Als der fünfjährige Hengst nach dem Rennen zur Tribüne zurückkehrte, gab es auf der Rennbahn Szenen, wie sie zuletzt wahrscheinlich nur bei der Fußball-WM zu sehen waren. Ungarische Flaggen, Standing Ovations und eine Armee von Journalisten und Kamerateams. Extra wegen Overdose sind aus Ungarn etwa 50 Medienvertreter und drei Busse voll mit Fans angereist - eine Atmosphäre, die den eigentlichen Höhepunkt des Tages, das Slowakische Derby, etwas in den Schatten stellte. „Dieses Rennen hat er sich selbst gewünscht. Wir haben gesagt, dass wir ihn erst dann auf die Rennbahn schicken, wenn er selbst will und das war jetzt der Fall. Ich freue mich riesig,“ sagte der Besitzer Zoltán Mikóczy, der im neuen Overdose-Syndikat die Hälfte der Anteile besitzt und seinen Star vor wenigen Monaten dem Slowaken Jozef Rosíval in Alag anvertraut hatte.
Schon kurz nach dem Rennen musste er aber auch andere Fragen beantworten. Wer hoffte, dass er den Overdose von 2008 sehen wird, war am Sonntag enttäuscht und das waren viele, wenn man die Reaktionen aus Bratislava zusammenfassen kann. Schon kurz nach dem Start war Overdose auf der Spitze zu sehen und als er im Bogen einen Vorsprung von zwei der drei Längen hatte, sah es nach einer weiteren großen Vorstellung aus. Doch in der Zielgerade konnte sich der Star von den Gegnern nicht lösen. Etwa 300 Meter vor dem Ziel musste ihn Hind kurz anschieben und die Gegner kamen näher. Teilweise aber auch deswegen, weil der Jockey in der letzten Phase bereits den Sieg kontrollierte. „Wir haben beschlossen, dass wir nichts Kompliziertes machen. Ich wollte von ihm nur das, was zum Sieg reichte. Er hatte heute noch Reserven und die hat er sich fürs nächste Rennen aufgehoben,“ meinte Gary Hind.
Das Pferd, das früher mit seinem Rennstil in vielen Hinsichten an den Sprinter Usain Bolt aus Jamaika erinnerte und schon in der Hälfte seiner Rennen alles unter Kontrolle hatte, rettete diesmal einen Vorsprung von einer halben Länge vor der einheimischen Stute Boschka und dem Tschechen Another True Story ins Ziel.
„Die alte Form ist weit entfernt,“ titelten vor allem slowakische und tschechische Turfportale, die meinen, dass der jetzige Overdose zwar seine Rolle auf der mitteleuropäischen Szene zwischen Budapest, Bratislava und Prag spielen kann, aber nicht auf Gruppeebene in Frankreich, England oder Deutschland zum Zuge kommt. Nur wenige Kommentare erinnern sich zur Zeit daran, dass die Diagnose von Overdose so ernst war, dass die weitere Karriere des Hengstes sehr ungewiss schien und dass bereits ein Comeback nach 15 Monaten an ein Wunder grenzt. Doch das gehört zum Glück und Leid eines Ausnahmepferdes: die Perspektiven sind immer viel höher gesetzt, als beim Rest der Vollblutpopulation.
„Ich muss schon sagen, dass ich in der Zielgerade etwas deprimiert war. Aber dieses Pferd hatte eine lange Pause und es hat dieses Rennen einfach gebraucht, um wieder an Selbstbewusstsein zu gewinnen. Ich bin überzeugt, dass wir bald wieder den ,alten’ Overdose erleben werden,“ sagte Mikóczy, der nach dem Rennen eine Pressekonferenz gab.
Einen Tag später kam aus Alag die ermutigende Nachricht, dass Overdose gesund aus dem Rennen gekommen ist. Als nächstes Ziel hat sein Team nun die Goldene Peitsche vor den Augen. Erst in Baden Baden sollte sich definitiv zeigen, wie fest man mit dem vorläufigen Saisonziel Prix de l’Abbaye in Longchamp rechnen kann.
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http://www.youtube.com/watch?v=7MnNj_OdxaE
BBAG-Pferd gewinnt Derby
Er hat bereits die tschechischen 2000 Guineas gewonnen und galt lange als ein Pferd ohne Stehvermögen. Jetzt hat Innovator (Refuse To Bend) aus dem Gestüt Sommerberg überraschend das Slowakische Derby (2400 m, 65 000 Euro) in Bratislava gewonnen. Der Hengst des Stalles OMS aus dem Training von Zuzana Kubovicová holte den erst vierten einheimischen Sieg in der Geschichte des Rennens, nachdem ihn Jockey Martin Srnec lange an letzter Stelle hielt und erst kurz vor dem Ziel den stark laufenden Miracle Match (Oratorio) passierte. Dritter wurde der Ungar Tutanhamon (Vettori) vor Flying Champion (Lando) aus dem Training von Mario Hofer, der zwar im Schlussbogen rasant die Spitze attackierte, doch am Ende das Tempo nicht mehr steigern konnte.
Wegen einer Verletzung musste am Sonntag der tschechische Derbysieger Talgado (Lomitas) gestrichen werden und das Publikum konnte somit nicht die 16-jährige Reiterin Maria Magdalena Rossak erleben. Das nächste Ziel des Hengstes sollte nun das Prager St. Leger sein, er besitzt aber auch eine Nennung für das Deutsche St. Leger.
Die Zeit 2:34,67 Mi. gehört zu den langsameren, denn es dauerte relativ lange, bis sich jemand um die Pace kümmerte und das mag der Grund sein, warum schließlich um den Sieg zwei Pferde kämpften, denen man vor dem Start kein großes Stehvermögen zutraute. Innovator wurde vor zwei Jahren in Baden Baden ersteigert und galt zweijährig als ein schwieriges Pferd. Seinen ersten Sieg holte er im November in einem kleineren Prager Rennen, im Frühling startete er zuhause in Bratislava eine bemerkenswerte Serie von drei Siegen hintereinander. Schwer tat er sich allerdings in Österreich, wo er nach dem dritten Platz in den Trial Stakes nur Sechster im Derby war.
Martin Cap, Prag