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Neues aus Cheltenham und Irland

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 599 vom Freitag, 20.12.2019

Das Mekka des Hindernissports, Cheltenham, öffnete am vergangenen Wochenende für zwei Renntage zum „International Meeting“ seine Tore. Zwei weitere Renntage stehen noch an, bevor das legendäre Festival im März beginnt. Jeder auf der Bahn ausgetragenen Prüfung kommt somit eine besondere Bedeutung zu; inwieweit die Formen der letzten Woche ausreichen, um im März gegen starke irische Konkurrenz zu bestehen, bleibt abzuwarten.

Nicky Hendersons in Patricia Pughs „Altior”- Farben laufende Pym gewann mit einer Class 2 Novice Chase sein zweites Rennen in Folge; dem Vernehmen nach hat man zunächst keine großen Pläne. Der Ton machte die Musik, hier ist Luft nach oben. Im Hauptrennen des ersten Tages, der Gr.3 BetVictor (Buchmacher Victor Chandler) Handicap Chase (3m2f), schlug der von Nigel Twiston-Davies trainierte und von Sohn Sam gerittene Cogry mit Rock The Kasbah (Philip Hobbs) und West Approach (Colin Tizzard) zwei gestandene Handicapper über weite Wege. Die platzierten Pferde trugen Höchstgewicht, somit waren die „besten“ Pferde auch vorne dabei. Dies ist National-Form, ob nun in Aintrees Grand National oder im schottischen Pendant.

Einen französischen Einlauf, gar für den gleichen Trainer, gab es in der populären Cross-Country-Chase: David Cottin stellte mit Easysland und Amazing Comedy die beiden Erstplatzierten. Yanworth, einstmals über Hürden in Gr. 1- Gesellschaft unterwegs, hatte seinen zweiten Start in diesem Metier, kam aber zu Fall. Die Cross-Country Chase beim Festival ist das erklärte Ziel des zweimaligen Grand National-Siegers Tiger Roll, der aktuell eine Verletzung auskuriert.

Am Haupttag, dem Samstag, wurden drei Graded Rennen ausgetragen; ob eines dieser Ergebnisse Festival-Relevanz hat, ist zumindest fraglich. Warthog (der Name übersetzt sich tatsächlich als „Warzenschwein“) ist ein schicker Schimmel ganz ohne Pickel; er bereitete Besitzerin Professor Caroline Tisdall mit seinem Sieg im Caspian Caviar Gold Cup (ehem. December Handicap, Gr.3, 2m2.5 f) ein Geburtstagsgeschenk nach Maß. Für Trainer David Pipe, Sohn von Trainer-Legende Martin, ist es der erste Graded-Erfolg seit April 2018, für Nachwuchs-Jockey David Noonan erst der zweite Erfolg auf diesem Level überhaupt. Warthog wurde zuletzt einer Operation am Gaumensegel unterzogen, er war bislang im Finish zumeist ein „Nach-Ihnen“-Pferd; diesmal aber zeigte er volle Kämpferqualitäten und besiegte Dan Skeltons 40/1 Außenseiter Spiritofthegames um „Rüsselsbreite“; auf Platz drei der von Willie Mullins aus Irland entsandte Robin des Foret; mit letzterem wollte der Irische Start-Trainer wohl testen, wie tief die Wasser in England tatsächlich sind. Kaum vorstellbar, dass Robin des Foret in der Stall-Hierarchie ganz oben steht.

Die Albert-Bartlett Novices´ Hurdle (Gr.2, 3m) hat ein Äquivalent beim Festival; der aktuelle Trial-Sieger Redford Road (Trainer Nigel Twiston-Davies, Jockey James Bargary) hat sich nun an prominente Stelle im Festival-Wettmarkt geschoben. Hier werden die Karten aber – vor allem im Hinblick auf Irische Starter – sicherlich noch einige Male neu gemischt.

Die Unibet International Hurdle (Gr.2, 2m1f) hieß einstmals Bula Hurdle und war ein Trial für die Champion Hurdle.  Das letzte Pferd, welchem das Doppel in der gleichen Saison gelang, war der enigmatische Publikumsliebling Rooster Booster 2002/3. Seitdem haben die Sieger nicht immer volles Gr.1- Format vertreten; auch wenn die Siegerliste durchaus hochklassige Hürdenpferde vergangener Jahre aufführt. Der jüngste Sieger, der von Nicky Henderson für Erfolgsbesitzer Munir/Souede trainierte Call Me Lord, muss sich in diese Liga erst springen. Über den Zweitplatzierten Ballyandy, der große Erfolge als Bumper-Pferd über Hürden nie so recht umsetzten konnte, muss man die Form mit einiger Skepsis betrachten, zumal beide Gewichtsvorteile hatten. Nur Fünfter wurde Pentland Hills, in der letzten Saison mit zwei Gr. 1 -Sieger die Überraschung der zweiten Saison-Hälfte. Er gehört einem Syndikat, das ihn in 3000 (!) Anteilen „verkauft“ hat; dieser sog. „Owners Group“ gehören u.a. auch die Ex-Deutschen Chez Hans und Wild Max an. Pentland Hills muss nun zeigen, ob es in der zweiten Saison über Hürden auch gegen gestandene „Profis“ der Sphäre reichen wird.

Im nordenglischen Doncaster untermauerte der Black Sam Bellamy- Sohn Sam Spinner seine Ambitionen auf die RSA Chase, den Gold Cup für Nachwuchs-Pferde, nachdrücklich. Auch wenn er in einer Gr.2-Prüfung auf sehr nassem Boden nur einen ernsthaften Gegner hatte, dem nicht nur der Weg zu weit, sondern dem nach dem Rennen zudem ein Infekt nachgewiesen wurde, so hätte der Sieg des 7j. Wallachs nicht beeindruckender ausfallen können. Für das kleine Quartier von Jedd O´Keeffe ist der Braune seit Jahren das Aushängeschild des Stalls.

Auch in Irland gab es Ergebnisse, die zumindest Erwähnung verdienen. Als kochend heißer Favorit musste der von Gordon Elliott für Besitzer JP McManus trainierte Andy Dufresne in Navan seine erste Niederlage hinnehmen. Der Doyen-Sohn, natürlich benannt nach der Hauptfigur im Filmklassiker Shawshank Redemption (Dt. „Die Verurteilten“), hatte seinerzeit für 330.000gns den Besitzer gewechselt und damit einen bedeutenden Pinhook-Erfolg für eine Stallangestellte Elliotts bedeutet. In einer Gr.2-Prüfung über 2m4f konnte er sich jedoch den Angriffen des Siegers Latest Exhibition (Paul Nolan, Jockey Brian Cooper) nicht erwehren.  Am Montag streckte in einem Hürdenrennen in Naas, vor den Toren Dublins, der Ex-Deutsche Tiger Tap Tap (Jukebox Jury – Tomato Finish) aus der Zucht von Volker Käufling endlich seinen Kopf in Front; wenn auch in einer sehr harmlosen Aufgabe. Der eher schmale Fuchs, in den Erfolgsfarben von Rich Ricci von Willie Mullins trainiert, hatte zuvor auf gehobenem Parkett die in ihn gesetzten Erwartungen nicht erfüllen können.

Catrin Nack

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