Neue Deckhengste in Deutschland - Lucky Lion
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TurfTimes:
Es war im Jahre 2000, als Lips Plane bei Tattersalls in Newmarket als Fohlen erstmals in einem Auktionsring erschien. 22.000gns. kostete sie damals, ein Jahr später war der nächste Auftritt im Ring fällig, diesmal in Irland, der Euro war noch nicht eingeführt, der Zuschlag erfolgte bei 24.000 irischen Pfund. Zum damaligen Zeitpunkt war ihr Pedigree nicht besonders aufregend. Ihr Vater Ashkalani (Soviet Star), ein sehr guter Meiler, sollte sich als Vererber nicht besonders profilieren, er stand am Ende in der Zucht von Hindernispferden. Die Mutter Royal House (Royal Academy) hatte immerhin zwei Rennen gewonnen und ihr Bruder Ranger (Un Desperado) hatte in Frankreich und den USA mehrere Gr. III-Rennen gewonnen, er war als Deckhengst aufgestellt worden. Für Hans-Dieter Lindemeyer, den Käufer von Lips Plane, erwies sich der Kauf der Stute als Glücksfall.
Zumal das Papier durch die Halbgeschwister noch aufgewertet wird. Lips Plane war der Erstling der Royal House, die später noch Beacon Hill (Clodovil) brachte, einen mehrfachen Gr. III-Sieger, auf der Ebene auch einige Male platziert, zudem die Listensiegerin Sugarhoneybaby (Docksider). Und sie selbst wurde Mutter einer klassischen Siegerin und zweite Mutter von Lucky Lion, der jetzt als Deckhengst im Gestüt Graditz debutiert.
Lips Plane war nur viermal am Start, sie lief ausschließlich in Italien. Sie gewann zweijährig beim Debut in Meran, war dann Zweite auf Listenebene in Rom und Dritte im Premio Dormello (Gr. III) in Meran. Dreijährig kam sie nur noch einmal heraus. In der Zucht war sie ein großer Erfolg. Ihr Erstling Lady Lips (Zinaad) hat aktuell in Australien den Sieger Lips Areios (Areion) auf der Bahn, danach kam Lips Arrow (Big Shuffle), die Mutter von Lucky Lion. Der fünfte Nachkomme war Lips Poison (Mamool), die Siegerin in den German 1000 Guineas (Gr. II), sie wurde nach Japan verkauft. Die drei Jahre alte Lips Planet (Mamool) ist dieses Jahr Dritte auf Listenebene gewesen. Im vergangenen Jahr ist Lips Plane eingegangen.
Lips Arrow hat zweijährig ein BBAG-Auktionsrennen in Dortmund gewonnen, dreijährig dann Listenrennen in München über 1400 Meter und Hannover über 1300 Meter. In Rom und Hamburg war sie jeweils über 1200 Meter Zweite in zwei Gr.-III-Rennen. Mit Lucky Lion startete sie ihre Zuchtlaufbahn auf hohem Niveau, dann kam der jetzt dreijährige Zoomool (Mamool), der über die BBAG nach Hong Kong verkauft wurde, dort bei Trainer W J Soo auf seinen ersten Einsatz wartet. Der zwei Jahre alte Lucky Lips (Mamool) steht bei Andreas Löwe, es folgte eine Stute von Reliable Man und ein Hengstfohlen von Australia. Im letzten Jahr war Lips Arrow bei Gleneagles.
Lucky Lions Vater High Chaparral (Sadler’s Wells), zweifacher Derbysieger, ein herausragendes Rennpferd, konnte sich auch als Deckhengst sehen lassen. Sowohl in Europa wie auch in Australien, wohin er immer wieder geshuttelt ist, hinterließ er eine Reihe von sehr guten Pferden. Von seinen männlichen Nachkommen sind u.a. So You Think, Toronado, Free Eagle, It’s a Dundeel und Tai Chi in der Zucht, beurteilen lässt sich bislang keiner von ihnen. High Chaparral ist 2014 mit erst 15 Jahren eingegangen.
Lucky Lion zählt ganz sicher zu seinen besten Nachkommen. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er bei der BBAG-Jährlingsauktion, wo er für 80.000 Euro zurückgekauft wurde. Zweijährig lief er dann auch in zwei Auktionsrennen und verdiente in Köln und Baden-Baden Geld.
Seine beste Saison hatte er dreijährig. Es ging mit einem Sieg in Krefeld los, anschließend gewann er, erneut unter Alexander Weis, der sich als morgendlicher Partner von ihm große Verdienste erworben hatte, das Dr. Busch-Memorial (Gr. III) in Krefeld. Im Mehl Mülhens-Rennen (Gr. II) in Köln ritt ihn dann erstmals Ioritz Mendizabal, der ihn in diesem Klassiker zu einem leichten Sieg gegen Nordico und Stillman steuerte.
Im IDEE 145. Deutschen Derby, auf für Lucky Lion schon etwas zu weiten 2400 Metern, war dann der an diesem Tag überragende Sea The Moon eine Nummer zu groß. Lucky Lion lief als Zweiter ausgezeichnet und bestätigte seine Position im Derby-Jahrgang anschließen im Großen Dallmayr-Preis (Gr. I). Der Frankel-Bruder Noble Mission war ein Gegner von Format, doch konnte ihn Lucky Lion sicher in die Schranken weisen. Es war fraglos die beste Leistung seiner Karriere und sein Trainer, der nun wirklich viele große Rennen gewinnen konnte, hat den Sieg später als den Schönsten in einer Laufbahn bezeichnet. Im Großer Preis von Baden (Gr. I) war Lucky Lion dann wohl über dem Berg.
Vierjährig begann er erfolglos im Prix d’Harcourt (Gr. II), war dort und auch anschließend nicht ganz in Ordnung und kam erst wieder im Sommer heraus, er löste eine kleine Aufgabe in Mülheim erfolgreich. Es folgte Rang vier im Dallmayr-Preis und weitere Platzierungen in Baden-Baden und Krefeld. Dieses Jahr ging es Anfang März hinter Cracks wie Solow und Vadamos in Chantilly versprechend los. In Düsseldorf in der Frühjahrs-Meile (Gr. III) und in einem Listenrennen in Köln war er jeweils Zweiter, dann enttäuschte er in Dortmund, es war sein letzter Start. Der Stall war zu diesem Zeitpunkt aber auch von einem Virus betroffen, viele Pferde liefen unter Form.
An der Gesamtleistung von Lucky Lion gibt es trotzdem nichts auszusetzen. Er war auf Distanzen zwischen 1600 und 2000 Metern ein hochklassiges Rennpferd, startet seine Deckhengstlaufbahn zu einem Tarif von 5.000 Euro.