Was da (im Leserbrief von Hubertus Wagner:
Klick!) über die Vererbung der Overoscheckung geschrieben wird ist so nicht korrekt, oder nicht ganz korrekt beschrieben:
1. Man soll niemals zwei Frame Overo-Schecken miteinander verpaaren, denn die reinerbige Variante, die dadurch zu 25% entstehen kann, ist ein lethal weiß geborenes Fohlen, welches dazu verdammt ist zu sterben.
2. Es braucht nur ein Frame Overo-Elternteil um zu 50% einen Frame Overo- Schecken zu bekommen. Dieser kann allerdings von minimal bis wild gescheckt sein.
3. Es stimmt nicht, dass zwei einfarbige Eltern einen Frame Overo-Schecken bringen können! Das ist nur in der Sabino oder Dominant Weiß-Vererbung so, nicht aber beim Frame Overo. Abgesehen davon, dass auch zwei minimal gescheckte Frame Overos das tödliche LWO Fohlen bringen könnten!
4. Da ein Frame Overo auch minimal gescheckt sein kann, ist es immer notwendig vor einer Verpaarung zu testen, bevor man aus Versehen unwissentlich zwei Frame Overo-Schecken miteinander verpaart und dadurch das Rlisiko des Lethal Weiß (
Overo-Lethal-White-Gen) geborenen Fohlens hat.
Auch Silvery Moons Züchtern bestätigt, dass es in der Vollblutzucht nur das Overo-gen gibt, die Vererbung liegt bei rund 50%. Mit Silvery Moons Mutter hat I was Framed insgesamt drei Fohlen - Silvery Moon inklusive - die sind allerdings alle bunt. Sein "bester" Nachkomme in england, eben der, der einmal platziert gelaufen ist, stammt aus einer Pivotal-Mutter.
von Catrin Nack
Anscheinend gibt es Schecken im Vollblutsport schon länger als bisher bekannt, darauf weisen jedenfalls die Ausführungen von Georg Lange hin:
Da gerade das Thema Schecke akut ist, möchte ich Donald erwähnen. Der war einst nach seiner Zeit bei Schütz mein 'Reitpferd' bei Schultze; Mit unserem Stift Guiseppe Catrini (damals Lehrlingschampion) hat er in meinem Beisein das Grüne Band der der Saar gewonnen. Ministerpräsident Röder hat uns auf einem Treppchen stehend von einer noch höheren Empore die Ehrenpreise überreicht. Die Nationalhymne wurde gespielt. Catrini hatte Tränen in den Augen - er meinte, er habe den 'Arc' (des Saarlandes) gewonnen. Irgendwie unvergeßlich, obwohl abseits des großen Sports. Der langen Rede kurzer Sinn: Donald war Fuchs (den Gestütbucheintrag Schecke kannte man noch nicht). Er hatte aber eine 'riesige' weiße Blesse dort, wo sie eigentlich nicht hingehört - auf dem Hinterteil nämlich. Leider habe ich kein Foto mehr. Jedenfalls war/ist Donald auch heute noch ein Unikat - warum auch immer ...
von Georg Lange
Ich beschäftige mich schon länger mit Farbvererbungen, auch gerade bei Englischen Vollblütern, schreibt uns Bea Huck. Ich habe nun einfach mal auch einen "Leserbrief" geschrieben in dem erklärt wird, was es für verschiedene Varianten an Scheckungen gibt, wie diese aussehen usw.. Ich habe auch einige Beispielfotos angehängt, alle sind in Iffezheim auf der Bahn bzw. bei der Auktion gemacht worden:
Nachdem mir einige Unkorrektheiten in dem Leserbrief von Hubert Wagner, wollte ich das Thema Schecken in der Vollblutzucht noch einmal aufnehmen. Wie bereits richtigerweise gesagt, gibt es zwei Arten an Scheckungen: die Tobianos, denen Wagners Schecke angehört und die Overos. Diese lassen sich wiederum in drei Unterkategorien unterschieden: die Sabino Overos, die Frame Overos und die Splashed White Overos. Alle diese Formen treten bei den Englischen Vollblüter auf.
Der Schecke Silvery Moon im Rennen und nun klassifiziert als Musterbeispiel für einen Frame Overo ...: www.galoppfoto.de - Sandra Scherning
Das momentan bekannteste Beispiel für einen Frame Overo ist mit Sicherheit Silvery Moon. Dieser zeigt die typische Zeichnung, am Rumpf, große, an den Rändern leicht ausgefranste weiße Flächen. Der Name Frame (engl. Rahmen) kommt daher, dass die Weißzeichnung normalerweise die Rückenlinie nicht kreuzt und somit die farbigen Flächen das Weiß schön „einrahmen“. Oft haben Träger blaue Augen. Frame Overos kommen nur mischerbig vor, das heißt, dass sie nur ein Scheck- Gen besitzen was sie weiter geben könnten. Reinerbige Frame Overos werden komplett weiß geboren und sterben leider wenige Tage bzw. Stunden nach der Geburt. Diese „Krankheit“ nennt sich OLWS was kurz für „Overo Lethal White Syndrom“ steht.
Bei der Auktion in Baden-Baden: Hier präsentiert sich ein Hengst namens Open Your Heart, ein Sabino mit vielen Stichelhaaren und viel weiß ab Beinen und Kopf. Foto: Bea Huck
Hier erkennt man Napoleon, ehemals Nurit: Die Unregelmäßgkeit und die nicht klar abgegrenzten Ränder der Blesse könnten ein Zeichen für Sabino sein. Foto: Bea HuckEine weitere Overo Form sind die Sabinos, diese Scheckung kommt am häufigsten bei den Englischen Vollblüter vor, man vermutet, dass sie bereits in den Anfängen der Zucht durch das Kreuzen mit Arabischen Vollblüter in den Genpool kam. Sabinos sind meist hochweiß gestiefelt mit einer breiten Blesse, Bauchflecken kommen oft vor, das Deckhaar ist manchmal sehr stichelhaarig mit Weiß versetzt. Die Flecken und Abzeichen sind an den Rändern meist sehr „zerrissen“, es gibt keine klare Trennung zwischen farbigen und weißen Flächen. Sabinos gibt es sowohl reinerbig als auch mischerbig wobei reinerbige Tiere sogar komplett weiß sein können. Mischerbige Pferde die das Sabino- Gen nur einmal tragen werden oft nicht als solche erkannt, sie gehen oft als einfarbig mit großen Abzeichen durch, viele der sogenannten „bunten Füchse“ sind Träger des Sabino- Gens.
Das ist der Wallach Artiger, vermutlich eine Frame Overo. Er hat viel Weiß an Kopf und Beinen sowie einen Fleck am Bauch: Foto: Bea Huck
Hier sieht man Ringwood: Er hat ein leicht blau schimmerndes Auge sowie eine 'verrückte' Blesse was auch ein Zeichen für Sabino oder Splashed White sein kann. Foto: Bea HuckDie dritte Variante der Overos sind die Splashed Whites, wohl die seltenste Scheckung bei den Vollblütern. Hier gibt es momentan vier testbare Untervarianten. Sie sehen oft so aus, als wären sie in einen Topf mit weißer Farbe getaucht worden, die Beine sind hochweiß, den Kopf ziert eine Laterne, die Augen sind oft blau und der Bauch sieht aus, als ziehe sich das Weiß vom Bauch in Richtung Rücken. Die Weißflächen sind meistens klar von der Grundfarbe getrennt. Minimal gezeichnete Pferde haben manchmal sogar nur eine kleine Schnippe oder eine weiße Fessel. Auch hier können reinerbige Pferde so gut wie komplett weiß sein.
Dadurch, dass viele Schecken als solche nicht erkannt werden, kann es vorkommen, dass zwei Träger miteinander verpaart werden und daraus plötzlich ein sehr buntes Fohlen fallen kann.
Tobianos kommen klassischerweise nicht bei den Englischen Vollblütern vor, diese Scheckung kann nur durch Einkreuzen fremder Rassen erzielt werden. Die Zeichnung wird oft als „Plattenscheckung“ oder „Kuhscheckung“ bezeichnet, den Körper bedecken klar abgegrenzte Flächen von farbigen und weißen Fell, die Mähne und der Schweif sind oft zweifarbige (weiß plus die Grundfarbe).
von Bea Huck
Das ist natürlich kein Vollblut: Zum Vergleich ein Missouri Foxtrotter mit einer Tobianoscheckung. Foto: Bea Huck
Zu guter Letzt erreicht uns noch der Leserbrief von Dana Jüngst, die sich sehr kritisch mit den Ausführungen von Hubertus Wagner auseinandersetzt:
Voller Erwartungen las ich den Leserbrief des Herrn Wagner, nur um festzustellen, dass das was er da von sich gab absoluter Quatsch ist.
Richtig ist, dass es keine Tobiano-Schecken bei reinrassigen Vollblütern gibt, Over-Schecken (wie Silvery Moon aber schon).
Nun hat Herr Wagner sich in seinem Brief selbst widersprochen.
Auf der einen Seite behauptet er, dass das Overo-Gen sich rezessiv vererbt (es also zwei Overo-Gene benötigt um sich auszuprägen). Auf der anderen Seite sagt er, dass reinerbige Overos nicht lebensfähig sind (womit er Recht hat).
Wenn man nun aber seiner Theorie des rezessiven Erbgangs Glauben schenkt, müsste man z.B. zwei Trägertiere anpaaren. Diese würden das Overo-Gen beide rezessiv tragen, aber nicht ausprägen. Wenn nun das Fohlen beide Gene erbt wäre es reinerbig und die Farbe prägt sich aus. Gleichzeitig wäre es aber lethal, da reinerbige Overos dies immer sind.
Nun meine Frage: Wie kommt nun ein Pferd wie Silvery Moon zustande? Dies wäre absolut nicht möglich.
Die einzige logische Schlussfolgerung daraus ist (was auch in der Forschung so bestätigt wurde, auch wenn im Netz noch manchmal andere Sachen geschrieben werden) dass Herr Wagner mit seiner Theorie absolut unrecht hat und Overos genauso wie Tobianos dominant vererbt werden, dh. 50% Chance wenn man einen Schecken mit einem solid verpaart. Der einzige Unterschied ist, dass Overos nicht wie Tobianos reinerbig vorliegen können.
Für den Fall, dass Silvery Moon eines Tages in die Zucht gehen sollte könnte man also durchaus eine Schecken-Leistungszucht betreiben, wenn man ihm gute Stuten zuführt, da 50% seiner Nachkommen gescheckt wären.
von Dana Jüngst