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Arima Kinen, Deckhengst-Statistik und Jahresumsatz in Japan

Regaleira (blaue Kappe) bezwingt Shahryar im Arima Kinen. Foto: JRA

Autor: 

Josef Soppa

TurfTimes: 

Ausgabe 849 vom Freitag, 10.01.2025
In einem spannenden Finale, in dem sich die beiden Erstplatzierten über die gesamte Länge der Zielgeraden Kopf an Kopf duellierten, konnte die Stute Regaleira (Suave Richard) den international bewährten Shahryar (Deep Impact) am 22. Dezember letzten Jahres im Arima Kinen (Gr. I) im japanischen Nakayama mit Nase-Vorteil bezwingen. Dritter wurde der amtierende japanische Derbysieger Danon Decile (Epiphaneia), der bei langsamem Tempo bis 50 Meter vor dem Ziel das 15er-Feld angeführt hatte. Mit einem Gesamtpreisgeld von rund 6,7 Millionen Euro ist das über 2.500 Meter gelaufene Arima Kinen zusammen mit dem Japan Cup (Gr. I) das höchstdotierte Rennen Japans.
 
Der Jahresend-Grand Prix ist eines von zwei Rennen in Nippons Jahresprogramm, wo als Besonderheit zehn der Startplätze durch eine Publikumswahl vergeben werden. 478.415 Stimmen, die höchste jemals erreichte Zahl, hatte der große Vorausfavorit der Prüfung Do Deuce (Heart's Cry) auf sich vereinigt, eine zwei Tage vor seinem geplanten Rennbahnabschied aufgetretene Lahmheit machte ihn jedoch zum Nichtstarter.
 
 
Im 69. Arima Kinen war Regaleira erst die zweite dreijährige Stute, die dieses Rennen gewinnen konnte, 64 Jahre nach Star Roch (Harroway). Regaleira galt schon früh eine hohe Einschätzung. In den Hopeful Stakes (Gr. I), eine von nur drei Startmöglichkeiten auf Toplevel für die Zweijährigen in Japan, trat sie gegen die Hengste an und konnte sich als Co-Favoritin unter Christophe Lemaire gegen Shin Emperor (Siyouni) behaupten. Auch dreijährig suchte man die Konfrontation mit den Hengsten, doch sowohl in den 2.000 Guineas als auch im Derby Japans kam die Stute nicht in die Platzierung. Bis zum Arima Kinen war, bis auf eine verletzungsbedingte Vertretung, Lemaire Regaleiras ständiger Reiter. Da der Franzose dem Favoriten Urban Chic (Suave Richard) diesmal den Vorzug gab, konnte der 44-jährige Keita Tosaki, von 2014 bis 2016 Championjockey in Japan, zum zweiten Mal nach 2014 mit Gentildonna (Deep Impact) das Arima Kinen gewinnen. Auch der Trainer von Regaleira, Tetsuya Kimura, stand nach dem Triumph mit dem Ausnahmepferd Equinox (Kitasan Black) 2022 hier zum zweiten Mal auf dem Siegerpodest.
 
Regaleiras Besitzer Sunday Racing, im letzten Jahr zum achten Mal in Folge Champion dieser Sparte, teilte wenige Tage nach dem Rennen mit, dass sich die Stute eine Abrissfraktur im Fesselbereich zugezogen hat. Es erfolgte eine operative Entfernung der Knochenfragmente, genannt wurde ein Zeitraum von mehr als drei Monaten bis zur vollständigen Genesung. Nach den Regeln des Sunday Thoroughbred Clubs, dessen Pferde unter der Bezeichnung Sunday Racing Rennen bestreiten, bleiben Stuten, Gesundheit vorausgesetzt, bis Ende fünfjährig im Rennstall.
 
Die von der Northern Farm gezogene Regaleira entstammt dem ersten Jahrgang des Japan Cup (Gr. I)-Siegers Suave Richard (Heart's Cry), der in diesem Jahr zu einer Taxe von 15 Millionen Yen (ca. 93.000 Euro) auf der Shadai Stallion Station in Hokkaido/Japan deckt. Suave Richards weiterer Gr. I-Sieger Urban Chic, im vergangenen Jahr in Japans St. Leger erfolgreich, ist mit Regaleira eng blutsverwandt, denn die Mütter der beiden sind rechte Schwestern. Roca (Harbinger), die Mutter von Regaleira, ist Siegerin und Gr. III-platziert. Ihr von Duramente stammender Sohn Douradores kann ebenfalls eine Gr. III-Platzierung vorweisen. Die nächste Mutter Land's Edge (Dance in the Dark) ist neben Regaleira und Urban Chic auch zweite Mutter der letztjährigen Japanischen 1.000 Guineas (Gr. I)-Siegerin Stellenbosch (Epiphaneia). Land's Edge ist eine Schwester von Japans Triple Crown-Sieger und Super-Vererber Deep Impact (Sunday Silence). Deren Mutter Wind in Her Hair (Alzao) war Zweite in den Epsom Oaks (Gr. I) und zum Abschluss ihrer Rennlaufbahn, tragend von Arazi, Gewinnerin des Aral-Pokals (Gr. I). Wind in Her Hair ist mit 34 Jahren eine der Besucherattraktionen im Northern Horse Park in Hokkaido.
 
Do Deuce, kurzfristiger Nichtstarter im Arima Kinen, wurde wie erwartet zu Japans „Pferd des Jahres" 2024 gewählt. Beginnend mit dem Champion-Titel als Zweijähriger schaffte der jetzt sechsjährige Hengst Gr. I-Erfolge in vier aufeinanderfolgenden Jahren, im vergangenen Jahr im Tenno Sho (Herbst) und Japan Cup. Inzwischen hat Do Deuce eine Hengstbox auf der Shadai Stallion Station bezogen. Nach Bekanntgabe seiner Decktaxe von 10 Millionen Yen (ca. 62.000 Euro) war der Neuzugang innerhalb eines Tages voll ausgebucht. Als weiterer Shadai-Hengst wird der knapp geschlagene Arima Kinen-Zweite Shahryar in der Zucht debütieren, 2,5 Millionen Yen (ca. 15.000 Euro) werden für den sieben Jahre alten Deep Impact-Sohn aufgerufen. Der Sieger im Tokyo Yushun (Gr. I), dem Japanischen Derby, hatte einige Auslandseinsätze, wo ein Erfolg im Dubai Sheema Classic (Gr. I) und zwei dritte Plätze im Breeders' Cup Turf (Gr. I) heraussprangen.
 
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Ein neuer Name erschien Ende 2024 an der Spitze von Japans Deckhengst-Statistik. Nach elf aufeinanderfolgenden Jahren „Regentschaft" von Deep Impact, dann Duramente (King Kamehameha) im Jahr zuvor gelang dem Deep Impact-Sohn Kizuna das erste Championat. Sein größter Aktivposten war der auf Toplevel in Japans 2.000 Guineas siegreiche und Derby zweitplatzierte Justin Milano. Bei den Vätern erfolgreicher Zweijähriger nahm Kizuna nach 2023 erneut die Spitzenposition der Statistik ein. Als Rennpferd war Kizuna klassischer Sieger im Japanischen Derby (Gr. I). Beim nächsten Start gewann er mit dem Prix Niel (Gr. II) das Arc-Trial für die Dreijährigen in Longchamp. Danach zeigte Scheich Joaan bin Hamad Al Thani, dessen Pferde jetzt unter Al Shaqab Racing laufen, deutliches Interesse den Hengst zu kaufen. Der Besitzer von Kizuna erklärte seinerzeit, dass er sich geehrt fühlte drei Anfragen von Al Thani erhalten zu haben. Beim ersten und zweiten Mal waren konkrete Summen geboten worden, beim dritten Mal bloß ein Blankoscheck, wo er einen Betrag hätte einfügen können. Doch das Angebot wurde höflich abgelehnt. Den anstehenden Prix de l'Arc de Triomphe (Gr. I) holte sich Al Thanis Treve (Motivator), Kizuna wurde Vierter.
 
In Japans Championat der Deckhengste mit dem ersten Jahrgang belegte er nur Rang 12, doch ist bei genauerer Betrachtung Siskin (First Defence) recht spektakulär in der Zucht gestartet. Der auf irischem Boden u.a. in den Phoenix Stakes (Gr. I) und Irish 2.000 Guineas (Gr. I) nie bezwungene Hengst hatte früh in seiner ersten Decksaison wegen einer Verletzung aussetzen müssen. So hat Siskin in seinem ersten Jahrgang nur sieben registrierte Fohlen, von denen fünf gelaufen sind und drei gewonnen haben. Am Tag des Japan Cups gab es in Tokio gar ein Maidenrennen, in dem Siskin-Nachkommen die ersten beiden Plätze belegten. Sein bestes Produkt ist die zweimal, u.a. in den Hagi Stakes (LR), siegreiche Stute Teleos La La, die in den Hanshin Juvenile Fillies (Gr. I) auf Platz drei einkam. Mit einer Decktaxe von 3,5 Millionen Yen gestartet, die sukzessive bis auf 2 Millionen gesenkt wurde, war Siskin nun zu 3 Millionen Yen (ca. 19.000 Euro) bereits im alten Jahr voll ausgebucht.
 
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Das Arima Kinen ist das außerhalb des Rennsportzirkels bekannteste Rennen in Japan. Dies schlägt sich auch im Totoumsatz nieder. So gilt das Arima Kinen als das am höchsten bewettete Galopprennen weltweit, umgerechnet 340,4 Millionen Euro flossen diesmal durch die Totokassen.
 
Auf den Bahnen der Japan Racing Association (JRA) wurden im letzten Jahr insgesamt rund 20,6 Milliarden Euro am Totalisator umgesetzt. Dies ist eine Steigerung von 1,4% gegenüber dem Jahr 2023 und bedeutet eine Verbesserung der Umsatzzahl im 13. Jahr in Folge. Nach vorläufigen Zahlen hat die National Association of Racing (NAR) auf den lokalen Rennbahnen im Kalenderjahr 2024 einen Wettumsatz von rund 6,9 Milliarden Euro erzielt. Damit wurde eine neue Rekordmarke für die 1962 gegründete NAR gesetzt. Buchmacher sind in Japan nicht erlaubt.
 
Josef Soppa

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