Nichts für schwache Nerven war der 77. Gerling-Preis (click zum kompletten Rennen mit Video) (Gruppe II, 2400m, 70.000€) am Sonntag auf der Kölner Galopprennbahn. Über weite Strecken hatte der Überraschungssieger des Kölner Grand Prix Aufgalopps, der aus Bremen angereiste Mighty Mouse, auf dem Stefanie Hofer den eigentlich für den Ritt vorgesehenen Frederik Tylicki ersetzte, für das Tempo gesorgt. Der 22:10 Favorit Earl of Tinsdal (Eduardo Pedroza) lag zunächst dahinter, im Schlussbogen rückte er an die Seite des Führenden auf und wartete auf das Signal zum Angriff. Bei Erreichen der Zielgerade entspann sich sofort der Zweikampf zwischen dem innen liegenden Mighty Mouse und Earl of Tinsdal um die Führung, doch wer dachte, dies sei der Kampf um den Sieg, der wurde im weiteren Verlauf der Zielgerade von den sich überschlagenden Ereignissen überrascht.
Zunächst mischte sich der norwegische Gast Sir Lando (Frederik Johansson) in das vermeintliche Duell ein. Der Vorjahreszweite dieses traditionellen Aufgalopps für die Steher-Elite der deutschen Turf-Szene zog Mitte der Gerade an beiden vorbei, doch Earl of Tinsdal gab sich nicht kampflos geschlagen, sondern bäumte sich noch einmal auf. An der Außenseite wurde jedoch auch Gestüt Schlenderhans Atempo mit Adrie de Vries im Sattel enorm schnell. Der 4jährige Monsun-Sohn aus dem Quartier von Jens Hirschberger, der von den Wettern zum Co-Favoriten (38:10) gemacht worden war, schien mit seinem langgezogenen Speed schon klar auf der Siegerstraße zu sein, als der Außenseiter Silvaner (Terence Hellier) überraschend aus hinteren Regionen noch in den Turbo-Gang schalten konnte. Der 4jährige Lomitas-Sohn „flog“ in der Mitte der Bahn durch das Feld, doch konnte er Atempo nicht mehr ganz erreichen. Rang 2 war dem einstigen Winterfavoriten als bestem Vertreter des Schiergen-Trios allerdings sicher.
Dahinter blieb für Sir Lando der 3. Rang mit einer Nasenspitze vor dem Wöhler-Schützling Earl of Tinsdal, der seinen Gewichtsnachteil – er musste allen sieben Konkurrenten drei Kilo Gewicht geben – nicht kompensieren konnte. Sein Dauerduell mit Gestüt Ittlingens Saltas (Andrasch Starke), dem vermeintlich stärksten Schiergen-Vertreter, ging jedoch auch diesmal zu seinen Gunsten aus, doch wird dies den letztjährigen Gruppe I-Sieger kaum getröstet haben.
Für Mighty Mouse blieb in der Endabrechnung nur der 6. Platz hinter Saltas, während Lindenthaler (Filip Minarik) als Siebter nie aus hinteren Regionen wegkam und nur noch vor dem abgehängten Fair Boss (Daniele Porcu), der in diesem Jahr in dieser Konkurrenz überfordert scheint, ins Ziel kam.
Der Erfolg des Schlenderhaners Atempo, der beim erst vierten Karrierestart in Köln sein erstes Gruppe-Rennen gewann, nachdem er im Vorjahr in Bremen bereits ein Listenrennen hatte gewinnen können, rundete einen für den Stall von Jens Hirschberger höchst erfolgreichen Renntag ab. Hatten bereits zu Beginn des Renntags der 3jährige Hengst Axiom und etwas später die 4jährige Stute Alcina, beide Schlenderhaner wie gewohnt mit Adrie de Vries im Sattel, für Siege im Rahmenprogramm gesorgt, so gewann Seriensieger Alianthus für das Quartier auch die Excelsior Hotel Ernst-Meile (click zum Rennen mit allen Infos und Video) (Listenrennen, 1600m, 20.000€), das zweite sportliche Highlight des Nachmittags. Adrie de Vries ritt den zuletzt auf Gruppe-Parkett in Düsseldorf erfolgreichen Hernando-Sohn auch diesmal Start-Ziel zu einem souveränen Triumph mit viereinhalb Längen Vorsprung auf den holländischen Außenseiter Ferro Sensation (Stephen Hellyn) und Nafar (Alexander Pietsch), während der einstige Gruppe-Sieger Gereon (Eduardo Pedroza) diesmal nicht in die Entscheidung eingreifen konnte und nur als Vorletzter ins Ziel kam.