TurfTimes:
Ausgabe 248 vom Donnerstag, 17.01.2013
Der National-Hunt-Sport in England ist beileibe nicht der „arme Bruder“ des Flachrennsports, aber die Person des „Jung“-Trainers John Ferguson nimmt auch in dieser Sparte durchaus eine Sonderstellung ein. Jung ist Ferguson mit über 50 nur bedingt, und als Trainer sieht sich der natürlich vor allem als züchterischer Berater für Scheich Mohammed (und damit Darley) bekannte Ferguson auch noch nicht unbedingt, aber seine Schützlinge laufen – und springen - gut und gewinnen Rennen, viele Rennen, Anfang des Jahres sprang sogar der erste Gruppe I-Erfolg heraus.
„An meinem 50. Geburtstag bin ich mit den Hunden spazieren gegangen, und habe mein Leben Revue passieren lassen. Ich fragte mich: 'War´s gut bisher? – Ja – sehr' und dann: 'Willst du so noch weitere zwanzig Jahre leben?' – Nein!" So seine Überlegungen zum Beginn einer ungewöhnlichen zweiten Karriere.
Bereits 2005 hatte Ferguson sein Anwesen, das heute Bloomfields heißt und in Cowlinge unweit von Newmarket liegt, erworben; die Idee war, hier „als Rentner mal ein wenig zu züchten“. Aber zwei der Söhne verfielen dem Rennsport völlig, so dass Ferguson das Interesse mit einigen Point-to-Pointern weiter anstacheln wollte. Der Rest, muss man fast schon sagen, ist Geschichte. In der Saison 2011/2012, seiner ersten vollen Saison als Besitzertrainer, erreichte Ferguson die phänomenale Prozentzahl von 31% Sieger zu Startern – 24 Siege bei 78 Startern, auch wenn seine sechs Starter beim 2012er Cheltenham Festival noch leer ausgingen. In dieser Saison stehen im Moment 14 Siege zu Buche. In den Ställen stehen rund 20 Pferde und 10 Point-to-Pointer, eine Anzahl, die er so halten möchte.
Trainieren war bereits eine Art Jugendtraum für Ferguson, aber finanziell stand dies als Sohn eines Soldaten nicht zur Debatte. Ferguson roch aber als Stallbursche bei Nick Gaselee, der 1992 mit Party Politics das Grand National gewann, erstes „Spring-Blut“, und erhielt weitere Einblicke in den Trainer-Beruf bei Sir Michael Stoute.
Dann kam der Ruf aus Dubai, und für Scheich Mohammed war und ist er seit Jahrzehnten weit mehr als nur ein Bloodstock-Agent, sondern eher einer der Gestalter und Entwickler von dessen Vollblut-Imperium. Einschieben kann man hier, dass Scheich Mohammeds weinrote Farben, auf der Flachen so etwas wie der Vorläufer der blauen Godolphin-Farben, tatsächlich auch schon in Cheltenham siegreich waren: Kribensis gewann in diesen Farben - und trainiert von keinem anderen als Sir Michael Stoute – die Triumph-Hurdle von 1988, und war in der Saison 1989/90 das erste und bisher einzige Pferd, das die „Triple Crown der Hurdler“ – die Fighting Fifth Hurdle, die Christmas Hurdle und Champion Hurdle - gewinnen konnte. Royal Gait war dann 1992 der zweite Champion Hurdle Sieger für Scheick Mohammed, dieser trainiert von James Fanshaw.
Kein Wunder also, dass der Scheich den neuen Plänen Fergusons so positiv gegenübersteht. "Meine Beziehung zu Scheich Mohammed ist unverändert, und er hat großes Verständnis für meine neue Passion. Ich kümmere mich nach wie vor um Darley, welches ja fast wie ein Kind für mich ist. Gute Führung hat viel mit Delegieren zu tun, hat mich der Scheich gelehrt. Und ich hätte ja wohl einiges falsch gemacht, wenn man mich noch 15mal im Jahr in Amerika brauchen würde", sagt Ferguson, "Hobby ist die richtige Bezeichnung für das, was ich nun mache, denn es bezahlt mich niemand."
John Ferguson (M.) mit seinem Hauptarbeitgeber Sheikh Mohammed bin Rashid al Maktoum (r.) in Ascot: www.galoppfoto.de - Frank Sorge
"Ich habe einige Pferde von Scheich Mohammed gekauft, und auch einige mit echter Hindernis-Abstammung in Irland. Scheich Mohammed hat freundlicherweise ein wohlwollendes Interesse an meiner neuen Aufgabe, und er hat mir auch einige Pferde zur Verfügung gestellt. Sie laufen alle in den Bloomfields-Farben, meine Söhne reiten, wann immer sie können, morgens mit aus, es ist schon auch eine Familienangelegenheit." Nicht nur, natürlich, und Ferguson hat durchaus ein veritables Team zu Hause, und mit Denis O´Regan in dieser Saison sogar einen Stall-Jockey, nachdem bislang vor allem Nachwuchs-Reiter Jack Quinlan im Sattel der Pferde saß.
Der von Ferguson trainierte Steepler Buthelezi mit Jack Quinlan in Aintree. Foto: John James Clark
Ferguson´s profilierteste Starter haben, ganz klar, eine Flach-Abstammung, und sind ehemalige Flachrennpferde für Trainer wie Michael Bell, John Gosden, Andre Fabre & Co. Sein Gruppe-1 Sieger Ruacana stammt von Cape Cross und war ein solider Handicapper auf der Flachen, weitere auch für Cheltenham interessante Pferde sind nach wie vor der Tiger Hill-Sohn Cotton Mill, der im letzten Jahr in Cheltenham „Hände voll“ durch die Rails brach; der Motivator-Sohn New Year's Eve, aus der Acatenango-Stute Midnight Angel und im letzten Jahr so knapp geschlagen im Champion Bumper. Monarch's Way und Buthelezi sind weitere Pferde, deren Namen man sich merken sollte. Auch Whispering Gallery, immerhin Gruppe-Sieger in Dubai, steht nun bei Ferguson und hat sich bei seinem Lebensdebut über Hürden mit einem Sieg gut eingeführt.
Drei Gruppe 1- Nennungen hat Ferguson bislang für Cheltenham 2013 abgegeben, die eine oder andere „niedrigere“ Nennung wird sicher noch folgen. Es ist ganz sicher nur eine Frage der Zeit, bis Ferguson auch hier auf dem Treppchen stehen wird. Kein Wunder, dass nun im März der Dubai Carnival im Hause Bloomfields doch zu einer Nebensache wird…