Ferdinand Leve im Porträt: "Wir haben keinen Lufthafer!"
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TurfTimes:
Der erste Gruppe-Sieg für Besitzertrainer Ferdinand Leve mit Felician und Lennart Hammer-Hansen beim Frühjahrs-Meeting 2013 in Baden-Baden. www.galoppfoto.de - Sarah Bauer
Die Spannung steigt in Warendorf, am Sonntag ist es soweit, der 155. Henkel-Preis der Diana steht an. Dann gehen gleich zwei Schützlinge von Ferdinand Leve auf die Jagd nach Gruppe I-Ehren. Daytona Bay wird zu den Favoritinnen gehören. Leve sagt: „Von Rennen zu Rennen ist sie ausgeglichener geworden, sowohl im Rennen als auch im Training. Der Hingucker ist sie vielleicht nicht, sie ist eher groß und fein und wird sich sicher noch weiter modellieren. Die Mutter war ein ähnlicher Typ, war etwas eckig, aber bei Beiden sitzt der Motor hinten.“ Calyxa war bisher nur über 1600 Meter am Start, das nötige Stehvermögen für die Diana traut Leve ihr trotzdem zu: „Sie Nach dem Erfolg in Hamburg gilt Daytona Bay nun für den 155. Henkel-Preis der Diana, Gr. I, in Düsseldorf als eine der ersten Sieganwärterinnen. www.galoppfoto.de - Sabine Brosehat ein unglaubliches Phlegma, die können Sie hinten reiten, vorne reiten, die regt sich nicht auf. 600 Meter mehr sind zwar ein Sprung, aber sie wird in ruhiger Position geritten und dann einmal wach gemacht. Allerdings braucht man vor allem eins, Glück. Es ist nicht immer alles Können. Es gewinnt nicht immer der Beste, sondern ab und zu auch mal der Glücklichste.“ Schließlich wollen auch andere vorn dabei sein. Über die Chancen sagt Leve: „Wenn Secret Gesture kommt, dann ist sie sicherlich ein knallharter Faktor, zumal sicher ein Topjockey draufsitzen wird. Ansonsten ist das Feld unter den ersten fünf schon sehr ausgeglichen. Ob Daytona Bay dann Totofavorit wird oder nicht, macht mich nicht nervös, aber es sind schon viele gute Pferde dabei.“ Damit das Glück ihnen auch am Sonntag hold bleibt, hat sich Janet Leve-Ostermann nach dem eingeflochtenen Ring etwas Besonderes für Daytona Bay ausgedacht. Was es ist, bleibt bis Sonntag aber ein Geheimnis, gut Hinsehen ist also angesagt.
Ferdinand Leve führt Buch über das Trainingsprogramm seiner Pferde. Foto: Karina StrübbeDrei Gruppe-, drei Listen-, ein Auktionsrennen und insgesamt sechs Platzierungen auf Black Type-Ebene im Jahr 2013. Was sich Ende Juli durchaus wie die Bilanz eines großen Berufstrainers lesen ließe, ist tatsächlich die von Besitzertrainer Ferdinand Leve. Errungen wurden die genannten Erfolge von sechs Pferden, allen voran Felician mit zwei Gruppesiegen, hinzu kommen Daytona Bay, Cayxa, Ideal sowie die Geschwister Lucarelli und Laviva. Von 24 aktiven Pferden sind erst dreizehn in dieser Saison an den Start gekommen, genausoviele Siege stehen aktuell zu Buche, im Schnitt gewinnt jeder dritte Starter – eine Traumquote, sagt auch Ferdinand Leve selbst: „Wir haben in der Saison bisher so unglaublich viel erreicht, das konnten wir uns vorher gar nicht vorstellen. Geplant haben wir das natürlich nicht, aber es fühlt sich gut an.“
Ein Zweijährigen-Lot von Ferdinand Leve beim Training in Warendorf. Foto: Karina StrübbeBei den Erfolgen, zumal durchaus mit Pferden, die sich in jüngerer Vergangenheit eher auf Handicap-Ebene bewegten, tauchte in den letzten Wochen das eine oder andere Mal die Frage auf: Wie ist das möglich? Wer angesichts der Erfolge der Pferde von Besitzertrainer Ferdinand Leve eine Art Hexenküche in Warendorf vermutet, wird enttäuscht. Die idyllisch im Grünen gelegene Anlage beherbergte vor einigen Jahren unter anderem den Rennstall von Peter Rau, sie wurde von Leve selbst, der im Hauptberuf Architekt ist, entworfen. Neben den aktiven Galoppern von Haus Ittlingen und Hof Warendorf sind zehn Zuchtstuten, die dazugehörigen Fohlen und Jährlinge sowie drei Hengste für Voll- und Warmblutzucht auf dem Anwesen im Warendorfer Norden beheimatet. Guckt man genauer hin, fallen aber doch einige Dinge auf, die anders sind als im typischen Rennstall. Der erste Sattel, der beim Betreten des Stalls ins Auge fällt, ist kein Arbeits- sondern ein Springsattel. Der gehört zu Norbert Talabér, Springreiter, der jeden Morgen im Stall der Familie Leve circa drei Pferde reitet. Beim Turf-Times-Besuch ist gerade Integral dran, der auf eine Karriere als Deckhengst in der Warmblutzucht vorbereitet wird. Doch auch die aktiven Galopper kommen unter den Sattel Talabérs, der eine mehr, der andere weniger, je nach Bedarf. Lucarelli gehörte zu den schwierigen Kandidaten, lief stets schief. Also ging es ans Gymnastizieren und jeden Morgen vor der Arbeit an die Longe, zum locker werden, übrigens auch das Rezept für Laviva. Die Erfolge auf der Rennbahn zeigen, dass es funktioniert. In Hamburg und Hannover kam die Longe auch vor dem Rennen dran. Die Menschen dachten, wir kommen mit einem Voltigierpferd um die Ecke“, schmunzelt Ferdinand Leve.
Integral wird von Norbert Talabér gearbeitet. Foto: Karina Strübbe
Auch sonst findet man das eine andere Detail, welches eher an Reit- als an Rennsport erinnert, kein Wunder, schließlich kommt Leve aus dem Lager der Vielseitigkeitsreiterei. Ein Hang zur Akribie ist zu erkennen, nicht nur beim Training, wo er sich bemüht, für jedes Pferd das passende Rezept zu finden, auch beim Drumherum. Jedes Pferd hat seine eigene Trense, im Reitsport Normalität, im Rennsport Ausnahme. Die Trense muss schließlich passen, vor allem das Gebiss. Ein anderes Steckenpferd Leves ist die Reitkultur. „Wenn ich morgens meine Zeit investiere, möchte ich auch, dass meine Pferde und Mitarbeiter konzentriert mitarbeiten. Was auch eine Sache des Reitsports ist, ist das Ausprobieren und das Verändern kleiner Dinge, um zu schauen, ob es dann besser läuft. Das ist im Reitsport völlig normal und keine Wissenschaft. Ich glaube, dass die Kultur des Reitens früher auch im Rennsport höher war und ich würde mich freuen, das maße ich mir jetzt mal an, wenn viele Trainer auf diese Kultur des Reitens wieder Einfluss nähmen. So können wir letztlich unsere Leute verbessern und über unsere Leute verbessern wir unsere Pferde.“
Vor und nach dem Galoppieren geht es in die Halle, zum Gynastizieren und Abpusten. Foto: Karina StrübbeIn der Halle treten die Pferde derweil über Stangen, laufen Slalom und stören sich auch nicht am laufenden Radio. Danach geht es auf die Bahn zum Canter, hinterher geht es wieder in die Halle, zum Abtraben und Durchpusten – auf dieses Feierabendsignal legt Leve Wert. Zum Ein- und Ausklang des Arbeitstages geht es auf die Paddocks. „Das ist ein Grund, warum ich glaube, dass unsere Pferde insgesamt so gute Leistungen zeigen; sie tanken alle Sonne. Im Normalfall sind sie bis mittags alle draußen und liegen in den Sandpaddocks lang in der Sonne, bekommen also Vitamin D und sind unglaublich ausgeglichen.“ In der Tat ist weit und breit kein nervöses Pferd zu sehen, am meisten Hampeln tut da noch Lucarelli, aber der ist beim Weg zur Waage auch nur damit beschäftigt, allen
Hat die Begeisterung für den Galoppsport wiedergefunden und sorgt für die Details: Janet Leve-Ostermann. Foto: www.galoppfoto.deAnwesenden zu beweisen, dass er ein Hengst ist. Wichtig ist Leve eins: „Die Art wie wir zu Hause unsere Pferde halten und trainieren ist nur möglich, weil wir eine überschaubare Anzahl von 24 Pferden haben. Das ist in einem großen Stall überhaupt nicht möglich. Viele andere große Trainer würden sich sicherlich, wenn sie die Möglichkeit hätten, ein ähnliches Programm überlegen. Auch bei uns wäre es mit mehr als dreißig Pferden nicht mehr machbar.“
Das Interview mit Ferdinand Leve | |
Wo machen Sie Grasgalopps? | „Wir fahren zwischendurch mal nach Dortmund, aber nicht so häufig. Das ist das Gute an unserem Naturboden, er ist dem Gras relativ ähnlich, nur von der Substanz her ist er weicher, in etwa 4,8-5,0, aber das Material ist das gleiche. Wir fahren gut damit, das zeigt auch die Erfahrung. Peter Rau hat auch auf Naturboden trainiert und wenig auf Gras gearbeitet. Wir fahren nur mit den jungen Pferden nach Dortmund, alles andere können wir hier zu Hause trainieren. Gerade bei diesen Temperaturen ist eine Grasbahn so schnell, dass ein Trainingsreiz nur über Geschwindigkeit gesetzt werden kann. Und Geschwindigkeit bedeutet Gefahr. Das Risiko, sich zu verletzen, ist relativ hoch, gerade auf fester Bahn.“ |
Wie entscheiden Sie, wer im Rennstall bleibt? |
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Wie erklären Sie sich die bisherigen Erfolge in dieser Saison? | „Wir haben am 2. Januar angefangen mit 1.000 m Hoppelcantern und haben dann diese Distanz pro Woche um 700 m verlängert, bis wir Ende Februar bei circa 4500 Metern waren, gleichmäßig, ganz ruhig. Dann haben wir die Distanzen verkürzt und die Geschwindigkeit langsam erhöht. So hatten wir Anfang der Saison eine gute Grundkondition. Die Pferde waren in etwa bei 70 %, was Anfang der Saison gut reichte. Und mit jedem Start konnten sich die Pferde dann mehr Kraft und Routine holen. So sind wir mit allen Pferden sehr gleichmäßig in die Saison gekommen. Die Kunst ist natürlich, die Form so zu halten.“ |
Wie kamen Sie überhaupt zum Rennsport? |
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Wie kommt es, dass bei den älteren Pferden auf einmal der Knoten platzt? |
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Was würden Sie gerne noch im Rennsport erreichen? |
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Haben Sie einen Aberglauben? | „In Krefeld wollte ich den gleichen Anzug tragen wie in Baden-Baden, wusste aber nicht mehr genau, welcher es war. Also bin ich im Schlafanzug in den Stall gelaufen, um die Siegerfotos anzuschauen. Zwei Minuten vor unserer Abfahrt stand ich noch vorm Spiegel, um die Krawatte zu binden und stellte fest, dass ich keinen blauen, sondern einen dunklen Anzug erwischt hatte. Es war zu spät zum Umziehen. Und wissen Sie, was bei raus gekommen ist, Felician ist trotzdem schnell gelaufen.“ |
Gibt es ein Rennen, das Sie mal gewinnen wollen? | „Einmal im Leben möchte ich mal ein richtig großes Rennen im Ausland angreifen.“ |
Haben Sie Vorbilder? |
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Was machen Sie, wenn Sie von Pferden oder dem Job die Nase voll haben? |
Wir leben gerne in Warendorf; alles am Haus zu haben ist wie Urlaub. Leider teilen unsere Kinder die Pferdeleidenschaft nur teilweise, was auch in Ordnung ist; sie haben andere Interessen. Gelegentlich fahren sie mit uns zu den Rennen. Letztens fragte mich mein zwölfjähriger Sohn Julius, wie lange unser Rennbahnaufenthalt dauern würde. Bis nach dem fünften Rennen, sagte ich, das ist halb fünf und dann können wir nach Hause fahren. Da sagte er: ‚Halb fünf, dann müssen wir ja noch zur Siegerehrung…‘. Ich habe ihm dann gesagt, dass wir den Sieg ja noch erringen müssten. Da sagte er: ‚Wieso, das Pferd läuft doch immer gut‘. So war es – Felician gewann.“ |