Die Zeiten, in denen es im Gran Premio di Milano eine sechsstellige Summe als Preisgeld für den Besitzer des Siegers gab, sind inzwischen Vergangenheit, das kann sich der italienische Rennsport nicht mehr leisten. So genau werden sich die Besitzer von Earl of Tinsdal dafür auch nicht interessieren, der Hengst, der einst bei der BBAG ziemlich unbeachtet den Ring verlassen hat, schuldet ihnen keinen Cent mehr, gewann in Mailand nach dem Rheinland-Pokal das zweite Gr.-I-Rennen seiner Karriere. Er ist ein großrahmiger Galoppierer, dem so schnell kein Weg zu weit wird. Nennungen hat er natürlich in allen deutschen Grand-Prix-Rennen des Sommers über 2400 Meter, doch könnte man ihn sich auch als künftiges Cup-Pferd vorstellen. Pferde wie er werden, wenn es nicht schon geschehen ist, ganz sicher auch das Ziel ausländischer, in diesem Fall australischer Aufkäufer sein. Anfragen wird es gewiss gegeben haben.
Er stammt aus dem vierten von fünf deutschen Jahrgängen von Black Sam Bellamy (Sadler's Wells), der in Fährhof immer sehr kopfstarke Bücher gedeckt hat und hierzulande mit Earl of Tinsdal sicher sein Meisterstück geliefert hat. Er steht inzwischen zu einer Decktaxe von 4.000 Pfund im Shade Oak Stud in England insbesondere für die Zucht von Hindernispferden, doch den rechten Bruder von Galileo darauf zu reduzieren, wäre verfehlt. Immer hatte er mit Daveron eine Gr. II-Siegerin in den USA, zudem vier Gr. III-Sieger und eine Reihe weiterer Black Type-Pferde.
Earthly Paradise, die Mutter von Earl of Tinsdal, die zunächst in den Farben des Stalles Blankenese lief, war zweijährig Zweite im Raffelberger Stutenpreis, gewann dreijährig über 1400 Meter in Mülheim. Sie startete mit dem bislang neunfachen Sieger Earlsalsa (Kingsalsa), der ein Spitzenrating von 92,5 kg hatte, dann kam der im Ausgleich II erfolgreiche Earl of Winds (Samum), ein inzwischen siebenfacher Sieger, sowie Easy Tiger (Tiger Hill), klassisch platziert in der Slowakei. Gewonnen hat auch die in die Zucht des Gestüts Hachetal gegangene Ella Ransom (Ransom O’War). Nach dem „Earl“ folgte Emily of Tinsdal (Librettist), die am Sonntag beim Debut in München gewann, jetzt Jährling ist ein Hengst von Sholokhov, im April kam eine Stute von New Approach zur Welt. Earthly Paradise ist eine Schwester der sehr guten Zweijährigen Early Wings (Winged Love) und Easy Way (Dashing Blade) sowie von Empire Storm (Storming Home), Gr. III- und listenplatziert und mehrfach in Auktionsrennen vorne mit dabei. Ever Strong (Lomitas) hat das Auktionsrennen in Hamburg und zwei andere Rennen gewonnen, es gibt einen zweijährigen Hengst von Hurricane Run. Die nächste Mutter Emy Coasting (El Gran Senor), die eine amerikanische Familie vertritt und in den USA auch als Jährling für 75.000 $ durch den Ring ging, hat Hannes Gutschow im Oktober 1996 für 6.500 gns in Newmarket aus dem Stall von Trainer Paul Cole erworben. In England mehrfach platziert gelaufen, gewann sie bei nur drei Starts in Deutschland über 1400 bzw. 1600 Meter. Die Linie ist, wobei es jeweils auf den väterlichen Einfluss ankommt, auf allen Distanzen zuhause.
Weitere Fotos vom Gran Premio di Milano gibt es auf der Webseite von Stefano Grasso: Klick!