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Deutsche Elemente in Cheltenham und Doncaster

Autor: 

Catrin Nack

TurfTimes: 

Ausgabe 754 vom Freitag, 03.02.2023

Des einen Verlust ist des anderen Gewinn; nachdem diverse Renntage, allen voran Ascots Gr.I -Karte vom 21. Januar dem Frost zum Opfer gefallen waren, war Cheltenham der lachende Dritte. Der „Trials Day“, traditionell der letzte Renntag auf der Bahn vor dem Festival im März, erhielt durch die Clarence House Chase (Gr.I, 2m ½ f = ca. 3300m) eine zusätzliche Aufwertung. Somit kamen insgesamt neun Rennen, darunter insgesamt fünf Graded-Prüfungen, zur Austragung; in England nicht eben alltäglich.

Ein Trial ist wörtlich übersetzt ein Probelauf, und eben das bietet die Rennbahn Cheltenham traditionell Ende Januar. Seit Irland mit dem Dublin Racing Festival nur eine Woche später seine eigenen Trials offeriert, halten sich die Besuche der jeweils anderen Nation in Grenzen; mit Noble Yeats (Trainer Emmet Mullins) und Energumene (Willie Mullins, Emmets Onkel) kamen jedoch zwei irische „Schwergewichte“ nach England, tatsächlich wurde es ein internationaler Tag, bei dem auch deutsche Elemente nicht fehlten. Im einleitenden Triumph Hurdle Trial (Gr.II, 2m1f = ca. 3400m) gab es direkt einen irischen Sieg, Joseph O`Briens Churchill-Sohn Comfort Zone behielt letztendlich sicher die Oberhand. Der von Milton Harris trainierte Scriptwriter vervollständigte einen „Churchill-Einlauf“, auf dem dritten Platz die vom Gestüt Aeskulap gezogenen Earl of Tinsdal-Tochter Dixon Cove. Mutter ist die Dansili-Tochter Dakara, das klingt nach Aga Khan -Zucht, ist aber die Linie der Dawn Side. Dixon Cove ist u.a. eine Halbschwester zu Dictator (Bohumil Nedorostek) und vor allem eine nahe Verwandte des einstigen Top-Steeplers The Giant Bolster (Black Sam Bellamy).

Die Cotswolds Chase (Gr. II, 3m 1 ½ f = ca. 5100m) ist ein Vorlauf für den Cheltenham Gold Cup, mit dem von Dan Skelton trainierten Protektorat (aus einer Protektor-Mutter) kam einer der Mitfavoriten für das Herzstück des Festivals an den Start. Hinter dem in Schottland von Lucinda Russell trainieren Ahoy Senor reichte es jedoch nur zu einem enttäuschenden vierten Platz; dazwischen Sounds Russian (Ruth Jefferson) und besagter Noble Yeats, dem 2022 Grand National-Sieger. In der Cleeve Hurdle (Gr.II, 3m= ca. 4800m), einem Aufgalopp zur Stayers Hurdle, gab es gar einen in Frankreich trainierten Sieger; Gold Tweet. Vom renommierten Flachtrainer Elie Lellouche gezogen, kam der Wallach als 14-1 Außenseiter an den Start. er wird von Gabriel Leenders trainiert, der selber Teile seiner Ausbildung bei Nicky Henderson und David Pipe absolviert hat.

Höhepunkt der Samstags-Karte aber war die von Ascot verlegte Clarence House Chase. Was noch vor Wochenfrist nach einem Match zwischen dem in Irland trainiertem Energumene, amtierendem Champion Chaser, und Alan Kings (und somit „Team GB“) Edwardstone, im März ´22 Sieger der Arkle Chase, ausgesehen hatte, bekam durch eine Nachnennung zusätzlichen Schwung. Gary Moore warf Editeur de Gite, Sohn des hierzulande bestens bekannten Saddex, ins Rennen. Und der 9j. Wallach, in den Farben von Moores ehemaligem Star Sire Du Grugy, tat, was die Pferde von Moore ganz besonders gut können, nämlich von der Spitze aus das Rennen aufzunehmen. Und in diesem Fall gar an der Spitze zu bleiben, da Editeur de Gite beiden genannten heißen Favoriten eine unerwartete Niederlage beibringen konnte.

Während Edwardstone unter Tom Cannon aus hinteren Regionen noch viel Boden gutmachte und letztendlich nur mit einem Kopf unterlag, enttäuschte Energumene, in dem viele vor dem Rennen bereits einen der sichersten Sieger beim Cheltenham Festival – geschweige denn am vergangenen Wochenende – gesehen hatten, auf ganzer Linie. Trainer Willie Mullins tat sich schwer mit einer Erklärung und brachte gar die unterschiedlichen Farben der Hindernisse (seit einiger Zeit sind englische Hindernisse weiß, die irischen orange) ins Gespräch. Edwardstone hingegen unterstrich nachdrücklich seine Stellung als bester Zwei-Meiler des Landes; Cheltenham wird zeigen, ob er eben auch der anglo-irische Champion Chaser ist.

Auch das nordenglischen Doncaster, im Flachrennsport immerhin eine klassische Rennbahn, bot am vergangenen Wochenende Black-Type Action. In der Sky Bet Yorkshire Rose Mares´ Hurdle (Gr.II, 2m ½ f = ca. 3300m) hatte die von Nicky Henderson für JP McManus trainierte Epatante wenig Mühe, auf die Siegerstraße zurückzukehren. Die 9j. Stute, im Jahr 2020 immerhin Champion Hurdle-Siegerin und zuletzt nur Constitution Hill unterlegen, hatte nach den offiziellen Ratings rund 20 Pfund in der Hand und gewann ebenso.

Aus deutscher Sicht noch interessanter war das Ergebnis der Albert Bartlett River Don Novices´ Hurdle (Gr.II, 3m ½ f = ca. 4900m). Der Sieger Maximilian, im Training bei Donald McCain, geritten von Stalljockey Brian Hughes, spielte in dieser Steher-Prüfung „ur-deutsche“ Tugenden wie eben Stamina und Härte aus; die brauchte es auch. Als Züchter des Adlerflug-Sohn aus der Platini-Stute Maxima notiert das Gestüt Harzburg; 2017 wurde der Fuchs über die BBAG Oktober-Auktion und Richard Venn gen England verkauft. Interessant auch der Besitzer, die Owners Group 099, siehe hierzu den gesonderten Absatz. Bei sechs Starts über Hürden ist Maximilian nun fünffacher Sieger, und hat dem Vernehmen nach und ganz seinem Trainingsquartiert entsprechend (Trainer Donald McCain ist „natürlich“ Sohn von Donald „Ginger“ McCain, Trainer der Grand National-Legende Red Rum) einen Start in einem Hürdenrennen in Aintree als großes Saisonziel.

Und dann war da noch Princess Zoe. Über die vom Gestüt Höny-Hof gezogenen Jukebox Jury-Tochter war in den vergangenen Jahren immer wieder die Rede; einfach, weil es viel zu erzählen gab. Nun hat die Stute, einstmals bei Stefan Richter und nun in Irland bei Anthony Mullins (Willies Bruder) im Training, ihrer wechselvollen Karriere in weiteres Kapitel hinzugefügt, gab sie doch ihren Einstand über Hürden. „She was brave“ – sie war [sehr] mutig- so das Fazit ihrer Umgebung nach dem Rennen in Punchestown, einem Maiden-Hürdenrennen über 2 ½ Meilen (ca. 4000m), eine vorsichtige Umschreibung ihrer zeitweise etwas abenteuerlichen Hürdentechnik. Wenn sie sich letztendlich den Sieg im toten Rennen teilen musste – nach einem Rennen von der Spitze aus wurde die nun 8j. Prinzess Zoe zum Schluß doch etwas müde – war es ein famoser Einstand im neuen Metier. Mit mehr Erfahrung sollte die Schimmelstute, die auf der Flachen bekanntermaßen Gr.I -Format hatte, auch über Hürden in besserer Gesellschaft bestehen können. 
 
Catrin Nack

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