TurfTimes:
Ausgabe 205 vom Donnerstag, 08.03.2012
Nun steht Cheltenham wirklich vor der Tür: am Dienstag, den 13.03., um 1.30 Ortszeit (14:30 deutsche Zeit) wird sich zum ersten Mal das Startband des Festivals 2012 heben, der gewaltige „Cheltenham Roar“ ertönen, mit dem die Zehntausende von Besuchern traditionell den Beginn des Festivals feiern ; für viele Rennsport-Fans in England und Irland die wichtigsten vier Tage des Jahres. In den letzten Wochen haben wir die möglichen Starter der Hauptrennen etwas genauer beleuchtet, aber getreu dem Motto, dass nichts älter ist als eine Zeitung von gestern, haben sich in den vergangenen Tagen und Wochen natürlich diverse Veränderungen und Verschiebungen ergeben; unvermeidlich eigentlich, wenn man mit dem Lebewesen Pferd agiert. Kurz vor dem Festival haben nun auch etliche Trainer die endgültigen „Ziele“ ihrer Schützlinge festgelegt; viele Pferde waren für diverse Rennen genannt und hatten (und in einigen Fällen haben) so diverse Optionen. Zeit, hier nun – auf der Zielgeraden im Anlauf zum Meeting sozusagen- den Leser auf den neuesten Stand zu bringen (auch wenn man natürlich nicht vor Veränderungen und Verletzungen in letzter Minute gefeit ist!) :
Bisher erschienen: Teil I (beim Klick geht's zum Artikel), II, III, IV und V.
Die Nachricht, die direkt nach dem Erscheinen der letzten Turf-Times in England wie eine Bombe einschlug, tagelang die Schlagezeilen der Fachpresse beherrschte, betraf direkt den Star of the Show: Kauto Star. Der Wallach war bereits vor rund 14 Tagen im Training „schwer“ gestürzt, eine Tatsache, die Team Ditcheat vor der Öffentlichkeit volle sechs Tage geheim halten konnte; Kauto Star im Gegenteil sogar bei Betfair, inzwischen DEM Barometer für das Wohlbefinden der Pferde, sogar gewettet, und damit „kürzer“, wurde. „Es war ein doch recht schwerer Sturz, das ist ihm in all den Jahren noch nie passiert. Stütze sind aber Teil unserer Arbeit, wenn ich der Öffentlichkeit jeden Sturz mitteilen würde, war ich nur bei Twitter zugange. Kauto war nie lahm, hat immer gearbeitet, aber ist halt steif und hatte diverse Blutergüsse, von denen sich sein alter Körper eben etwas langsamer erholt. Ich werde alle weiterhin unterrichten“. Zeitweilig stand Kauto Stars Teilnahme am Gold Cup nur bei 50/50, und die Racing Post veröffentlicht seitdem jeden Tag einen „Kautometer“ (auf einer Skala zwischen „Despair“ –„Hope“ – „Joy“ liegt das Pendel zur Zeit zwischen Hope und Joy) - Inzwischen sind die Signale aus Ditcheat allerdings wirklich deutlich positiver, Kauto Star wird am Freitag (09.03.) nach den Rennen auf der Rennbahn von Wincanton arbeiten, und am Samstag will Paul Nicholls die endgültige Entscheidung über die Teilnahme Kauto Stars am Gold Cup (16.03.) treffen; angeblich Live in der Morning Line, der Samstäglichen Fernsehsendung auf Channel4. Gleich am letzten Freitagabend kam auch die Nachricht, dass Ranjaan, der im Wettmarkt für die Triumph Hurdle an prominenter Stelle stand, das Rennen nach einem „Setback“ verpassen wird.
Trainer Nicky Henderson muss sich dagegen Gerüchten über das Wohlbefinden – oder Nicht-Wohlbefinden - von Gold Cup Favoriten Long Run erwehren, welcher als angeblich unerklärlicher Ursache bei Betfair länger und länger im Preis wurde – evtl. hat er ja gegen Burton Port in der Arbeit verloren, welcher für den Gold Cup nach wie vor an rund 3. Stelle im Wettmarkt steht. Über die Route des Novice Grand Crus ist immer noch keine endgültige Entscheidung gefallen (zum Zeitpunkt des Schreibens dieser Zeilen!); nachdem Kauto Stars Teilnahme am Gold Cup tagelang fraglich war, schien dieser das anvisierte Ziel; allein, öffentlich ist das noch nicht.
Peddlers Cross, zeitweilig hoch oben im Wettmarkt für die Arkle Chase, wird dieses Rennen nun endgültig auslassen und mit der Jewson Novice Chase die vermeidlich einfachere Option (und über einen längeren Weg führend) ansteuern. Giggenstown Studs Bog Warrior, immerhin rund 12-1 im Wettmarkt für die Arkle, wird Cheltenham gleich ganz auslassen und lieber in Naas antreten; es scheint, dass Sprinter Sacre die im wahrsten Sinne des Wortes „die Pferde scheu macht“.
Eine seit Jahren feste Tradition in England und Irland sind die sogenannten Preview-Nights, die gefühlt jeden Tag ausgerichtet werden. Trainer, Jockeys und andere Experten geben dabei den interessierten Zuschauern (Hunderte, und die Abende kosten satten Eintritt, der aber zumeist an wohltätige Zwecke geht) die wichtigsten Neuigkeiten zum Wohlbefinden ihrer Schützlinge. So verkündete JP McManus, dass Darlan trotz seines schweren Sturzes in Newbury (das Rennen gewann Zarkandar) seine beste Chance des Meetings sei. „AP (McCoy) hat ihn kürzlich geschult und war begeistert, man merkt rein gar nicht, dass er einen Sturz hatte“. „Binocular ist in guter Form, aber gegen Hurricane Fly wird’s wohl schwer“ woraufhin Philip Hobbs aber erwiderte: „Hurricane Fly wird auch einmal geschlagen werden. Sie sind so, diese Montjeus“ um gleich darauf sein „gutes Ding“ zu verraten: „Ich bin fest der Meinung, das Sadler’s Risk die Triumph Hurdle gewinnt. Er hat alles, was ein Juvenile Hurdler haben muss, und viel Klasse. Ich bin sehr zuversichtlich.“
Einig sind sich alle Experten, dass Sizing Europe der Banker des Festivals ist, während Oscar Whiskys Besitzer nach wie vor der Meinung ist, Big Buck’s schlagen zu können. Zu Big Buck’s kommen aber keine schlechten Nachrichten aus dem Stall von Paul Nicholls, und Besitzer Andy Stewart ist pragmatisch.“ Irgendwann wird er verlieren, aber er weiß das nicht, und dazu sind Pferderennen da. Es ist ein Privileg, ein Pferd wie ihn zu besitzen, und wir freuen uns auf nächste Woche“
Kauto Fan mit vier Beinen ... erweist sich Sarda als gutes Orakel? Foto: John James ClarkEs würde den Rahmen dieser Serie sprengen, auf jedes der Rennen gesondert und im Detail einzugehen (an drei Tagen finden je 7 Rennen statt, am Donnerstag nur 6). Wir trauen uns aber etwas und geben ein paar unserer „Geheim-Tipps“ preis, dies allerdings natürlich ganz ohne Gewinn-Garantie und Gewährleistung (auch der Rechtsweg ist ausgeschlossen!). Unserer „Fancies“ sind nicht die heißen Favoriten der jeweiligen Rennen, aber könnten interessante „each-way“ Alternativen darstellen. Hoffen wir, dass der „Experten“-Status auch nach dem Festival noch intakt ist….
Supreme Novice Hurdle (hier läuft besagter Darlan): Cinders And Ashes
Arkle: Cue Card
Byrne Group Plate: Divers (Trainer Ferdy Murphy ist ein Meister darin, Pferde für Cheltenham zu präparieren. Auf ihn muss man immer achten. Divers hat aber noch eine weitere Nennung! )
Neptune Investment Novice Hurlde: Boston Bob (wurde aber heuer für die Albert Bartlett Hurdle gewettet!)
RSA Chase: Sir Des Champs (wird natürlich leichter und ein sehr offenes Rennen, wenn Grand Crus die Gold Cup-Option wahrnimmt)
Fred Winter Juvenile Hurdle: Dark And Dangerous
Ryan Air: Medermit (irgendwann muss der volle Erfolg klappen!)
Triumph Hurdle: Hollow Tree und Hisaabaat
Johnny Henderson Grand Annual: Kumbeshwar (hat aber auch diverse Nennungen, dies scheint aber das gemeinte Ziel)
Ein paar Namen, die man “einfach so” beachten sollte sind Hunt Ball (Pferd ist der Handicap-Aufsteiger der Saison in England und hat einen ungemein enthusiastischen Besitzer, Anthony Knott. Er sprang beim vorletzten Sieg des Pferdes (6 in dieser Saison bisher) in „Manfred-Hofer“ Manier hinter dem Jockey auf den Rücken seines Pferdes, und brach beim letzen Sieg in Kempton vor laufender Kamera in Tränen aus!) sowie Monkerty Tunkerty, der in der Fox Hunter Chase, dem Gold Cup für Amateure, läuft. Besitzerin, Trainerin und Reiterin des Pferdes ist die 21-jährige Miss Jessica Westwood, deren Leben sich seit Wochen nur um Cheltenham – und dieses Rennen - dreht; natürlich neben ihrem bezahlten Job, bei Trainer Jermey Scott. Aber gerade in diesem Rennen könnten doch auch die Hoffnungen des wahrhaft „kleinen Mannes“ einmal wahr werden….
In „eigner Sache“ ist last and least Bourne unterwegs, der für den Club, in dem auch wir Mitglied sind, kürzlich ein gutes Handicap in Ascot in leichter Manier gewann und nun die Martin Pipe Conditional Jockey´s Handicap Hurdle ansteuern könnte.
In diesem Sinne: Viel Spaß beim Sieger-Ausgraben und mitfiebern. Hauptsache, alle kommen heil nach Hause!