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Belenus eingegangen

Belenus (Kevin Darley) gewinnt das Derby 1999 in Rekordzeit von  2:25,81 Minuten vor Acambaro und Flamingo Road. www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 249 vom Donnerstag, 24.01.2013

Er war einer der ungewöhnlichsten Derbysieger der letzten Jahrzehnte und nicht nur deshalb, weil er die 2400-m-Distanz in der bis heute gültigen Rekordzeit von 2:25,10 Minuten absolviert hat: Belenus (Lomitas), aus der Zucht von Dr. Frank Feldmann, aufgewachsen im norddeutschen Springe und bei seinen größten Erfolgen im Dress des Turf-Syndikats 99 unterwegs, im Training bei Andreas Wöhler. Vor einigen Wochen ist er in Polen, wo er als Deckhengst aktiv war, an den Folgen einer Kolik eingegangen.

Was für eine Derby-Party: Manfred Hofer saß mit Zigarre huckepack auf dem Sieger Belenus ... www.galoppfoto.de - Frank SorgeWas für eine Derby-Party: Manfred Hofer saß mit Zigarre huckepack auf dem Sieger Belenus ... www.galoppfoto.de - Frank Sorge

Seinen größten Tag hatte er am 4. Juli 1999, als er mit Kevin Darley im Sattel das BMW 130. Deutsche Derby an sich bringen konnte. Begonnen hatte seine Laufbahn im April jenen Jahres, als er noch in den Farben des Stalles Fichtengrund in Bremen ein 2100-m-Rennen gewann. Nach zwei Platzierungen auf Listenebene gab es Angebote auf den Hengst, Züchter Dr. Frank Feldmann wollte auch verkaufen und nach einem Anruf des Trainers an seinen Schwager Manfred Hofer schwang sich dieser im Training in den Sattel des Dreijährigen. Er war derart begeistert, dass er ihn für 300.000 DM für sein Turf-Syndikat 99 an sich brachte.

Ging im Horner See baden: Trainer Andreas Wöhler löste seine Belenus-Derby-Wette ein. www.rennstall-woehler.deGing im Horner See baden: Trainer Andreas Wöhler löste seine Belenus-Derby-Wette ein. www.rennstall-woehler.deDas war damals eine 15köpfige, durchaus illustre Besitzergemeinschaft, der u.a. der Fußball-Nationalspieler Didi Hamann, der Eishockeyspieler Thomas Brandl, Rennbahnarzt Dr. Peter Wind und der im Traberlager hoch erfolgreiche Karl Bock angehörten. Für sie gewann Belenus drei Wochen vor Hamburg das Walther Jacobs-Rennen in Bremen unter Andreas Boschert, doch der entschied sich im Derby für den Ritt auf Silvano, der dann nur Vierter wurde. Belenus gewann, Manfred Hofer schwang sich noch auf der Bahn in den Sattel eines Derbysiegers (in seiner aktiven Zeit war ihm das nie vergönnt gewesen), Wöhler und Brandl sprangen in voller Montur in den See unter Verlust diverser Geldbörsen, Hamann war völlig verwirrt und murmelte immer nur, dass es der schönste Moment seines Lebens gewesen sei. Abends wurde im Hotel Atlantic exzessiv gefeiert, wobei allein die Zigarrenrechnung in vierstellige Dimensionen stieg, nicht dabei war jedoch Kevin Darley, der einen Besuch der Reeperbahn vorzog. Mit Belenus, Silvano und Sumitas, der als Favorit Fünfter wurde, waren drei Söhne aus dem ersten Jahrgang von Lomitas (Niniski) auf den vorderen Plätzen.

Belenus bestätigte seine Position im Jahrgang mit einem Sieg unter Andreas Boschert im BMW EuropaChampionat (Gr. II) in Hoppegarten, war im Mercedes Benz - 127. Grosser Preis von Baden (Gr. I) Dritter hinter Tiger Hill (Danehill) und Flamingo Road (Acatenango), krönte das Jahr dann mit einem Sieg im Preis von Europa (Gr. I) unter Kevin Woodburn. Bei diesen erstklassigen Leistungen war es mehr als bedauerlich, dass er vierjährig verletzungsbedingt nicht an den Start gebracht werden konnte. Fünfjährig gewann er immerhin noch zwei kleinere Rennen, war Zweiter im Bosphorus Cup hinter King's Boy (Platini) und Dritter zu Sabiango (Acatenango) sowie Boreal (Java Gold) im Credit Suisse Private Banking Pokal (Gr. I) in Köln. Er wurde dann nach Polen verkauft, von wo gelegentlich Nachrichten über gute Leistungen seiner Nachkommen zu uns drangen. Nach Westeuropa haben es aber nur wenige geschafft. 

Ein lesenswerter Nachruf auf Belenus findet sich auf der Webseite des Rennstalles Wöhler: Klick!

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