2020-07-04, Epsom Downs, 6. R. - The Derby

Vor 240 Jahren wurde das wohl berühmteste Pferderennen der Welt zum ersten Mal gelaufen, doch eine derart skurrile und befremdliche Ausgabe hat es wohl nie zuvor gegeben. Skurril war auch das Ergebnis vor leeren Rängen, denn mit Serpentine stahl von der Spitze aus ein Pferd das Rennen, das nur sieben Tage zuvor seine Maidenschaft abgelegt hatte, von einem Mann gesteuert wurde, der im Oktober 2019 seinen letzten Sieg errungen hatte. Der 30 Jahre alte Emmet McNamara ritt das Rennen seines Lebens, schockte die Konkurrenz mit einem beherzten Vortrag und war am Ende am meisten überrascht über das Laufen seines Pferdes.

Serpentine war beim einzigen Start zweijährig in einem Rennen im Galway mit elf Startern Vorletzter. Am 12. Juni ging es für 2020 mit einem fünften Platz auf dem Curragh los, dort gewann er dann am 27. Juni ein 2000-Meter-Rennen. Und jetzt siegte er im Derby, was mit erstaunlich nur unzureichend umschrieben ist. Auch auf den nächsten Plätzen kamen Außenseiter ins Ziel, Dritter wurde sogar ein Siegloser aus dem Aidan O’Brien-Stall, weswegen man das Ergebnis mit einer gewissen Zurückhaltung aufnehmen muss. O’Brien selbst war nicht vor Ort, er sah sich die Angelegenheit im Fernsehen an. Die Jockeys, die aus Irland eingeflogen wurden, müssen nach ihrer Rückkehr für 14 Tage in Quarantäne – McNamara ritt am Sonntag noch im Prix du Jockey Club. Sieben verschiedene Jockeys haben jetzt die acht Epsom Derbysieger von Aidan O’Brien geritten.

Schaut man sich die Form von Serpentine an, so war der Sieg schon eine Sensation, doch keineswegs, wenn man sich die Abstammung anschaut. Er war der fünfte Sieger in diesem Rennen für seinen Vater Galileo, der damit der erfolgreichste Vererber aller Zeiten im Derby ist. Jeweils vier Derbysieger haben Sir Peter Teazle, Waxy, Cyllene, Blandford und Montjeu gestellt. Die anderen von Galileo abstammenden Derbysieger waren New Approach, Australia, Ruler of the World und Anthony Van Dyck. Mindestens noch viermal können „Galileos“ in Epsom antreten, es gibt also Steigerungspotenzial. Die etwas weiter unten aufgezeigte mütterliche Linie ist hervorragend, so dass Serpentine mit Sicherheit einmal eine Deckhengstbox in Coolmore beziehen dürfte. Wenn sich nicht der Sieg bei den nächsten Starts als Eintagsfliege herausstellt. Die Mutter Remember When hat interessanterweise bei sechs Starts nie gewinnen können, doch war sie Zweite in den Oaks (Gr. I) hinter der großartigen Snow Fairy (Intkhab). Ihr Zuchtleben lang hat sie Coolmore nicht verlassen, ist sie doch bisher ausschließlich von Galileo gedeckt worden. Heraus kamen bis zum Samstag immerhin drei Gruppe- und ein Listensieger. Remember When ist eine Dreiviertelschwester von Dylan Thomas (Danehill) aus der herausragenden Zuchtstute Lagrion, die im Übrigen auch nie gewonnen hat. Das hat sie nicht davon abgehalten, drei spätere Gr. I-Sieger zur Welt zu bringen.