TurfTimes:
Ausgabe 743 vom Freitag, 04.11.2022
Ein außerhalb von Irland ziemlich unbekannter Hengst namens Affinisea (Sea the Stars) hat zum zweiten Mal in Folge die Ehre, der meistbeschäftigte Deckhengst in Europa zu sein. 2022 deckte er im Whytemount Stud von Ronnie O’Neill 374 Stuten, noch einmal eine Steigerung gegenüber dem Vorjahr, als er 325 gedeckt hatte, 211 waren es in 2020. Es wird in den kommenden Jahren im National Hunt-Sport reichlich “Affiniseas” geben. Weatherbys Return of Mares, das alljährliche Kompendium der britisch-irischen Zucht ist dieser Tage erschienen und listet wie immer akribisch das auf, was sich in der ersten Jahreshälfte ereignet hat.
Leicht angestiegen ist dabei die bisher registrierte Zahl von Fohlen, von 12.920 auf 13.275. In Großbritannien kamen 4.518 zur Welt, in Irland 8.757. Minimal größer ist die Zahl der Mutterstuten, die insgesamt 22.832 beträgt. In Großbritannien stehen 111 Deckhengste, in Irland sind es 187, kaum veränderte Zahlen.
Die höchsten Zahlen werden wie immer in der Zucht von Hindernispferden geschrieben. Was auch daran liegt, dass dort bis in den Spätsommer gedeckt wird, noch im August bis Anfang September, da ein spätes Geburtsdatum für eine spätere Rennkarriere kein Hinderungsgrund ist. So liegt wieder Affinisea vorne, ein elf Jahre alter Bruder der weitaus bekannteren Deckhengste Soldier of Fortune (Galileo) und Heliostatic (Galileo), die Mutter ist eine Schwester des einst in Etzean tätigen Sholokhov (Sadler’s Wells). Affinisea, der als Fohlen 850.000 Euro kostete, lief nur zweimal, gewann dabei ein 2400-Meter-Rennen im irischen Roscommon. Sein erster Jahrgang ist fünfjährig, eine Handvoll Sieger hat er schon gestellt. Gestartet ist er mit einer Decktaxe von 1.500 Euro, heute wird diese mit “auf Anfrage” angegeben. Die Verwandtschaft war nicht untätig, Soldier of Fortune deckte bei Coolmore 154 Stuten, bei Sholokhov, der im Glenview Stud steht, waren es noch 37, aber er ist inzwischen auch schon 23 Jahre alt.
Hinter Affinisea liegen in der numerischen Rangfolge der mehrfache Gr. I-Sieger Crystal Ocean (Sea the Stars), der im Beeches Stud 338 Stuten deckte, der ebenfalls unter Coolmore-Flagge segelnde Order of St. George (Galileo) mit 278 Bedeckungen und Blue Bresil (Smadoun), der im Glenview Stud 256 Stuten zu Besuch hatte.
Schaut man sich die “Flach”-Abteilung an, so ist es wenig überraschend ein Coolmore-Hengst, der mit 255 Bedeckungen die Nummer eins ist: Sioux Nation (Scat Daddy) hat mit seinem ersten, jetzt zweijährigen Jahrgang, einen guten Start mit seinen Nachkommen. Immerhin 41 haben schon gewonnen, doch hatte er auch 168 Fohlen im Jahrgang 2020. Hinter ihm liegt mit Starman (Dutch Art) ein Neuling. Der Sieger u.a. im July Cup (Gr. I) deckte im Tally-Ho Stud 255 Stuten, dicht gefolgt von seinem Boxennachbarn Mehmas (Acclamation). Dieser geht aber schon als “proven sire” durch, elf Gr.-Sieger hat er auf der Bahn. 250 Stuten hat er 2022 zu einer offiziellen Decktaxe von 50.000 Euro gedeckt, was eine Brutto-Einnahme von 12,5 Millionen Euro bedeuten würde. Anzunehmen, dass nicht jeder Stutenbesitzer den vollen Tarif bezahlt hat, trotzdem ist der Hengst ein kommerzieller Hit. Übertroffen noch von dem Coolmore-Hengst Wootton Bassett (Iffraaj), der im Frühjahr zu einem Tarif von 150.000 Euro 249 Stuten gedeckt hat. Da kommt schon eine ordentliche Summe zusammen, doch hat ihn Coolmore natürlich selbst mit einer großen Anzahl von vierbeinigen Kronjuwelen bedacht.
Die Liste in Großbritannien wird von Ardad (Kodiac) angeführt. Er steht im Overbury Stud, im Frühjahr für 12.500 Pfund. In Deutschland ist der zweijährig auf Gr. II-Ebene erfolgreiche Hengst eine ziemlich unbekannte Größe, sein bisher bester Nachkomme ist der im kommenden Jahr neu aufgestellte Gr. I-Sieger Perfect Power. Auch die Prominenz war nicht untätig, Frankel (Galileo) deckte 188 Stuten, Dubawi (Dubai Millennium) mit seinen zwanzig Jahren 165. Der Darley-Champion hatte in diesem Frühjahr exakt vierzig Gr. I-Siegerinnen zu Gast. Sein Coolmore-Counterpart Galileo (Sadler’s Wells), der im Juli 2021 eingegangen ist, hat im Jahrgang 2022 noch zwölf Fohlen hinterlassen, alle natürlich aus herausragenden mütterlichen Linien.
Von den weiteren Newcomern sind neben Starman noch drei zu erwähnen. Coolmore hatte den im vergangenen Jahr bei vier Starts ungeschlagenen St Mark’s Basilica (Siyouni) aufgestellt, er bekam 176 Stuten. Stark gefragt waren zudem zwei junge Darley-Hengste. Palace Pier (Kingman) im Dalham Hall Stud deckte 154 Stuten, bei Space Blues (Dubawi) im irischen Kildangan Stud waren es 160.
Nachfolgend sind noch eine Reihe von Hengsten mit deutschem Bezug aufgeführt, wobei nur zwei, Sea The Moon (Sea The Stars) und Waldgeist (Galileo) “Flach”-Hengste sind. Sea The Moon ist unverändert einer der populärsten Vererber in Großbritannien - 2021 deckte er im Übrigen 172 Stuten. In der Hindernisfraktion startete In Swoop (Adlerflug) in Coolmore gleich gut durch, auch Maxios (Monsun) bleibt beschäftigt. Selbst wenn die Zahl der Stuten von 309 im vergangenen Jahr auf 221 zurückging, ist er immer noch extrem aktiv gewesen.