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Vom Boxing Day bis Plumpton

Grangeclare West bei seinem Gr. I-Sieg in Leopardstown. Foto: courtesy by Tattersalls

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 800 vom Freitag, 12.01.2024

Vom “Boxing Day”, dem 26. Dezember, bis weit nach dem Jahreswechsel, gibt es in Großbritannien und Irland eine ganze Serie von herausragenden Veranstaltungen im Hindernissport. Der wichtigste Termin ist in diesem Zeitraum ist in der Regel der Zweite Weihnachtstag mit der Veranstaltung im englischen Kempton mit gleich drei Gr. I-Rennen. Die King George VI Chase (Gr. I) über 4800 Meter mit einer Siegdotierung von rund 165.000 Euro endete mit einer Überraschung, denn im sechsköpfigen Feld setzte sich mit dem acht Jahre alten Hewick (Virtual) ein von Shark Hanlon in Irland trainierter 12:1-Außenseiter durch. Dabei schien der Wallach, immerhin ein Gr.-I-Sieger über Hürden und in mehreren Gr.-Rennen über schwere Sprünge erfolgreich, eingangs der Zielgeraden geschlagen zu sein und sein Reiter Gavin Sheehan bekannte später, dass er sein Pferd fast angehalten hätte, wäre es nicht ein so großes Rennen mit lukrativen Platzgeldern gewesen. Doch irgendwie bekam Hewick noch den zweiten Wind, gewann den Jagdrenn-Klassiker in einem spektakulären Finish gegen Bravemansgame (Brave Mansonnien) und den Favoriten Allaho (No Risk At All), die sich schon zum finalen Duell gerüstet hatten. Der enigmatische Shishkin (Shirocco) trennte sich knapp in Führung liegend am vorletzten Sprung von seinem Reiter. 

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Zum erwarteten Spaziergang von Ausnahmehürdler Constitution Hill (Blue Bresil) wurde das Christmas Hurdle (Gr. I) über 3200 Meter, das sich der bei jetzt acht Starts ungeschlagene Wallach, der inzwischen sieben Jahre alt geworden ist, als 1:12-Favorit im gewöhnlichsten Handgalopp gegen vier Gegner sicherte. Sein Jockey Nico de Boinville, erster Mann am Stall von Trainer Nicky Henderson, zog sich einige Tage später bei einem Sturz in Wincanton einen Schlüsselbeinbruch zu und steht vorerst nicht zur Verfügung.

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Nach Frankreich ging die ebenfalls am 26. Dezember ausgetragene Kauto Star Novices Chase (Gr. I) über 4800 Meter. Il Est Francais (Karaktar), betreut von dem noch nicht lange, aber bereits sehr erfolgreich agierenden Trainergespann Noel George und Amanda Zetterholm, Gr. I-Sieger über Hürden, setzte sich bei seinem England-Debüt unter James Reveley beeindruckend Start-Ziel gegen den Favoriten Hermes Allen (Poliglote) durch. 

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In Chepstow siegte am 27. Dezember der zu diesem Jahr noch drei Jahre alte Salver (Motivator) im Coral Final Juvenile Hurdle (Gr. II), sein dritter Sieg beim dritten Start über Hürden. Der Schützling von Trainer Gary Moore, der zuvor in Italien lief, ist ein Sohn der einstigen Höny-Hoferin Salve Evita (Monsun), Mutter bereits von Saldier (Soldier Hollow), der in Irland drei Gr. I-Rennen über Hürden gewonnen hat. Trotz ihres Namens stammt Salve Evita nicht aus der Salve Regina-Familie, sie ist eine zugekaufte Schwester des mehrfachen Gr.-Siegers Sri Putra (Oasis Dream). In der Höny-Hofer Zucht konnte Salve Evita nicht viel bewegen und wurde dann verkauft. 

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In Irland wurden die Großereignisse mit durchweg übersichtlichen Feldern vom 26. bis zum 28. Dezember in Leopardstown erwartungsgemäß von den Trainern Gordon Elliott und Willie Mullins geprägt. In der Racing Post Novice Chase (Gr. I) über 3400 Meter erlitt in einem vierköpfigen Feld der von Mullins trainierte Quevega-Sohn Facile Vega (Walk in the Park) eine überraschende Niederlage, als er nur Letzter wurde, der Sieger hieß Found A Fifty (Solskjaer) aus dem Elliott-Stall. Dieser stellte mit Caldwell Potter (Martaline) auch den Sieger im Future Champions Novice Hurdle (Gr. I) über 3200 Meter, während mit Dinoblue (Doctor Dino) der Sieger in der Paddy’s Rewards Club Chase (Gr.I) über 3400 Meter aus dem Mullins-Stall kommt.  

Der vorjährige Cheltenham Gold Cup (Gr. I)-Sieger Galopin des Champs (Timos) meldete sich nach einem eher enttäuschenden Saisondebüt im November in Fairyhouse erfolgreich zurück. Der Mullins-Schützling holte sich unter Paul Townend die Savills Chase (Gr. I) über 5000 Meter mit einer Siegdotierung von 103.250 Euro mit 23 Längen Vorsprung auf Gerri Colombo (Saddler Maker). 

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Derweil lief der einstige BBAG-Kauf Gaelic Warrior (Maxios), gezogen von der Familie Niarchos auf dem Fährhof als 4:7-Favorit in der Faugheen Novices Chase (Gr. I) über 3900 Meter in Limerick. Diese Aufgabe ließ sich der inzwischen Sechsjährige aus dem Mullins-Stall gegen vier Gegner nicht nehmen, sein sechster Sieg beim elften Start, sein zweiter erst über Jagdsprünge. In Cheltenham konnte er bei zwei Versuchen aber noch nicht gewinnen, seine Umgebung glaubt, dass er auf einem Rechtskurs seine besten Rennen läuft - in Cheltenham geht es links herum. 

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Willie Mullins rundete die Tage in Leopardstown mit Siegen am 29. Dezember ab. Grangeclare West (Presenting) holte sich die Neville Hotels Novice Chase (Gr. I) über 5000 Meter und der heiße Favorit State Man (Doctor Dino) ließ sich das Matheson Hurdle (Gr. I) über 3200 Meter nicht nehmen. Trotz einer Siegdotierung von 88.500 Euro starteten nur vier Pferde, die ersten drei kamen aus dem Quartier von Willie Mullins. Gordon Elliott stellte den Letztplatzierten, was alles nicht zu einer gewissen Vielfalt in der Szene beiträgt. 

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Die Veranstaltung am Neujahrstag in Cheltenham war die erste, die unter dem neu geschaffenen Label “Premier Raceday” stand. 170 dieser Meetings soll es 2024 in Großbritannien geben, wobei manche Bahnen in einem Zeitfenster von 14 und 16 Uhr an Samstagen Alleinveranstalter sind, womit der Aufmerksamkeitswert erhöht werden soll. “Premier Racedays” sollen sich durch höheren sportlichen Standard und entsprechende Preisgelder hervortun. 

Wie die Kollegen der “Racing Post” berichteten, unterschied sich die Veranstaltung am ohnehin populären 1. Januar in Cheltenham - es kamen 33.200 Besucher - nicht unbedingt von den Vorgängern. Außer der Tatsache, dass die Starterfelder sehr übersichtlich waren, es liefen in sieben Rennen nur 47 Pferde. Auch am vergangenen Sonntag in Plumpton war beim dortigen "Premier Raceday" noch nicht vel von Aufbruchstimmung zu merken. Immerhin wurden die dortigen Besucher mit einem Rodeoritt des Erlaubnisreiters Joe Anderson belohnt, der sich eigentlich schon von seinem Pferd Transmission (Doyen) getrennt hatte, sich wieder in den Sattel hangelte, nahezu eine Runde ohne Bügel ritt und dann doch noch gewann. 

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Schließlich ging es aber auch um eine Siegprämie von knapp 40.000 Pfund, das höchste Preisgeld, das es je auf der 1888 eröffneten Rennbahn in Plumpton zu gewinnen gab. 

 

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