TurfTimes:
Ausgabe 589 vom Freitag, 11.10.2019
Es wird in den 80er Jahren des letzten Jahrhunderts gewesen sein, in den Goldgräberjahren in Keeneland, als sich Scheich Mohammed und das Team von Coolmore die ersten epischen Bieteduelle in einem Auktionsring lieferten. Es hatte dann einmal eine Auszeit gegeben, die beiden Highroller boten nicht auf Nachkommen von Hengsten aus dem anderen Lager, was von der Vollblut-Community nicht unbedingt begrüßt wurde. Doch das ist Historie, das Klima ist deutlich besser geworden, man grüßt und achtet sich. Und wenn es um die ganz großen Preise bei den Versteigerungen geht, dann sind es oft Godolphin und Coolmore, die es untereinander ausmachen.
Die October Yearling Sale von Tattersalls in Newmarket, wo Book 1 von Dienstag bis Donnerstag über die Bühne ging, die wichtigste Jährlingsauktion des Jahres, war dafür das beste Beispiel. Wenn es interessant wurde, waren beide Parteien in der Halle, doch der Sieger war diesmal häufig Scheich Mohammed.
So auch beim Salestopper, einem von Sun Bloodstock gezogenen, von Adrian O’Brien von Hazelwood Bloodstock angebotenen Dubawi-Sohn, Bruder des Gr. I-Siegers Barney Roy. Schon bald war Anthony Stroud, der Beauftragte von Scheich Mohammed eingestiegen, auch Alistair Donald zeigte Interesse, dann stieg M. V. Magnier ein, hatte bei zwei und auch bei drei Millionen gns. das Gebot, doch die 3,4 Millionen gns., die aus der Ecke von Scheich Mohammed kamen, wollte Coolmore nicht mehr kontern. Umgerechnet sind dies etwa 4,2 Millionen Euro, womit es natürlich weltweit der teuerste Jährlingshengst war in diesem Jahr „Es ist ein Privileg, gegen Coolmore zu bieten“, meinte Stroud, der die Neuerwerbung als Hengst als „Athleten mit sehr guten Bewegungen“ bezeichnete. Und er fügte hinzu: „Wir müssen uns in diesem Geschäft glücklich schätzen, dass wir die Unterstützung von Scheich Mohammed und seinem Bruder Scheich Hamdan haben. Die Rennsportwelt wäre ohne sie eine andere.“
Das Spiel wiederholte sich am Mittwoch, als ein von Frankel stammender Halbbruder des mehrfachen Gr. I-Siegers und Deckhengstes Golden Horn (Cape Cross) im Ring war. Angeboten vom Norelands Stud in Irland musste sich Coolmore einmal mehr in diesen Tagen Godolphin geschlagen geben. 3,1 Millionen gns. waren ein stolzer Preis und natürlich ein großer Erfolg für Harry McCalmont von Norelands. Vor sieben Jahren hatte er die Mutter Fleche d’Or (Dubai Destination) bei Tattersalls für 62.000gns. von Anthony Oppenheimer gekauft, in jenem Jahr war Golden Horn gerade geboren. Für McCalmont, der in Book 1 drei Jährlinge anbot, war es eine erfolgreiche Auktion, denn zu seinen Verkäufen zählte noch ein Siyouni-Bruder zum diesjährigen 2000 Guineas (Gr. I)-Sieger Magna Grecia (Invincible Spirit). Der von dem Australier Robert Scarborough gezogene Hengst kostete 1,3 Millionen gns. und da hatte M. V. Magnier seinen Namen auf den Kaufzettel setzen können, Godolphin war interessiert, gab sich aber früh geschlagen.
Dafür kam man am Mittwoch bei einem anderen hochpreisigen Pferd zum Zuge: Ein Kingman-Sohn mit deutschem Hintergrund wurde von Godolphin gegen Phoenix Thoroughbreds als Unterbieter für 2,3 Millionen gns. ersteigert. Gezogen vom Coln Valley Stud ist er ein Sohn der Grace and Favour (Montjeu), rechte Schwester von Fame and Glory, die dritte Mutter des Jährlings ist Grimpola (Windwurf). Und ein weiterer Kingman-Hengst, dessen Mutter One Last Dance (Encosta de Lago) in Australien die Blue Diamond Stakes (Gr. III) gewinnen konnte, war der Coolmoore-Connection 1,8 Millionen gns. wert.
Zu den Verkäufern zählte wie immer auf dieser Auktion Philipp von Stauffenberg, der für Klienten und sein Pinhooker-Syndikat als Consignor auftrat. Das Letztere konnte einen Erfolg verbuchen, als am Mittwochmorgen das erste Pferd im Ring, ein Siyouni-Sohn aus der Bal de la Rose (Cadeaux Genereux) für 450.000 gns. an Blandford Bloodstock verkauft wurde. 180.000 Euro hatte er als Fohlen im Dezember bei Arqana gekostet, doch seitdem war einiges passiert, denn sein Bruder Danceteria (Redoute’s Choice) gewann den Großen Dallmayr-Preis (Gr. I), er startet diesen Samstag im Caulfield Cup (Gr. I). Ein rechter Bruder von Quest the Moon (Sea the Moon) aus der Görlsdorfer Zucht wurde für 120.000gns. zurückgekauft.
Die Stiftung Gestüt Fährhof hatte zwei Jährlinge nach Newmarket geschickt, von denen der Dubawi-Sohn aus der Praia (Big Shuffle), ein Bruder zu Potemkin (New Approach), für 500.000gns. an Trainer Roger Varian ging. Wieder zurückgenommen wurde ein Galileo-Hengst aus der La Vinchina, da hakte es bei 160.000gns.
Einen Millionen-Zuschlag konnte das Newsells Park Stud als Consignor verzeichnen, als der von John und Tanya Gunther gezogene Dubawi-Sohn aus der Without The Babe (Lemon Drop Kid) Trainer Kevin Ryan zugeschlagen wurde. Er war im Auftrag von Scheich Mohammed Obaid aktiv.
Georg von Opel, schon in der Woche davor in Irland in höheren Regionen aktiv, beließ es diesmal zumindest auf alleinige Rechnung bei sechsstelligen Käufen. Auf sein eigenes Label Westerberg erwarb er am Donnerstagmorgen eine Galileo-Schwester zum Gr. II-Sieger und Nachwuchsdeckhengst Ivawood (Zebedee), sie kostete 850.000gns. Dieser Preis musste auch für eine Frankel-Stute aus der Urban Sea-Familie bezahlt werden, die in Gemeinschaft mit Coolmore erworben wurde. Noch tiefer in die Tasche griff die Kombination aber kurz vor Ende der Auktion bei einer Galileo-Stute aus der Quiet Oasis (Oasis Dream), sie kostete immerhin 2,1 Millionen gns. Und etwas später wurde noch eine Dubawi-Stute aus der Gr. I-Siegerin Ribbons (Manduro) für 725.000gns. auf den Namen Westerberg geschrieben.
Mehre hohe Zuschläge gab es für Jährlinge mit deutschem Hintergrund. Das Gestüt Hof Ittlingen ist der Züchter eines Sea The Stars-Hengstes aus der Lopera (Monsun), der als Fohlen für immerhin 400.000gns. verkauft wurde, ein vor einem Jahr sehr respektabler Preis. Im Angebot des Longview Studs kam er jetzt erneut in den Ring, es wurde ein erfolgreiches Pinhooking, denn Godolphin zahlte 875.000gns. für ihn.
Aus der Zucht des Gestüts Etzean kommt Phiz (Galileo), eine von Peace Time (Surumu) stammende Stute, mit der Willie Carsons Minster Stud züchtet. Eine Le Havre-Tochter von ihr ging für 825.000gns. an M. V. Magnier. Einen guten Preis erzielte ein Adlerflug-Sohn aus der Wild Blossom (Areion), ein attraktiver Hengst mit einem eher unscheinbaren Pedigree. 80.000gns. war er portugiesischen Käufern wert, er wird aber in England bleiben und war eine gute Werbung für den Vater.
Auf Käuferseite war hingegen kaum ein deutscher Name zu finden. Das Gestüt Brümmerhof erwarb am Mittwoch eine Wotton Bassett-Stute für 55.000gns. und legte am Donnerstag noch nach, für 105.000gns. bei einer Exceel and Excel-Tochter aus der nicht gelaufenen Pyrean (Teofilo). Die zweite Mutter ist eine Schwester der Gr. I-Sieger Barathea und Gossamer.
Trotz der teilweise hohen Preise konnten die Kennziffern des Vorjahres nicht ganz erreicht werden. Immerhin wurde zum dritten Mal in Folge ein Gesamtumsatz von über 100 Millionren gns. erreicht werden.
Godolphin war einmal mehr mit 19 Zuschlägen und 17.575.000gns. der stärkste Käufer der Auktion. Vergangenes Jahr gab es noch Käufe für etwas über 21 Millionen gns. Shadwell investierte für 19 Jährlinge 7.175.000gns. Etwas weniger als sonst waren die Ausgaben von M. V. Magnier, der aber halt auch in höheren Regionen mehrfach zweiter Sieger war.
October Yearling Sale Book 1 - Salestopper
Pferd | Anbieter | Käufer | Preis |
H., v. Dubawi-Alina | Hazelwood BS | Godolphin | 3.600.000gns. |
H., v. Frankel-Fleche d'Or | Norelands Stud | Godolphin | 3.100.000gns. |
H., v. Kingman-Grace and Favour | Coln Valley Stud | Godolphin | 2.300.000gns. |
St., v. Galileo-Quiet Oasis | Barronstown Stud | Magnier/Westerberg | 2.100.000gns. |
H., v. Kingman-Our Last Dance | Hazelwood BS | MV Magnier | 1.800.000gns. |
H., v. Siyouni-Cabaret | Norelands Stud | MV Magnier | 1.300.000gns. |
H., v. Galileo-Jacqueline Quest | New England Stud | Godolphin | 1.100.000gns. |
H., v. Dubawi-Miss Marjurie | Longview Stud | Godolphin | 1.100.000gns. |
H., v. Dubawi-Without You Babe | Newsells Park Stud | Kevin Ryan | 1.000.000gns. |
H., v. Dubawi-The Fugue | Watership Down Stud | David Redvers | 1.000.000gns. |
October Yearling Sale Book 1
| 2019 | 2018 |
Angeboten | 483 | 456 |
Verkauft | 397 | 392 |
Umsatz | 102.429.000gns. | 106.503.000gns. |
Schnitt | 258.008gns. | 271.691gns. |