Es fehlte nicht viel und sämtliche Highlights am Europa-Renntag auf der Kölner Rennbahn am Sonntag wären eine Beute des frischgebackenen Vaters Andrasch Starke geworden. In allen drei Blacktype-Prüfungen war 38jährige Jockey im Endkampf mit von der Partie, ausgerechnet mit der einzigen von den Wettern favorisierten Kandidatin, der Youngster-Stute Next Green aus dem Gestüt Wittekindshof, verpasste Starke den Sieg im Winterkönigin-Trial (Listenrennen, 1500m, 50.000€) und musste sich eine dreiviertel Länge hinter Gestüt Auenquelles Viletta mit Koen Clijmans im Sattel mit Rang 2 begnügen. Die von Uwe Ostmann in Mülheim trainierte Viletta hatte in der Endphase die besseren Reserven und sicherte in der zweiten Stallfarbe nach dem Krefelder Maidenerfolg Ende Juli nun eine Prüfung ganz anderen sportlichen Kalibers. Hinter Next Green endete mit Zazera (Olivier Peslier) die Siegerin des Iffezheimer Kronimus-Rennens vor der ebenfalls im Besitz von Werner Heinz stehenden Picayune (Adrie de Vries), die lange Zeit für das Tempo gesorgt hatte und erst auf den letzten 150m nachließ.
Die beiden anderen Kölner Highlights ließ sich Andrasch Starke allerdings nicht nehmen und bewies in beiden Rennen, warum er seit Jahren zu den führenden Sattelkünstlern der deutschen Szene zählt. Im Kölner Stutenpreis (Listenrennen, 1600m, 20.000€) bog er auf Stall Nizzas Jardina eine vermeintlich schon verlorene Partie noch um. Die 22:10 Favoritin Pleine Forme (Antoine Hamelin) aus dem französischen Quartier von Alain de Royer-Dupre hatte früh in der Kölner Zielgeraden die Führung übernommen und sich deutlich vor das Feld gesetzt. Die bei ihrem unglücklichen 2. Platz in Baden-Baden zu spät gebrachte Französin schien diesmal klar auf der Siegerstraße zu sein, doch erkannte Starke, dass die Konkurrentin in der Endphase müde wurde. Daraufhin mobiliserte er auf der 4jährigen Shirocco-Tochter noch einmal alle Reserven und fing die Französin kurz vor dem Ziel noch ab. Damit drehte er den Spieß gegenüber dem Iffezheimer Laufen, als Jardina hinter Pleine Forme den 3. Platz eingenommen hatte, diesmal um und schaffte auf der von Peter Schiergen trainierten 83:10 Außenseiterin den ersten „big point“ des Kölner Nachmittags. Gleichzeitig verhinderte er den totalen französischen Triumph, denn hinter Pleine Forme endete die zweite aus Frankreich angereiste Gaststute, die von der Schwedin Pia Brandt betreute Street Secret (Johan Vivctoire), auf dem 3. Platz vor der Görlsdorferin Soprana (Stephen Hellyn).
Zu einer ganz ähnlichen Quote (84:10) wie Jardina (83:10) kam im anschließenden 50. Preis von Europa (Gruppe I, 2400m, 155.000€) auch Gestüt Ebbeslohs Girolamo zum Zuge. Auch hier bewies Starke auf dem Schiergen-Schützling seine ganze Jockeyship in einem spannenden Endkampf. Lange Zeit hatte die Prüfung im Zeichen des Co-Favorten Earl of Tinsdal (Eduardo Pedroza) gestanden, der sein Heil von der Spitze aus versuchte, doch schon im ersten Drittel der Kölner Zielgerade Schwierigkeiten bekam, das hohe Tempo zu halten. Der Stallgefährte Waldpark (Jozef Bojko) zog leicht an ihm vorbei, doch konnte auch er sich nur kurzfristig des Platzes an der Sonne erfreuen. Auf dem letzten 200m musste auch er zurückstecken und endete als Vierter nur einen Platz vor seinem Stallgefährten. Der Derby-Sieger des Vorjahres blieb damit auch unter Jozef Bojko, seinem Derby-Siegreiter, weiterhin auf der Suche nach dem ersten Volltreffer nach dem Derby-Erfolg in nunmehr acht erfolglosen Versuchen.
Der Kampf um den Sieg wurde in der zweiten Hälfte der Zielgerade zwischen dem Münchener Gast Feuerblitz (Adrie de Vries), Gestüt Ebbeslohs Girolamo und dem außen eingesetzten Ittlinger Araldo (Martin Harley) ausgetragen, zwischen denen auch im Ziel gerade ´mal eine halbe Länge lag. Der Derby-Dritte Girolamo hatte dabei in einem packenden Finale das bessere Ende und holte sich in Köln den ersten Gruppe-Treffer. Dahinter machte Feuerblitz den totalen Triumph des Derby-Jahrgangs perfekt. Der italienische Derby-Sieger aus Stall von Michael Figge, dessen Stehvermögen trotz der Vaterschaft von Big Shuffle nunmehr endgültig außer Zweifel steht, hielt dem Schlussangriff des nachgenannter Araldo knapp stand und schaffte zum zweiten Mal in Folge den Ehrenplatz in einer Gruppe I-Prüfung auf Steherdistanz. Der nur einen kurzen Kopf dahinter auf Rang 3 endende Ittlinger aus dem Warendorfer Quartier von Paul Harley schlug sich bei seinem ersten Auftritt auf Gruppe-Parkett famos. Der spätreife Vierjährige bezog zwar seine erste Saisonniederlage, hat sich mit dieser Leistung jedoch in die schmale Gruppe der deutschen Grand Prix Cracks empor gelaufen.
Eine einzige Enttäuschung war dagegen der Auftritt von Ovambo Queen, die als 26:10 Favoritin ins Rennen gegangen war. Die 5jährige Kalatos-Tochter aus dem Lengericher Stall von Dr. Andreas Bolte trug während des Rennens die rote Laterne und deutete bereits im Schlussbogen an, dass sich daran auch nichts mehr ändern würde. Ihr Jockey Terence Hellier erläuterte nach dem Rennen, dass die Stute schon aus der Maschine heraus nie ihre normale Aktion gefunden hätte und er mit ihr daher auch nicht in das Geschehen hätte eingreifen können. Ovambo Queen, für die sich nach dieser Vorstellung auch die Pläne eines Starts im Japan Cup erledigt haben dürften, kam klar distanziert, noch hinter dem blass laufenden Baschar (Filip Minarik), ins Ziel und erzielte die schlechteste Platzierung ihre bisherigen, seit August 2009 andauernden Karriere.