Rennbahncheck Hamburg
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TurfTimes:
Das erste Gruppe I-Rennen der Saison in Deutschland steht an und nicht nur das, es ist immerhin das Deutsche Derby, also fraglos ein, wenn nicht das Saisonhighlight. Rund um das Derby herum findet wie jedes Jahr ein buntes Meeting statt. Dies ist auch das einzige Mal im Jahr, dass sich im Hamburg-Horn Galopprennen stattfinden. Rechtzeitig zum finalen Wochenende führen wir unsere Serie der Rennbahnchecks also mit Hamburg weiter fort.
von Catrin Nack
Allgemeines | ||
Kontakt: | Hamburger Renn-Club e.V. | |
Historisches: | Rennen finden in Hamburg-Horn seit 1855 statt, das erste Deutsche Derby (damals noch „Norddeutsches Derby“) fand 1869 statt, der Sieger hieß Investment. In Hamburg-Horn war auch der ersre Totalisator, den es seit 1870 gibt. Ausgetragen werden die Rennen vom Hamburger Renn-Club, dessen Geschichte sich bis zu seiner Gründung im Jahre 1852 zurückverfolgen lässt. Die „Große Tribüne“ sowie der Tunnel stammen aus dem Jahr 1912 und haben auch beide Welt-Kriege weitestgehend unbeschadet überstanden. Durch die Kriegshandlungen wurde das Deutsche Derby 5x nicht an dieser Stätte ausgetragen. Hamburg ist unsers Wissens die einzige Rennbahn europaweit, die nur einmal im Jahr genutzt wird, aber Gruppe-Rennen und sogar einen Klassiker abhält. Sonst wird die Anlage als Freizeitpark genutzt. | |
Top-Rennen: | Franz Günther von Gärtner Gedächtnisrennen Gr. III 3j.+ ält. Stuten, Sieger 2013: Lady Jacamira Großer Hansa-Preis, Gr. II, 3j. + ältere, Sieger 2013: Berlin Berlin Preis der Afrika-Linien (Flieger-Preis), Gr. III, 3j. + ältere, Sieger 2013: Dabbitse Großer Preis von Lotto Hamburg, Gr. III, 3j + ältere Almased Cup (Hamburger Stutenpreis), Gr. III, 3j Stuten, Sieger 2012: Salomina Deutsches Derby, Gr.I, 3jährige Hengste und Stuten, Sieger 2012: Pastorius | |
Renntage 2013: | 05.07., 06.07., 07.07. | |
Trainer: | keine | |
Kategorie | Kommentar | Urteil |
Anfahrt: | Mit dem Auto: A1 aus Richtung Lübeck oder A24 aus Richtung Berlin. Am Kreuz Hamburg-Ost Richtung Jenfeld bis zum "Horner Kreisel", von dort über die Sievekingsallee der Beschilderung "Derby" folgen. Aus Richtung Flensburg/Kiel den Ring 2 anfahren und dann über HH-Wandsbek zur Rennbahn. Innerstädtisch folgen Sie bitte der Ausschilderung "Derby". Mit öffentlichen Verkehrsmitteln: Mit Bus (Linie 23) Haltestelle Tribünenweg direkt vor der Tür, oder U-Bahn (U2) Haltestelle: Horner Rennbahn | + |
Parken: | Parkplatzkarten müssen unbedingt vorher erworben werden (10 € pro Tag) Es gibt einige Anwohner, die „Privatparkplätze" anbieten. | o |
Eintritt: | Gestaffelt nach Tagen, es gibt Meetingskarten für alle 6 Tage. Preise beginnen bei 8 € für einen Stehplatz/Sattelplatz, für das Derby-Wochenende gelten: Freitag 8 €, Samstag 13 €, Sonntag 17 € - am Mittwoch gab es freien Eintritt Kinder und Jugendliche bis 17 haben in Begleitung eines Erwachsen auf dem Sattelplatz freien Eintritt. Tribünenkarten nach Tagen höher, am Derbytag rund 50 €, die teuerste Loge kostet am Derbytag 180 € Wir finden: für eine Veranstaltung, die an jedem Tag mind. ein Gruppe-Rennen bietet, eine faire Basis. | + |
Eingangsbereich: | In diesem Jahr erstmals mit einem Überdach, es werden sogleich Rennprogramme und Sport-Welt angeboten. Es gibt keinen Lageplan, aber Wegweiser. | + |
Programm: | Kostet 2,50 € – mit ausführlichen Wetterklärung incl. Grafiken, Lageplan, Ansprache etc. – und natürlich Werbung – fast schon zu viel des Guten. Die eigentlichen Rennen beginnen auf Seite 55! | o |
Die Rennbahn im Check | ||
Führring: | Das Layout der Anlage der Hamburger Rennbahn ist einmalig in Deutschland und auch sonst in Europa sehr selten: alle Anlagen jenseits der Tribüne sind nämlich im Innenraum, den man heuer nur noch durch den Tunnel erreicht. Früher wurde auch an einer Stelle das Geläuf geöffnet. Der Führring ist in einer Ecke gelegen und daher von der Tribüne einen gewaltigen Fußmarsch entfernt. Zwar ist erstmalig der Durchgang vor der Waage auch für das „normale“ Publikum offen, der lange Weg hat aber auch Testerin Helga immer wieder abgeschreckt. Der Führring selber zwar etwas lieblos, aber von allen Seiten offen und gut einsehbar – vom Hügel an der Sattelplatzseite kann man besonders gut gucken und auch zugucken, wie die Pferde gesattelt werden. | o |
Rennbahn: | Rechtskurs, ein fast klassisches Oval, ca. 1900m „einmal rum“. Die Gerade ist rund 600m lang, die Bögen relativ eng. Durch die Bebauung ist eine Sicht an den Rails leider schwierig, es gibt aber mittlerweile 2 Leinwände, die hier super Abhilfe schaffen. | +/o |
Tribünen: | Die große Tribüne (nach wie vor die größte Tribüne in Deutschland!) bietet ganz unten die sogenannten Plattform-Logen, die in diesem Jahr dezimiert sind und kaum eine Sicht bieten. Die Logen im Aufgang sind hübsch und mit Bedien-Service, für „Otto-Normalverbraucher“ und uns Tester aber natürlich unerschwinglich. Die Sicht ist auch eher mäßig, aber man wird ganz gut gesehen. Wirklich gute Sicht bietet der „Balkon“, sozusagen im 2.OG; leider wurde der genaue Zieleinlauf vor Jahren durch den Richterturm verbaut. Auch gibt es „oben“ inzwischen nur noch eine Wettkasse und keine Gastronomie mehr. Schade und ein klares Minus! | - |
Wetthalle: | Die Wetterhalle unten in der Tribüne ist dunkel, schmucklos und strahlt einen klaren Nachkriegs-Charme aus. | o |
Innenraum: | …ist wie gesagt einmalig für eine Deutsche Rennbahn und so eine Sache. Hier findet man natürlich die Waage, den Absattelring, einen kleinen und großen Kinderspielplatz, den „Marktplatz“ (in diesem Jahr weniger Verkaufs-Stände, aber 3 Buchermacher im Angebot), die VIP-Zelte, Ponyreiten, Gastronomie. Die „Bestückung“ hat in den letzten Jahren stark gewechselt, in diesem Jahr stehen einige Liegestühle, Strandkörbe und Tische und Bänke bereit und laden zu Picknick u.ä. ein. Die Aufstellung ist Geschmackssache, wir finden es ganz nett. | + |
Wettkassen: | Wir konnten bisher keine langen Schlangen feststellen, bisher scheint die Anzahl ausreichend. Personal ist freundlich und hilfsbereit, man kann Wetten auch mündlich abgeben. An den alten Spanplatten-Hütten im Innenraum vor der Leinwand nagt allerdings wirklich der Zahn der Zeit. Wenn man sich umhört, scheint allerdings klarer Nachholbedarf beim Erklären des Wettvorgangs (und wann man gewonnen hat) zu bestehen. Hier sollte man evtl. über den Einsatz von mehr „Wett-Helfern“ nachdenken? | +/0 |
Buchmacher: | Ein German-Tote Laden ist vorhanden und im Moment auch außerhalb des Meetings im Betrieb, daher hier reibungsloser Service. Er hat in diesem Jahr sogar eine Außenstelle mit Lounge-Sesseln und diversen Monitoren. Zum Pastorius-Rennen am Samstag wird er sicher aus allen Nähten platzen. Außerdem die erwähnten Stände, die teilweise auch Monitore haben und ausländische Rennen zeigen. | + |
Essen und Trinken | Urteil | |
Das Angebot: | Über die Jahre wechselnd und mit schwankendem Erfolg. In diesem Jahr mit neuem Konzept, das gemischt aufgenommen wurde. Selbst bei übersichtlichem Besuch an den ersten Meetingstagen war langes Schlangestehen angesagt, weil das Personal irgendwie unorganisiert schien. Auch fehlen liebgewonnene Stände und wir wurden mehrfach sogar nach einem Kaffee-Stand (!) gefragt und das auf der Rennbahn von Herrn Darboven! Für Vegetarier wäre gesorgt (vegetarische Bagel, die aber am letzten Test-Tag nicht mehr auf der Karte standen?!), wenn man denn drankäme. Vereinzelt sind Bauch-Läden unterwegs, eigentlich eine gute Idee, aber schon vor dem letzen Rennen nur mit leeren Bierflaschen bestückt. Auch waren diverse Sachen bereits weit vor Ende ausverkauft, das darf ja höchstens bei Mega-Andrang passieren. Da im Innenraum nicht gespült werden kann, Konzept mit festen Plastikbechern und Pfand (1€), das schont auch die Umwelt. Die Preise sind zivil, ein Bier kostet 2,50€, ein Grapefruit-Hefe-Mix 3,00€, Cola/Apfelschorle etc. 2,50€. Es gibt Jever und Radeberger, auch alkoholfrei. | o |
Der Wursttest: | Die Wurst schmeckte Tester B gut, uns erreichten aber mehrfach Beschwerden über eine schlechte Curry-Soße und eine Wurst, die innen „roh“ war. | o |
Sonstiges | ||
Stimmen: | „Ich komme jedes Jahr und mag es hier. Aber mir fehlt der asiatische Imbiss, der sonst immer da war!“ „Das Seejagdrennen war toll! Jetzt guck ich das ganze Jahr über Pferderennen, dann kenn ich die Pferde nächstes Jahr und gewinn vielleicht auch mal“ „Wir kommen gerne her und machen dann ein Picknick. Am liebsten, wenn freier Eintritt ist“ „Hot Spot? Das war früher „mein“ Bierstand (im Innenraum neben Absattelring). Da stand er aber weiter links und auf dem Hügel, so dass man die Leinwand besser sehen konnte. In diesem Jahr hat man den Stand versetzt, jetzt kann man die Leinwand nicht mehr so gut sehen“ | |
Das Fazit | ||
„Und Gott schuf in seinem Zorn die Derby-Bahn von Hamburg-Horn“ ist ein gut bekanntes lokales Sprichwort, aber so schlimm ist es wirklich nicht. Wie alle Außenveranstaltungen ist die Bahn natürlich stark wetterabhängig und bietet bei Regen relativ wenig Unterstellmöglichkeiten, hier reicht die „Wetter-Halle“ nicht aus. Auf dem Sattelplatz werden inzwischen viele Holzbänke und Tische angeboten, sodass gute Picknick-Atmosphäre aufkommt. Als „Derby-Bahn“ sieht sich die Bahn vielen kritischen Stimmen ausgesetzt, aber man kann hier den hochklassigen Sport in lebhafter, rustikaler Umgebung genießen. Das vielgescholtene Geläuf ist in diesem Jahr super. |