TurfTimes:
Ausgabe 181 vom Freitag, 09.09.2011
Peter Rodde, Gestütsleiter in Westerberg, stellte mit dem Teofilo-Hengst aus der Boccassini den teuersten Jährling der diesjährigen BBAG-Jährlingsauktion. Anmerkungen zu einem denkwürdigen Tag für die Ingelheimer Zuchtstätte.
Turf-Times: Was waren Ihre Erwartungen in Bezug auf den Teofilo-Hengst?
Peter Rodde: Ausgehend vom Durchschnittsumsatz der im vergangenen Jahr verkauften Teofilo-Jährlinge sind wir von rund 100.000 € ausgegangen. Darunter wäre ich schon etwas enttäuscht gewesen, was jetzt dabei herausgekommen ist, ist natürlich enorm.
Topseller der BBAG-Jährlingsauktion: Teofilo-Hengst aus der Bocassini: ein Angebot des Gestüt Westerbergs, verkauft an John Ferguson für €220.000. www.galoppfoto.de
TT: Wie war das Interesse im Vorfeld?
PR: Als die Stute im vergangenen Jahr zur Bedeckung in England war, hat sich Darley bereits das Fohlen angeschaut und es gab positive Reaktionen. Wir wussten also schon früh, dass wir etwas Besonderes hatten. John Ferguson hat ihn sich dann noch einmal am Donnerstag angesehen und er muss ihm wohl gefallen haben. Nicht gerechnet hatten wir allerdings, dass Herr Löwe Unterbieter werden würde, denn mit ihm hatte es eigentlich gar keinen Kontakt gegeben. Frau Schaertlin hat mir im Übrigen anschließend gesagt, dass sie noch wesentlich mehr Spielraum nach oben gehabt hätte. Aber das ist alles Spekulation.
TT: War Iffezheim als Verkaufsort für den Hengst gesetzt?
PR: Nicht unbedingt. Newmarket kam nicht in Frage, aber Arqana hat sich sehr intensiv bemüht. Sicher hat dort auch eine Rolle gespielt, dass die Mutter in Frankreich ein Gruppe II-Rennen gewonnen hat. Wir haben uns dann letztendlich für Iffezheim entschieden, weil wir auch für das Gestüt Westerberg Werbung machen wollten und das ist, so denke ich, auch gelungen. Der Markt und unsere Kunden wissen nun, dass wir auch ein solches Pferd erfolgreich vorstellen können.
TT: Was geschieht aktuell mit der Mutter Boccassini?
PR: Sie gehört unverändert George Sörensen, in dessen Farben sie auch so erfolgreich war. Er hat sie uns dankenswerterweise zu sehr guten Konditionen lebenslang verpachtet. Er hatte die Vision, dass sie uns auf dem Weg nach oben helfen wird und das ist ihm bisher auch gelungen. Boccassini hat ein Hengstfohlen von New Approach, das, wenn alles seinen Gang geht, nächstes Jahr zur Auktion kommen wird, aktuell ist sie tragend von Paco Boy.
TT: Und geht nächstes Jahr erneut zu Teofilo?
PR: Nicht unbedingt. Ich liebäugele diesbezüglich eher mit ihrer Mutter Bella Monica, die auch sehr gut zu ihm passen würde.
PR: Aus dieser Stute hat Sylvain Vidal eine Saddex-Tochter namens Bocca Bianca (s. Foto der Woche, Anm. der Redaktion) für immerhin 40.000 € gekauft. Das hat unser sehr gefreut, denn ein solcher Preis ist schon gut für einen Hengst, dessen Decktaxe etwas mehr als ein Zehntel dessen beträgt.
TT: Nicht verkauft wurde indessen Andarta, die rechte Schwester von Antara.
PR: Herr Gehrig, der Züchter, hatte sich 100.000 € als Preis für sie gedacht. Es war für ihn schon eine sehr emotionale Entscheidung für ihn, sie überhaupt anzubieten, denn es ist das letzte Fohlen der Mutter. Wäre sie verkauft worden, hätte er eine andere Stute gekauft, hätte quasi getauscht. Dass es nicht so gekommen ist, das hat ihn im Nachhinein dann doch sehr gefreut. Bedauerlich nur, dass auch in diesem Fall Herr Löwe als Unterbieter nicht zum Zuge gekommen ist. Er war dann anschließend noch einmal bei uns und hat gesagt, dass er nicht immer so viel Geld zur Verfügung gehabt hätte wie an diesem Tag.