Als vor einigen Wochen Novellist in Frankfurt den Preis des Bankhauses Metzler gewann, war er der 100. individuelle Stakes-Sieger für seinen Vater Monsun (Königsstuhl), weltweit gesehen. Die Nummer 101 folgte nahezu zeitgleich, es war Kailani, die sich im englischen Newmarket ein Listenrennen holte. 20 Nachkommen von Monsun haben Gr. I-Rennen gewonnen und es ist gut möglich, dass am 1. Juli Nummer 21 hinzukommt. Novellist ist nach seinem souveränen Erfolg im Oppenheim Union-Rennen der uneingeschränkte Favorit auf den Sieg im SPARDA 143. Deutschen Derby, da wird sich auch vorerst nichts ändern, auch wenn natürlich immer noch die Möglichkeit einer Nachnennung besteht. Die Buchmacherkurse schwanken derzeit zwischen 23:10 und 37:10, wobei letztere Quote im Moment fast schon ein Angebot ist.
Monsun ist inzwischen 22 Jahre alt, aber er ist in diesem Jahr ausweislich der vorgelegenen Deckpläne von deutschen Gestüten so stark wie lange nicht mehr zuvor gebucht worden. Das liegt natürlich auch an der deutlich gesunkenen Decktaxe. 2008, im Jahr der Bedeckung von Night Lagoon, betrug die Decktaxe den Spitzenwert von 150.000 €, seitdem wird sie mit "private" angegeben. So ist die Zahl der jetzt Dreijährigen aus deutscher Zucht auch sehr überschaubar, doch könnte es neben Novellist einen zweiten Derbystarter von ihm geben, den Schlenderhaner Milord.
Mit der mütterlichen Linie des Union-Siegers hatten wir uns nach dem Sieg in Frankfurt ausführlich befasst, in der Ausgabe Nr. 214 war seine Abstammung auch das "Pedigree der Woche". Deshalb sei an dieser Stelle Züchter und Besitzer Dr. Christoph Berglar zitiert, der einige Ausführungen zum züchterischen Hintergrund von Novellist gemacht hat.
"Mit Catnip, geb. 1910, fing alles an (1917). Für sie zahlte Tesio 70 Pfund (heute etwa 5.000 $). Dann kaufte Tesio noch eine Tochter der Catnip hinzu, es handelte sich um seine 'Lieblingsstute' Nera di Bicchi (zitiert nach Franco Varola). Es folgten Nella di Gubbio (1924), Nanon 1935 (Geburtsjahr von Nearco, des besten Hengstes aller Zeiten, Sohn der Nogara, Schwester der Nera di Bicchi).
Es folgten Nixe (1941), Naxos (1950), Nona (1957), Night Music (1973), Nubia (1982), Narola (1989), meine erste Stute, die ich als Jährling 1990 in Baden-Baden für 24.000 DM erwarb, dreimalige Siegerin, bei Harro Remmert in Training. Narolas erstes Produkt war ihre Tochter Nenuphar (1994), Mutter des Derby-Zweiten Night Tango und der Winterkönigin Night Lagoon, letztere ist die Mutter von Novellist.
Narolas Vater war Nebos, der wie Narola die Mutterlininie der Catnip vertrat. Insofern ist Narola wirklich eine 'blaue Mauritius'! Sie brachte mir 13 Fohlen, alle Sieger. Ihr letztes Produkt, der von Martillo stammende Nostro Amico, wird, wenn der Boden in Hamburg passend sein sollte, ebenfalls im Derby starten. Nebos' Großvater väterlicherseits ist Fortino, dessen Mutter Ranavalo war, die wiederum die Mutterlinie der Catnip vertrat. Man hat also immer wieder die Inzucht auf diese Mutterlinie der Catnip hergestellt, was über so viele Jahre wirklich eine züchterische Großtat ist, an der Viele mitgewirkt haben, ohne sich jemals darüber abgesprochen zu haben! Einfach wunderbar!
Ergänzend ist noch darauf hinzuweisen, dass mit der Auswahl des Hengstes Monsun abermals Anschluss an die Mutterlinie der Catnip hergestellt wurde: Donna Diana, Mutter von Monsuns Großvater Dschingis Khan, ist von Neckar (1948), der ein Sohn der Nixe, einer Urenkelin der Catnip ist."
Hinzuzufügen ist, dass gleich im ersten Jahrgang von Monsun, dem Samum angehörte, einer von seinen drei Derbysiegern, ein ebenfalls auf Catnip zurückgehender herausragender Hengst war. Es handelte sich um den vom Gestüt Wittekindshof gezogenen Network, wie aktuell Novellist Sieger im Oppenheim-Union-Rennen, im Derby dann allerdings nur Neunter und heute ein führender Deckhengst in der Zucht von Hindernispferden in Frankreich.