TurfTimes:
Ausgabe 748 vom Freitag, 09.12.2022
Die Zahl der in Deutschland tätigen Deckhengste wird 2023 etwas geringer sein. Schaut man sich die Liste der noch im Frühjahr aktiven Hengste an, so stehen aus verschiedenen Gründen Areion, Brametot, Fearless King, Ito, Red Jazz und Reliable Man nicht mehr zur Verfügung. Der eine oder andere noch auf den Listen erscheinende Hengst könnte aus Altersgründen kürzer treten. Insgesamt sind von den genannten Hengsten rund einhundert Stuten gedeckt worden. Es ist ziemlich sicher, dass sie von den Neulingen zumindest numerisch aufgefangen werden. Drei sind es bisher, falls wir keinen vergessen haben, Nerik, Rubaiyat und Torquator Tasso, diese werden wir in den kommenden Wochen an dieser Stelle vorstellen. Begonnen wird mit Rubaiyat, der im Gestüt Ohlerweiherhof aufgestellt wird.
Er war 2019 der erst zweite Zweijährige, der zum “Galopper des Jahres” gekürt wurde, nach Esclavo (Viceregal) 1978. Ansonsten waren es seit 1957 nur ältere Pferde, denen diese Ehre zuteil wurde. Auf die Plätze hatte Rubaiyat damals den Derbysieger Laccario (Scalo) und seinen Altersgefährten Alson (Areion) verwiesen, bei einer Wahl, die in die ersten Wochen der Corona-Krise fiel. Die öffentliche Ehrung musste gestrichen werden, der Rennbetrieb ruhte im Frühjahr 2020, der Fahrplan für die Klassiker geriet ins Wanken, erst im Mai ging es unter restriktiven Bedingungen wieder los, für alle war die Situation nicht einfach.
Als Rubaiyat bei der BBAG im Angebot seines Züchters, des Gestüts Karlshof in den Ring kam, hieß er noch Rose Knight. Für 26.000 Euro ging er über die HFTB Racing Agency in den Besitz von Darius Racing über, er wurde, wie das bei Pferden von Stefan Oschmann üblich ist, umbenannt, trägt seitdem den Namen einer persischen Gedichtform.
Viermal ist er zweijährig für Trainer Henk Grewe gelaufen. Im August debütierte er in Dresden erfolgreich über 1400 Meter, siegte dann im Junioren-Preis (LR) über die Meile, im Preis des Winterfavoriten (Gr. III) und im Gran Criterium (Gr. II) in Mailand. Für diese makellose Saison wurde er “Galopper des Jahres”. Mit einem Rating von 96kg ging er in die Winterpause, geschuldet seinem Fünf-Längen-Sieg in Mailand. Das war nach Meinung des Handicappers noch eine um ein Kilo bessere Leistung als die im “Winterfavoriten”, doch schlug er in Köln den guten Wonderful Moon (Sea the Moon), ein Pferd dieses Kalibers war in Italien nicht am Start.
Die Dreijährigen-Saison begann Rubaiyat in, wie erwähnt, komplizierten Zeiten. Das Dr. Busch-Memorial (Gr. III) fand in Hoppegarten statt, die Rennpreise wurden stark heruntergefahren, wochenlang blieb das Publikum außen vor. Rubaiyat blieb in Berlin auch beim fünften Start ungeschlagen, es sollte aber sein einziger Erfolg 2020 bleiben. Im Mehl Mülhens-Rennen (Gr. II) unterlag er Fearless King (Kingman), danach startete er vorwiegend im Ausland, bei jedem Start bekam er Geld. Seine rechnerisch beste Leistung war wohl der fünfte Platz im Prix de la Foret (Gr. I) über 1400 Meter in ParisLongchamp.
Vierjährig sollte er, so der Plan, vorwiegend auf noch kürzeren Distanzen laufen. Mit einem Listensieg über 1300 Meter in Hannover ging es auch schon gut los, doch dann wurde er durch eine Kolik zurückgeworfen. Erst im Herbst fasste er wieder Tritt, er gewann auf der Meile den Premio Vittorio di Capua (Gr. II). 2022 ging man auch auf weitere Strecken, doch so ganz optimal war das sicher nicht, auch wenn er in Dortmund über 1800 Meter und in Mailand über 2000 Meter in Gruppe III-Rennen jeweils Zweiter war. Nach einer Reihe weiterer Platzierungen holte er sich zum Abschluss seiner Laufbahn in Rom den Premio Ribot (Gr. III) über die Meile, seine letztlich sicher beste Distanz.
Bei 25 Starts hat er acht Rennen auf Strecken von 1300 bis 1600 Metern gewonnen, über 600.000 Euro hat er verdient. Sein höchstes Rating lag bei 96kg, in diesem Jahr hat er konstant bei allen Starts 94,5kg gezeigt.
Er ist der vierte Areion-Sohn im Gestüt, Alson steht auf dem Fährhof, geht in seine zweite Saison, Devastar und Palace Prince sind in Frankreich aktiv, dort aber bislang nur übersichtlich gebucht. Rubaiyat, dessen Pedigree nachfolgend ausführlich dargelegt ist, stammt aus der bei drei Starts einmal über 2100 Meter in Tarbes/Frankreich erfolgreichen Representera (Lomitas), deren zuvor bester Nachkomme Rose Flower (Dabirsim) war. Die Stute hat letztes Jahr in Frankreich zwei Rennen gewonnen, darunter den Prix Amandine (LR), ist dann in die USA gewechselt, wo sie Dritte auf Listenebene war. Vor Rose Flower hatte Representera Rose Gold (Havana Gold) gebracht, er ist nach Italien gegangen, wo er Sieger war.
Representera wurde im Februar 2015 für 37.000 Euro bei Arqana gekauft, ist dann im Dezember 2017 tragend von Kamsin für 6.000 Euro bei Arqana wieder abgegeben worden. Heraus kam Ruffnut (Kamsin), der vom Powerstown Stud in Irland gezogen wurde, später sogar in den Grewe-Stall kam, jedoch nicht herausgebracht werden konnte. Ein Jukebox Jury-Sohn aus der Representera war als Fohlen bei Tattersalls in Irland im Ring, wurde jedoch vom Anbieter, dem Burgage Stud, für 30.000 Euro zurückgekauft. Es war der letzte Nachkomme der Mutter, die anschließend eingegangen ist. Sie wurde gezogen von der Marquise de Moratalla, ist Schwester des Poule d’Essai des Poulains (Gr. I)-Siegers und Deckhengstes Tin Horse (Sakhee) und der Listensiegerin Becomes You (Lomitas). Tin Horse steht aktuell im Haras de la Baie in Frankreich. Unter der zweiten Mutter steht auch Jadoomi (Holy Roman Emperor), ein vier Jahre alter Wallach, der eine starke Saison 2022 mit Siegen in der Celebration Mile (Gr. II) und den Solonoway Stakes (Gr. II) hatte. Aus dem weiteren Pedigree ist noch Blue Bresil (Smadoun) zu erwähnen, mehrfach gruppeplatziert gelaufen, Deckhengst in der Zucht von Hindernispferden. Er steht im Glenview Stud in Irland, zu einer durchaus anspruchsvollen Decktaxe von 8.000 Euro. Sein Sohn Constitution Hill ist der aktuelle Spitzenhürdler in Großbritannien.
Rubaiyat geht mit einer Decktaxe von 4.500 Euro in den Markt. Es steht außer Frage, dass er von Beginn an gut unterstützt wird, dafür garantiert schon sein Standortgestüt Ohlerweiherhof, zudem natürlich auch sein Besitzer und sein Züchter.