Neue Bestmarken bei der BBAG-Auktion
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TurfTimes:
Auch das letzte Pferd wurde verkauft: Um kurz nach halb neun fiel nach 10 1/2stündigem Auktionmarathon in Iffezheim der Hammer bei der vom Gestüt Görlsdorf angebotenen Rockin‘ Görl (Soldier Hollow), Pavel Vovcenko bekam den Zuschlag für den Stall Nicole bei der Stute mit starkem Hindernis-Background. Dass denn auch das finale Pferd verkauft wurde, was symptomatisch für das Geschäft an diesem heißen Freitag in Iffezheim.
Dabei fing es bescheiden an. Von den ersten fünfzehn Pferden wurden gerade einmal drei zugeschlagen, mehrere gingen aber noch im Nachverkauf in anderen Besitz über. Doch die Auktion nahm schnell Fahrt auf, Jährling um Jährling wurde abgegeben, es gab, im Gegensatz zu früher, kaum eine schwache Phase. Der entscheidende Käufer an diesem Tag war sicherlich Markus Jooste von Mayfair Speculators, der mit Peter und Ross Doyle an seiner Seite sieben Jährlinge für 1,35 Millionen Euro ersteigerte. Hinzu kam noch die eine oder andere Beteiligung. „Eine tolle Auktion, die ich sehr mag“, war sein Fazit. Was er auf dem Zettel hatte, das bekam er auch, als Unterbieter wurde er eigentlich nicht registriert. Und sein Hunger auf Einkäufe ist dieses Jahr längst noch nicht gestillt. "Im Oktober geht es zu Goffs nach Irland, da war ich noch nie, und dann natürlich zu Tattersals", erklärte der in Südafrika lebende Firmenchef der Steinhoff-Gruppe.
Aber auch der Hong Kong Jockey Club setzte seine Akzente, aus einheimischer Sicht waren es Eckhard Sauren, Holger Faust und Rüdiger Alles, die in der Spitze zum Gelingen des Tages beitrugen. Dabei fehlten einige Highroller der Vergangenheit: Darley, obwohl bei mehreren Foalsharings beteiligt, tauchte auf keinem Käuferzettel auf, im zweiten Jahr in Folge auch nicht Shadwell. Die Al Thanis könnten, wenn wir uns nicht irren, zumindest ein Pferd gekauft haben, aber insgesamt war ein Engagement der investitionsfreudigen Eigner aus dem Mittleren Osten nicht spürbar – in die Bresche sprangen andere. Sehr gefragt waren die Nachkommen der jungen Hengste, die Durchschnittspreise vor allem der Maxios-Nachkommen und auch die von Pastorius, Reliable Man und Dabirsim können sich im Vergleich zur Decktaxe absolut sehen lassen.
Die Reaktionen von Verantwortlichen der BBAG, von Verkäufern und Käufern fielen dementsprechend positiv aus. Im Folgenden skizzieren wir die Auktion anhand der höchsten Zuschläge.
173 N.N., St., v. Sea The Stars – Estefania
Ronald Rauscher (Agent) an Mayfair Speculators/Peter & Ross Doyle - €500.000
Es war von vornherein klar, dass sich der Zuschlag dieser Stute aus der Zucht des Gestüts Ebbesloh – es handelte sich um ein Foal-Sharing – im sechsstelligen Bereich bewegen würde. Doch wäre man von Seiten des Anbieters sicher auch zufrieden gewesen, wenn die Tochter von Sea The Stars die Hälfte gebracht hätte. Sie ist eine Schwester von Empoli, Eigelstein und Ebeltoft, aber auch von weniger aufregenden Pferden, die teilweise jedoch wesentlich kleiner waren. Diese Jährlingsstute ist großrahmig, hatte enorme Ausstrahlung. Im unteren Preisbereich gab es deutsche Interessenten, doch bald konzentrierte es sich auf zwei Bieter: Markus Jooste und John McCormack, der zu seinen Klienten u.a. George Strawbridge und japanische Gestüte zählt. Die 480.000 Euro, die Jooste bot, wurden noch einmal gekontert, doch als Mayfair die halbe Million in die Debatte warf, verließ McCormack seinen Platz.
171 Egoistin, St., v. Soldier Hollow – Elora
Gestüt Röttgen an Jamie Railton Agency - €300.000
Selten genug, dass sich zwei deutsche Parteien in dieser Preisregion um einen Jährling duellieren, doch bei dieser Schwester des Spitzendreijährigen El Loco war das der Fall. Auf der einen Seite war dies Wilhelm Feldmann mit Hans Bierkämper vom Stall Mandarin am Telefon, auf der anderen Manfred Ostermann mit Jamie Railton und Trainer Peter Schiergen an seiner Seite. Feldmann bekam immer wieder neue Order, doch die 285.000 Euro, die er am Ende bot, entgegnete Ostermann mit einer runden Summe – und hatte das Pferd. „Ich dachte sogar, ich hätte noch mehr zahlen müssen“, kommentierte er seinen Kauf, „Die Stute hat sich toll bewegt und hat ein hübsches Gesicht.“ Jamie Railton, der oft als Consignor für Ostermann aufgetreten ist, unterzeichnete den Kaufzettel für die Stute, die Peter Schiergen trainieren wird.
157 Winston, H., v. Soldier Hollow – Wilddrossel
Gestüt Röttgen an Jeremy Brummitt - €250.000
Wer auch immer in den Wochen vor der Auktion im Gestüt Röttgen einen Blick auf die Jährlinge geworfen hatte, der wusste, dass es sich um ein besonders starkes Lot handelte. Möglicherweise das Beste überhaupt. Und der herausragende Hengst, das war Winston. Das sah nicht nur der englische Agent Jeremy Brummitt so, auch Manfred Hofer hatte höchstes Interesse an ihm, musste sich aber am Ende dem Engländer geschlagen geben. „Es ist der beste Soldier Hollow-Jährling, den ich bisher gesehen habe“, erklärte dieser zu Winston, „und das mütterliche Papier stimmt auch. Ich habe ihn für einen Kunden gekauft, den ich aber nicht nennen möchte. In jedem Fall wird er in England ins Training gehen.“
161 Accensus, H., v. Soldier Hollow – Astilbe
Gestüt Schlenderhan an Hong Kong Jockey Club - €240.000
Mark Richards vom Hong Kong Jockey Club hatte in der Vergangenheit schon zwei Nachkommen von Soldier Hollow in Iffezheim gekauft. Vor einigen Jahren einen Röttgener Vertreter der „D“-Familie, der ein Champion bei den „Griffins“, den Nachwuchspferden war. „Und im vergangenen Jahr haben wir einen ersteigert, der sich auch sehr gut macht“, berichtete Richards, dieser stammte aus der Stauffenberg-Zucht. Kein Wunder, dass er sich in diesem Jahr die Söhne des Auenqueller Vererbers erneut genau ansah. „Sicher ist es kein Hengst, dessen Nachkommen kurze Distanzen bevorzugen“, erklärte er, „aber sie sind durch und durch gesund, steigern sich im Alter.“ Und dieser über Ronald Rauscher angebotene Schlenderhaner entsprach dem Beuteschema des HKJC.
156 Woodmax, H., v. Maxios – Waldtraut
Gestüt Brümmerhof an Mayfair Speculators/Peter & Ross Doyle - €240.000
Vor einem Jahr war es Woodkid (New Approach), der zu einem Zuschlagpreis von 400.000 der Salestopper der BBAG-Jährlingsauktion war. Er steht inzwischen bei Alain de Royer-Dupre für Al Shahania im Training. Ganz so teuer war sein jüngerer Bruder nicht, aber er ist jetzt der bislang teuerste Maxios-Nachkomme in einem Auktionsring. Der Hengst aus der Waldrun-Familie dürfte das Land verlassen und wird möglicherweise eine Box bei Nicolas Clement in Chantilly beziehen. Zu den Unterbietern zählte u.a. Chris Richner.
58 Wild Max, H., v. Maxios – Wildfährte
Gestüt Brümmerhof an Ronald Rauscher für Australian Bloodstock - €220.000
Ein ähnliches Profil wie Woodmax hat Wild Max: Ein Brümmerhofer Maxios-Sohn aus der Waldrun-Familie. Er war Ronald Rauscher ins Auge gefallen, der ihn für Australian Bloodstock erwarb. Erstmals überhaupt war das Syndikat auf dem deutschen Jährlingsmarkt aktiv und selbstverständlich wird er von Andreas Wöhler trainiert werden. „Für mich war es der herausragende Maxios auf dieser Auktion“, betonte Rauscher, „der Trainer ist mit der Familie ja auch bestens vertraut.“ Entsprechende Rennleistungen vorausgesetzt wird seine Zukunft eines Tages natürlich in Australien liegen.
235 N.N., H., v. Iffraaj – Neuquen
Stiftung Gestüt Fährhof an Hong Kong Jockey Club - €200.000
Klaus Allofs, seit vielen Jahren im Galopprennsport aktiver Geschäftsführer des VfL Wolfsburg, hatte wie immer mehrere Fährhofer auf seinem Kaufzettel, zum Zuge kam er aber nur bei zweien, einem Maxios-Sohn aus der Fair Breeze und einem Campanologist-Hengst der La Sabara. Bei diesem Iffraaj-Sohn musste er sich mit der Rolle des Unterbieters begnügen. Mark Richards vom Hong Kong Jockey Club unterzeichnete die Kauforder. Insgesamt drei Hengste ersteigerten die Abgesandten aus dem Fernen Osten, soviel wie nie zuvor in Iffezheim. Der dritte Kauf war ein vom Gestüt Görlsdorf angebotener Kallisto-Sohn aus der Gr. III-Siegerin Prakasa, er kostete 85.000 Euro.
184 Newton, H., v. Shamardal – Nevada
Gestüt Brümmerhof an Eckhard Sauren - €190.000
Mit fünf Käufen – es könnteunter einem anderen Namen auch noch einer mehr gewesen sein - war der Kölner Rennvereinspräsident Eckhard Sauren in der einschlägigen Statistik die Nummer drei, nach Markus Jooste und dem Hong Kong Jockey Club. Sein teuerster Einkauf war dieser beeindruckende Shamardal-Sohn aus der Listensiegerin Nevada (Dubai Destination), deren Bruder Nordic Flight (Adlerflug) bereits in seinen Farben lief. Ein Peintre Celebre-Sohn aus dem Angebot von Jamie Railton kostete Sauren 61.000 Euro, nur unwesentlich darunter lagen der Wittekindshofer El Footstep (Footstepsinthesand) und Julio (Exceed and Excel).
80 N.N., H., v. Exceed and Excel – Nianga
Stiftung Gestüt Fährhof an Mayfair Speculators/Peter & Ross Doyle BS - €180.000
Zum ersten Mal überhaupt war Markus Jooste persönlich auf der BBAG-Jährlingsauktion. „Ich mag diese Auktion, was bisher für viele gar nicht bekannt war“, erklärte er. Vor einigen Jahren hatte er bereits durch seine Beauftragten Präsenz in Iffezheim gezeigt, hatte zwei Fährhofer gekauft. Aus diesem Gestüt ersteigerte er diesmal diesen wie ein frühes Pferd aussehenden Exceed and Excel-Sohn („Ein Athlet, nicht mehr und nicht weniger“), zudem noch eine Holy Roman Emperor-Tochter der Quilita, sie brachte 110.000 Euro. In Kooperation mit dem Gestüt Fährhof wurde zudem aus der Zucht von Erika Müller eine in Frankreich aufgewachsene Siyouni-Stute erworben. Sie geht dem Vernehmen nach Richtung England ins Training.
63 Caesara, St., v. Pivotal – Chantra
Ronald Rauscher (Agent) an Peter & Ross Doyle BS - €140.000
Zu den Kunden von Peter Doyle gehörte an diesem Tag nicht nur Markus Jooste, sondern auch der in Norwegen tätige Wido Neuroth. Für den Trainer hat er in den letzten Jahren immer wieder gute Stuten gekauft, diesmal fiel die Wahl auf die aus der Zucht des Gestüts Haus Ittlingen stammende Caesara, eine rechte Schwester der Gr. III-Siegerin Calyxa. „Sie ist für den Stall Perlen, für den wir vor zwei Jahren die klassische Siegerin Angel Love gekauft haben“, gab Neuroth zu Protokoll. Und Doyle ergänzte: „Die stammt ja auch von Pivotal, was uns zusätzlich zum Kauf ermuntert hat. Diese Stute jetzt soll in Frankreich eingeritten werden, überwintert möglicherweise in Deutschland, dann geht es in den Norden.“
160 Accessor, H., v. Exceed and Excel – Amarette
Gestüt Schlenderhan an Mayfair Speculators/Peter & Ross Doyle BS - €140.000
Vier Hengste hatte das Gestüt Schlenderhan in Iffezheim angeboten, bestens vorgestellt von Ronald Rauscher, das Ergebnis konnte sich wirklich sehen lassen. Dieser Exceed and Excel-Sohn stand auf der Liste von Markus Jooste, er wird wohl in Frankreich trainiert werden. Ein Schlenderhaner Tertullian-Sohn mit der Lot-Nummer 223 ging für 51.000 Euro über Manfred Hofer an den Stall Salzburg, der Schweizer Anton Kräuliger erwar einen Rip van Winkle-Sohn für 32.000 Euro.
133 Mystic Sunshine, St., v. Maxios – Ma Coeur
Gestüt Etzean an Flaxman Stables Ireland/Gestüt Fährhof - €130.000
Vor einigen Wochen war Alain Cooper, Racing Manager der Familie Niarchos, auf Deutschland-Tour, nahezu jeden Nachkommen von Maxios im Jährlingsalter hat er inspiziert und das, was er gesehen hat, das hat ihm scheinbar gefallen. In Kooperation mit dem Gestüt Fährhof erwarb er zwei Nachkommen des Hengstes, der seine Rennlaufbahn in Niarchos-Farben absolviert hatte. Neben der Etzeaner Stute war es ein von Stauffenberg-Bloodstock angebotener Hengst aus der La Reine Noir mit der Katalog-Nummer 126, er kostete 80.000 Euro. Noch nicht geklärt ist die künftige Trainerfrage. Vorerst sind die Jährlinge wieder nach Haberloh zurückgekehrt, möglich ist, dass sie in Deutschland bleiben. „Wir sind sehr angetan von den Maxios-Jährlingen“, betonte Cooper, „es wird spannend sein, zu sehen, wie sie sich entwickeln. Maxios hatte ja eine wesentlich höhere Grundschnelligkeit als wir erwartet hatten, er war ja auch auf der Meile zuhause.“ Begleitet wurde Cooper von Ex-Trainer Jonathan Pease, der bei der Inspektion der Jährlinge dabei war. In seiner Obhut feierte Maxios seine großen Erfolge.
162 Amazing Lips, St., v. Camelot – Athenaire
Gestüt Graditz an Mayfair Speculators/Peter & Ross Doyle BS - €130.000
Mit einem großen und anspruchsvollen Lot war das Gestüt Graditz in Iffezheim vertreten, hauptsächlich aus der Zucht des Stalles Parthenaue. Das herausragende Angebot war diese Camelot-Stute, deren Mutter Athenaire 2014 von Hans-Dieter Lindemeyer bei Goffs gekauft wurde. Ihr Erstling ging jetzt in den Besitz von Markus Jooste über, er verwies Holger Faust mit Dr. Stefan Oschmann an seiner Seite in die Rolle des Unterbieters.
168 Diamanto, H., v. Teofilo – Diamantgöttin
Gestüt Brümmerhof an HFTB Racing Agency - €120.000
Es gab skandinavisches Interesse an diesem Teofilo-Hengst, kein Wunder, denn sein Bruder Diamant (Zamindar) war dort vor einigen Jahren Champion-Zweijähriger. Den Zuschlag bekam aber Holger Faust von der HFTB Racing Agency, neben ihm saß Dr. Stefan Oschmann von Darius Racing, womit klar sein dürfte, welche Farben der Hengst einmal tragen wird.