TurfTimes:
Ausgabe 853 vom Freitag, 07.02.2025
Sein Einstieg in den Galopprennsport begann noch in seiner Jugend: 1960 kam sein Vater Aly Khan bei einem Autounfall in Paris ums Leben. Da war sein Sohn Karim gerade einmal 23 Jahre alt. Das Oberhaupt der muslimischen Ismailiten war er schon nach dem Tod seines Großvaters drei Jahre zuvor geworden, jetzt übernahm er auch den Rennstall seines Vaters. Und wurde einer der erfolgreichsten und einflussreichsten Züchter und Besitzer der jüngeren Zeit.
Der Rennsport lag in der Familie, sein Großvater startete 1921 in der Szene, mit großem Erfolg. Sein Enkel schuf in all den Jahren ein enormes Imperium mit züchterischen Schwerpunkten in Irland und Frankreich. Zu seinen vierbeinigen Cracks gehörte der später unter dubiosen Umständen entführte und verschwundene Shergar, weitere doppelte Derbysieger wie Shahrastani, Kahyasi, Sinndar und Harzand. Viermal gewann er den Prix de l’Arc de Triomphe, mit Akiyda, Sinndar, Dalakhani und der ungeschlagenen Zarkava.
Der Schwerpunkt lag in Frankreich, wo ihm zahlreiche Liegenschaften gehörten, in erster Linie das Haras de Bonneval, wo heute die Spitzenhengste Siyouni und Zarak stehen. Der Aga Khan war auch der Hauptanteilseigner des Auktionshauses Arqana und engagierte sich bei Goffs. Zu seinen Trainern zählten Größen wie Francois Mathet und über Jahrzehnte Alain de Royer-Dupré, Christophe Soumillon war mit Unterbrechungen fünfzehn Jahre die Nummer eins im Sattel. In Irland war das Gilltown Stud, Standort von Sea The Stars, das Zentrum seiner züchterischen Unternehmungen. Sein letzter Gr. I-Sieger war im vergangenen Sommer die von Dermot Weld trainierte Ezeliya in den Epsom Oaks. Er war 16 Mal Besitzerchampion in Frankreich, zweimal in Großbritannien und einmal in Irland, hinzu kamen zahlreiche Züchterchampionate. Aus dem britischen Rennsport zog er sich vor Jahren zurück, als mehrere seiner Pferde wegen Nachweisen von verbotenen Mitteln disqualifiziert wurden, er dagegen vor Gericht zog. Gelegentlich verstärkte er seine Zucht, etwa durch die Übernahme des gesamten Bestandes von Jean-Luc Lagardere nach dessen Tod, doch war er letztlich ein echter owner-breeder.
Einige Gastspiele gaben die grün-roten Farben auch in Deutschland. 1960 siegte Sheshoon, trainiert von Alex Head, im Großen Preis von Baden, Yves Saint-Martin ritt 1985 Sumayr im Preis von Europa zum Erfolg. Neshad und Erdelistan trugen sich in Iffezheim in die Siegerliste ein. Und 1991 siegte Kartajana unter William Mongil im Großen Mercedes-Benz-Preis, wie das Bayerische Zuchtrennen damals hieß, in München, vor den Augen seiner Hoheit bei dessen vermutlich einzigen Besuch auf einer deutschen Rennbahn.
Fünf Jahre später gewann dort an gleicher Stelle Timarida aus der irischen Abteilung von John Oxx. Und noch 2023 trug Darkaniya die Aga Khan-Farben, die sich damals Bauyrzhan Murzabayev überziehen durfte, im T. von Zastrow-Stutenpreis in Baden-Baden zum Erfolg.
In jungen Jahren war der Aga Khan ein großer Sportler, nahm 1964 für den Iran bei den Olympischen Winterspielen in Innsbruck an den Alpinen Skiwettbewerben teil. Sein enormes Vermögen verwendete er auch für wohltätige Zwecke. Er gründete eine Entwicklungshilfeorganisation, die an die 100.000 Mitarbeiter und ein jährliches Budget von einer Milliarde Dollar haben soll.
Am Dienstag ist Karim Aga Khan IV., der die Staatsbürgerschaft der Schweiz, Großbritanniens, Frankreichs und Portugal hatte, im Alter von 88 Jahren in Lissabon gestorben. Er hat aus zwei Ehen vier Kinder, von denen sich seine 1970 geborene Tochter Zahra in den vergangenen Jahren, als ihr Vater wegen seiner angegriffenen Gesundheit nicht mehr auf der Rennbahn erschien, um Rennstall und Zucht kümmerte. Ob sie das so umfangreiche und erfolgreiche Engagement mit aktuell rund 230 Pferden im Training in ähnlicher Form weiterführt, bleibt abzuwarten.
France-Galop hat eine kleine Hommage auf ihn zusammengestellt
https://www.youtube.com/watch?v=PY50QgYw_lU