Drucken Redaktion Startseite

Die Geschichte von Wirko

Wirko als Jährling in Iffezheim. www.galoppfoto.de

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 665 vom Freitag, 23.04.2021

„Es war ein hervorragendes Resultat für eine Familie, mit der Röttgen große Rennen gewonnen hat. Ein stolzer Moment für uns.“ Worte von Dr. Günter Paul, dem Chairman der Mehl Mülhens-Stiftung am Abend der BBAG-Jährlingsauktion 2019. Wirko (Kingman) war an jenem Tag für 700.000 Euro verkauft worden, der zweithöchste Zuschlag für einen Hengst in der deutschen Auktionsgeschichte, nach North Star (Monsun) 2007, der hatte damals 710.000 Euro gekostet. Er wurde ein ordentliches Rennpferd, gewann mehrere Ausgleiche II. Wirko, der könnte dann doch in einer anderen Liga spielen.

Er war damals das Objekt der Begierde zahlreicher ausländischer Aufkäufer. Nahezu alles, was Rang und Namen hatte und in Iffezheim vor Ort war, war interessiert, Tom Goff, der Hong Kong Jockey Club, am Ende war es eine Auseinandersetzung zwischen dem Agenten Alex Elliott und Matt Coleman, der schließlich im Auftrag von Godolphin den Zuschlag bekam.

Dass Wirko kein frühes Pferd war, dürfte jedem klar gewesen sein, auch wenn er als Jährling ein sehr kompakter, kerniger Hengst war. Er debütierte letzten Oktober auf der Tapeta-Bahn im englischen Wolverhampton, wurde Zweiter. Rund zwei Wochen später sattelte ihn Trainer Charlie Appleby auf dem Polytrack-Kurs in Kempton, dort gewann er als klarer Favorit über 1600 Meter gegen sieben Gegner.

Eine Nennung für das Epsom Derby (Gr. I) hatte Wirko nie bekommen, man hätte ihn – wie es in Deutschland früher auch üblich war – als Jährling einschreiben müssen. Und auch zum ersten Nachnennungstermin vor einigen Tagen wurde er nicht eingeschrieben, vier andere Godolphin-Vertreter schon. So war es schon ein Vabanque-Spiel, das Charlie Appleby da trieb, wenn er heute davon spricht, dass er Wirko durchaus als Derby-Pferd angesehen hatte. Denn er musste das Blue Riband Trial (LR) unbedingt gewinnen, nur dadurch konnte man sich das Gratis-Ticket für Epsom sichern. Wobei einzuwenden wäre, dass es einige Tage vor dem Rennen noch eine Nachnennungsmöglichkeit für gibt, für eine allerdings üppigen fünfstelligen Pfund-Betrag. Die bisherigen Sieger im Blue Riband Trial konnten sich in der Regel später in Epsom nicht auszeichnen, immerhin gewann Cracksman (Frankel) 2017 das Rennen, er wurde im Derby Dritter. 

Die Buchmacher geben derzeit Kurse um die 16:1 auf einen Derby-Sieg von Wirko, auch wenn er im offiziellen Wettmarkt mangels Nennung eigentlich gar nicht auftaucht. Favorit ist aktuell Aidan O’Briens High Definition (Galileo), der bei zwei Starts zweijährig ungeschlagen war, die Beresford Stakes (Gr. II) gewonnen hat, in diesem Jahr aber noch herauskommen muss. Wirko soll vor Epsom noch in einem der Trials in Lingfield oder Chester laufen. Gemeldet ist er im Übrigen auch im Derby-Trial (Gr. III) in Hoppegarten und im Kölner Union-Rennen (Gr. II), doch kommen diese Rennen eher nicht in Betracht, wenn man Epsom anpeilt.

Wirko ist der Erstling der Weltmacht (Mount Nelson), die bis fünfjährig drei Listenrennen auf Distanzen zwischen 2200 und 2800 Metern gewonnen hat, den Gestüt Röttgen Stuten-Cup in Hamburg, den Preis der Fritz Henkel-Stiftung in Düsseldorf und den Mercedes Benz-Steherpreis in Baden-Baden. Im Diana-Trial (Gr. II) war sie Zweite, lief sogar in Sea The Moons Derby, in dem sie als Zwölfte allerdings chancenlos war. Nach Wirko kamen die Zweijährige Wagnis (Adlerflug), die bei Markus Klug steht, die Jährlingsstute Weltreise (Reliable Man) und ein Hengstfohlen von Waldgeist. Dieses Jahr wurde Weltmacht von Soldier Hollow gedeckt.

Ihr Vater Mount Nelson (Rock of Gibraltar) war vor Jahren der erste Deckhengst im Newsells Park Stud. Er wechselte später in die irische Hindernispferdezucht, ist inzwischen eingegangen. Weltmacht ist Schwester von acht Siegern, an der Spitze Wild Coco (Shirocco), die Sir Henry Cecil für Röttgen trainierte und sie zu Erfolgen in den Park Hill Stakes (Gr. II) und zweimal in den Lillie Langtry Stakes (Gr. III) führte. 2012 wurde sie für 985.000gns. bei Tattersalls an die KI Farm nach Japan verkauft. Für hohe Preise war die Familie also immer schon gut.

Verwandte Artikel: