Spektakulärer kann es im Pferdesport nicht zugehen, als beim BMW Berlin Preis zum Großen BMW Berlin Renntag am Samstagnachmittag in Hoppegarten. „Drama, Drama, Drama“, war das Motto dieses 1.400 Meter langen Galopprennens über Deutschlands längste und breiteste Sprintgerade. Vor dem Start war die große Mehrheit der 7.700 Besucher davon überzeugt, dass nur der aus Köln angereiste und von Peter Schiergen trainierte Hengst Eigelstein gewinnen könne. Doch der heiße Favorit hatte auf fast der gesamten Strecke so etwas wie „Ladehemmung“. Seine anfängliche Lage im Mittelfeld verlor er nach und nach. Jockey Andrasch Starke mühte sich, den Anschluss nicht ganz zu verlieren. Auf den letzten 150 Metern geschah dann das „Galoppwunder“. Während die lange in Führung liegende Außenseiterin Egalite und auch ihre Verfolger etwas langsamer wurden und für das enorm hohe Anfangstempo büßen mussten, sprang bei Eigelstein innerhalb von Sekunden der Turbo an und der Hengst wurde deutlich schneller als der gesamte Rest.
Entscheidend war, dass Starke ganz an der Außenseite des Feldes, nur Zentimeter von den Händen der Zuschauer entfernt, eine kleine Lücke fand, um an der aufgefächerten Armada der Gegner vorbei zu kommen. Das geschah so schnell und so spät, dass es einem Großteil des verblüfften Publikums fast entging. Dass der Zielrichter den Vorsprung einer Halslänge (rund 50 Zentimeter) verkündete, vermochten viele Zuschauer erst zu glauben, nachdem sie die Wiederholung des Rennens im Video gesehen hatten. „Er ist auf höherem Niveau wohl gar kein Pferd für so kurze Strecken“, kommentierte Starke das Laufen seines Pferdes. „Aus der Startmaschine heraus konnte ich den anderen Pferden gar nicht folgen. Als Eigelstein dann schließlich in Schwung kam, hat er noch großartigen Kampfgeist gezeigt.“
Dass Starke, der mit 37 Jahren und als mehrfacher Championjockey zu den erfahrensten Rennreitern gehört, nach einem Sieg selbst kaum glauben kann, wie es zu diesem kam, dürfte eine große Seltenheit sein. Diesmal war es aber der Fall. Zahlreichen Wettern fiel nach dem Richterspruch ein Stein vom Herzen, denn Eigelstein stand auf der großen Mehrheit aller Wettscheine. Die Siegquote betrug dementsprechend nur 20:10. „Wer auf ihn als Sieger gewettet hatte, bekam nach dem beschrieben Wechselbad der Gefühle das Doppelte seines Einsatzes zurück.
Völlig ungefährdet fiel dagegen der Sieg von Dennis Schiergen im Fegentri World Cup of Nations aus. In diesem Rennen für Amateurreiter aus sechs europäischen Ländern verwandelte der 16jährige Deutsche mit der von Roland Dzubasz in Hoppegarten trainierten Stute Atlantis quasi einen Elfmeter: Auf der 19:10-Favoritin enteilte er seinen Gegnern auf volle sechs Längen Vorsprung. Später gewann der Shootingstar der deutschen Nachwuchsreiter auch noch mit Nantana von Besitzertrainer Reinhard Johannsmann den Preis vom Stienitzsee.
Im Grand Prix White Turf St. Moritz, einem Rennen aus Anlass der bekanntgegebenen Kooperation zwischen der Hauptstadtrennbahn und den weltberühmten Schneerennen auf dem zugefrorenen Schweizer St. Moritzsee, gewann mit So oder so ein Pferd aus dem Trainingsstall von Werner Baltromei, Platz zwei erkämpfte sich der Hoppegartener Islington aus dem kleinen Trainingsquartier von Besitzertrainer Christian Zschache vor Shot to Nothing.
Zu den prominenten Gästen des Renntages gehörte die vierfache olympische Goldmedaillengewinnerin im Dressursport Nicole Uphoff-Selke. Sie berichtete, dass sie vor Jahren einmal ein früheres Rennpferd erworben und erfolgreich für den Dressursport ausgebildet habe: „Der konnte nachher sogar fliegende Wechsel“. Auch ihr Erfolgspferd Rembrandt sei zu drei Vierteln ein Vollblüter gewesen, habe also eine Abstammung beinahe wie ein Rennpferd gehabt. Die Reitsportlegende, die nicht weit von der Galopprennbahn in Mülheim-Ruhr lebt, war von ihrem Besuch in Hoppegarten so angetan, dass sie nun selbst über die Anschaffung eines Galopprennpferdes nachdenkt.
Wenn sich die Pferdekennerin mit dem Kauf beeilt, könnte Ihr Schützling schon in zwei Wochen; am Montag, 3. Oktober; zum Renntag 21. Westminster - Preis der Deutschen Einheit an den Start gehen, dem mit Spannung erwarteten Saisonabschluss 2011 in Hoppegarten. Highlight des gleichnamigen Renntages wird das mit 75.000 Euro dotierte Gruppe III-Rennen 21. Westminster Preis der Deutschen Einheit sein. Es ist eines von drei sogenannten Gruppe-Rennen (höchste europäischen Rennklasse und vergleichbar mit der Champions-League im Fussball), die 2011 in Hoppegarten ausgetragen wurden.
Quelle: www.hoppegarten.com