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Deckhengste 2025 - Die Umfrage

Philipp von Stauffenberg. Foto: Tattersalls

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 848 vom Freitag, 20.12.2024

Wie immer in den vergangenen Jahren hat Turf Times eine kleine Umfrage unter Agenten und Consignern bezüglich der Decksaison 2025 durchgeführt. Wenn sie denn im Ausland leben, kennen sie sich auf dem deutschen Markt gut aus. Die Antworten, mal knapp und präzise, mal ausführlicher, bezogen sich auf folgende Fragen: 

:

 

  1. Der interessanteste neue Deckhengst in Europa mit einer Decktaxe bis einschließlich 15.000 Euro/Pfund.

  2. Der interessanteste Deckhengst überhaupt in Europa mit einer Decktaxe bis einschließlich 15.000 Euro/Pfund.

  3. Der beste “value for money”-Hengst in Deutschland. 

 

Philipp Graf von Stauffenberg

 

1. Fantastic Moon muss ich hier nicht nur aus Sympathie nennen. Danach nenne ich Vandeek. Sein Vater Havana Grey ist einer der besten jungen Hengste der vergangenen Jahre und er war ein brillianter 2-jähriger. 

2. Neben Fantastic Moon als 1st season sire finde ich den proven sire Australia sehr züchterfreundlich gepreist.

3. Natürlich auch Fantastic Moon - wann gab es einen mehrfachen Champion, der für eine solch niedrige Einstiegsdecktaxe hier begonnen hat?

 

Tom Goff

 

1. Henry Longfellow

2. Triple Time

3. Fantastic Moon

 

Holger Faust 

 

1. Henry Longfellow  er ist ein Gr.1 Sieger vom Weltklasse-Vererber Dubawi, aus einer Weltklasse- Mutter, die ebenfalls Gr.1 Rennen gewonnen hat. Wer nicht bis nach Irland reisen will, fährt nach Frankreich zum Zarak Sohn und klassischen Gr.1 Sieger Metropolitan. 

2. Da ist es ja nur fair „proven sire“, anstatt neue Deckhengste zu erwähnen. Meiner Meinung nach, gibt es viele „interessante“ in der Preiskategorie, allerdings sind sie alle nicht mehr wirklich kommerziell. Muhaarar, Holy Roman Emperor, Kendargent, Iffraaj (immerhin Vater von Wootton Bassett), Cracksman, Saxon Warrior. Diese Hengste kann man alle nutzen, sie sind unter 15.000 Euro und man kann einen Gruppesieger mit ihnen züchten. Ich würde aus eigener Erfahrung, Stand heute, Saxon Warrior wählen.

3. Auch hier kann nicht erst nur ein Hengst genannt werden, sondern die positive Entwicklung in Deutschland muss zuerst erwähnt werden. Wir haben mit Assistent, Fantastic Moon, auch Waldgeist und sogar Best of Lips neue Deckhengste in Deutschland, die man jetzt nutzen kann, wenn sie einem entsprechen. Mit Japan und Torquator Tasso zwei unproven sire, die mit „für deutsche Verhältnisse“, unglaublich großer Unterstützung an den Start gehen. 

Und mit Alson und Rubaiyat zwei Deckhengste, die sehr wahrscheinlich auf ihren Vater Areion und Großvater Big Shuffle hinauskommen, also frühe, ehrliche und gute Pferde produzieren werden. 

Dennoch bleibe ich bei meiner Wahl aus der Vergangenheit und nehme Isfahan. Die Begründung ist ganz einfach und nachvollziehbar. Isfahan hat ohne die Unterstützung aller Top 20-Züchter in Deutschland, mit der Ausnahme Gestüt Karlshof und einem Produkt vom Gestüt Wittekindshof, mit seinen vier Jahrgängen auf der Bahn bereits einen Derbysieger, eine Diana-Zweite und eine Oaks-Dritte, dazu weitere Gruppesieger und Blacktype-Performer von kleineren Züchtern. Ohne Unterstützung geht es nicht mehr und wenn ein Deckhengst so etwas schafft, dann wird es spannend zu sehen, was passiert, wenn jetzt die Jahrgänge auf die Bahn kommen, indem mehrere Pferde von Top 20-Züchtern dabei sind.

 

Crispin de Moubray

 

1. Big Rock ist eine eindrucksvolle Erscheinung, die Klasse ausstrahlt. Er hatte dreijährig ein Rating von 127 (ein Pfund weniger als City Of Troy) und sein Besitzer wird ihm mehr als fünfzig Stuten schicken. Für 12.000 Euro erscheint er sehr günstig. 

2. Make Believe ist in allen Altersklassen und Kategorien sehr beständig. Für 8.000 Euro sollte man ihn buchen, um die Nachkommen selbst auf der Rennbahn laufen zu lassen. 

3. Waldgeist ist zwar aus Irland weggegangen, aber die Bilanz mit bisher drei Stakes-Siegern ist auf drei andere Hengste besser als alle anderen seiner Generation. Das Gestüt Lünzen kann sich glücklich schätzen, ihn zu haben.  

 

Tina Rau 

 

1. Metropolitan, ein Zarak-Sohn und bester französischer Meiler seiner Generation. Er ist frei von Danzig und Sadler's Wells und war 2j ungeschlagen; hat zwar 2j 'bloß' ein Maidenrennen und ein Conditions Race gewonnen, aber war schon im August zur Hand und hat bei seinem ersten Start keinen anderen als Calandagan hinter sich gelassen…

 

2. Australia und Saxon Warrior. Beides geprüfte Hengste, die schon Gr1-Sieger gebracht haben und auch in 2024 mit 11 bzw. 17 Blacktype-Perden vertreten waren. Hinzu kommen bei beiden hervorragende Pedigrees und eigene Rennleistung.

 

3. Torquator Tasso - auch wenn er in Deutschland der teuerste Hengst ist - wenn man sich Performance, Pedigree und Physical noch mal zu Gemüte führt, wird schnell klar, dass er überall anders wesentlich teurer wäre! ich war außerdem diesen Sommer auf kleiner Deutschland-Tour unterwegs und habe dabei ein besonderes Auge auf die Torquator Tasso-Fohlen geworfen, die meinen Weg gekreuzt haben und auch die überzeugen!

 

Jeremy Brummitt

 

1. Pyledriver wurde in ein National Hunt-Gestüt geschickt. Er hat in fünf aufeinanderfolgenden Jahren ein Rennen gewonnen, und in jedem dieser Jahre wurde er am Wettmarkt ignoriert. Es fällt mir schwer zu glauben, dass es sich bei allen fünf um Zufallstreffer handelte. Er erreichte ein ähnliches Rating wie Auguste Rodin und Study of Man. Er hat einen fast vollständigen Outcross-Stammbaum, es war nicht nötig, nach Japan zu gehen, um einen zu finden!

 

2. Stradivarius ist aus mehreren Gründen interessant. Er ist ein perfekt ausbalancierter Athlet und seine Nachkommen haben seine Bewegung geerbt. Es gibt allen Grund zur Annahme, dass seine Nachkommen klassische Rennen im Auge haben können.. Sein Erfolg würde den Markt endlich wachrütteln, denn nur weil ein Pferd stehen kann, ist es nicht langsam!

 

3. Isfahan. Einen Top-Hengst und eine Top-Stute aus seinem ersten Buch mit bescheidenen Müttern zu produzieren, hätte die Aufmerksamkeit aller auf sich ziehen müssen. Es überrascht nicht, dass dies nicht der Fall war. Ich sehe, dass der Halbbruder von Sisfahan, ein Galiway, eine Viertelmillion gebracht hat, was darauf schließen lässt, dass der Markt die Stute anerkennt. Meiner Meinung nach war das die schlechteste Katalogseite, die ein klassisches Pferd hervorgebracht hat. Deshalb muss man den Hengst hervorheben. Die diesjährigen Isfahan-Jährlinge waren zudem ein Fortschritt gegenüber dem, was ich bisher im Ring gesehen habe.

 

Ronald Rauscher

 

1. Henry Longfellow, der vom Pedigree bestechend ist und als Zweijähriger die National Stakes, Gr 1, gewinnen konnte. Dubawi als Vater von Deckhengsten wie Night of Thunder, New Bay und Zarak bedarf keiner weiteren Erläuterung und Galileo als Vater von Minding, einer der besten Rennstuten die Aidan O'Brien trainiert hat, gibt dem Pedigree eine Sonderstellung ein. Dreijährig blieb er sieglos, war aber nur Hals geschlagen in den St. James’s Palace Stakes, Gr. 1, in Ascot. 

 

2. Hier sind zwei Hengste, die meiner Ansicht nach unterschätzt bleiben, aber bei mir weiter auf dem Radar sind. Australia, der weiterhin auch auf Gruppe Ebene punktet und Mohaather, der mit seinem ersten Jahrgang gut eingeschlagen ist. Der Erste in einer fortgeschrittenen Karriere und erwiesenermaßen erfolgreich auch mit deutschen Stuten, und der Zweite gerade am Anfang mit drei Stakes-Siegern trotz mäßiger Unterstützung. 

 

3. Torquator Tasso mit einem internationalen Pedigree und der bekannten Rennleistung ist sicherlich ‘’value for money‘’ im internationalen Vergleich und sollte eine allererste Chance haben. 

 

Panorama Bloodstock (Beatrix Mülhens-Klemm/Peter Brauer)

 

1. Wir haben bis jetzt 39 neue Hengste in Deutschland, England, Irland und Frankreich gezählt. Das ist eine ganze Menge. Gleichzeitig hat sich das Tempo verschärft, in dem Hengste, die sich nicht auf Anhieb bewährt haben, in die ganze Welt abgeschoben werden. In Coolmore wird Henry Longfellow aufgestellt, der schon zweijährig Gruppe 1-Sieger war und ein Sohn von Dubawi aus der 7maligen Gruppe-1-Siegerin und doppelten klassischen Siegerin Minding (Galileo) ist. Das ist zum Niederknien. Die Decktaxe beträgt 15.000 Euro. In Frankreich, im Haras de Grandcamp, deckt für 12.000 Euro der imponierend aussehende Big Rock (Rock of Gibraltar/Sea the Stars), ein Super-Rennpferd aus einer Top-Familie. Die Debütanten in England spielen vielleicht nicht ganz in derselben Liga, wohingegen In Deutschland mit Fantastic Moon für 9.000 Euro ein in vielfacher Hinsicht überragender und begeisternder Hengst debütiert. 

 

2. Da können wir uns nicht auf einen einzigen Hengst festlegen. Der Hengst, der die Turfwelt im Blitztempo zu erobern scheint, ist Calyx (12.500 Euro). Ein anderer junger Hengst in starkem Aufwind ist Awtaad (7.500 Euro). Hochbewährt und zu im Vergleich vernünftig erscheinenden Preisen angeboten sind Cracksman (12.500 Pfund), Muhaarar (14.000 Euro) und ganz besonders Intello (8.000 Euro).

 

3. Isfahan (7.500 Euro) und Guiliani (4.500 Euro) sind unter den aktiven Hengsten die Gruppe 1-Vererber. Das spricht für ein erwiesen gutes Value for Money-Verhältnis. In ganz anderer Weise gilt das auch für einen Hengst, der noch kein Produkt auf der Rennbahn hat: Windstoß. Seine 7 Auktionsjährlinge erzielten im Durchschnitt fast das Zehnfache seiner Decktaxe von jetzt 4.000 Euro. Hat man so etwas bei uns je gesehen?  

 

Richard Venn

 

1. Ich finde, dass die Decktaxen generell zu hoch sind, die Hengsthalter sollten die Züchter etwas mehr unterstützen.  Ich glaube auch nicht, dass 2024 ein Spitzenjahrgang war. Natürlich hatten wir City of Troy, aber die Superstars der letzten Jahre fehlten. Wenn ich einen herausgreifen müsste, dann wäre es Bradsell. Er war das schnellste Pferd seiner Generation und sein Tarif von 10.000 Pfund ist für einen dreimaligen Gruppe-1-Sieger wettbewerbsfähig.  Er war vielleicht nicht der Stärkste, aber er hat das Herz eines Löwen.

 

2. Ich mag Muhaarar, ich glaube, er ist ein besserer Vererber, als man ihm zugesteht. Ich glaube, die Züchter waren der Meinung, dass er, da er ein schnelles Pferd war, auch schnell sein würde, aber das ist nicht der Fall.  Vielleicht liegt es an der Linamix-Mutterlinie, aber er bringt auf jeden Fall mehr Ausdauer mit, als die Leute vielleicht vorhergesagt haben.  Ich denke, dass Frankreich ein gutes Pflaster für ihn ist, und ich bin sicher, dass er weiterhin gute Rennpferde hervorbringen wird.

 

3. Waldgeist steht jetzt in Deutschland. Er war ein erstklassiges Rennpferd und hat bereits drei Blacktype-Sieger aus seinen ersten beiden Jahrgängen hervorgebracht. Ich denke, es könnte gut passen.

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