Deauville schließt mit leichtem Plus

Die letzte wichtige Auktion des Jahres in Europa endete am Mittwoch in Deauville mit einem Ergebnis, das leicht über dem Vorjahresniveau lag. So waren die Verantwortlichen von Arqana nach der viertägigen Vente d’Élevage auch durchaus zufrieden, auch wenn das Gefälle, wie nun schon seit geraumer Zeit weltweit zu beobachten, zwischen den Top-Angeboten und dem Markt an der Basis immer größer wird.

Zweimal fiel der Hammer am Samstag, dem wie immer starken Auftakttag, im siebenstelligen Bereich. Salestopperin war die vier Jahre alte Listensiegerin Frankel Light (Frankel), die für Rashit Shaykhutdinov am Start war. Für 1,3 Millionen Euro ging sie über das Haras de Mezeray tragend von Dark Angel über Charlie Gordon-Watson an das Watership Down Stud von Lord und Lady Webber. „Wir haben sie natürlich für Too Darn Hot gekauft“, gab Gestütsleiter Simon Marsh zu Protokoll, „sechs oder sieben Stuten werden wir zu ihm schicken.“ Der mehrfache Gr. I-Sieger aus der Watership Down-Zucht startet seine Gestütskarriere kommendes Frühjahr im Dalham Hall Stud in Newmarket, zu einer Decktaxe von 50.000 Pfund ist er dem Vernehmen nach bereits ausgebucht.

Kurz nach ihrer Tochter kam auch Frankel Lights Mutter Mambo Light (Kingmambo) in den Ring. Für Andreas Wöhler war sie in den Shaykhutdinov-Farben einst Listensiegerin in Hannover und Zweite in der Maurice Lacroix-Trophy (Gr. III). Die 13jährige wurde über das Haras d’Ombreville angeboten und ging für 725.000 Euro an die BBA Ireland.

Die zweite „Millionärin“ war die zehn Jahre alte Unaided (Dansili), die über das Haras d’Etreham tragend von Non Nay Never in den Ring kam. Ihr Erstling Uni (More Than Ready) hat drei Gr. I-Rennen, darunter aktuell die Breeders‘ Cup Mile (Gr. I), in den USA gewonnen, dorthin geht es jetzt auch für die Mutter, die für 1,25 Millionen Euro von der White Birch Farm von Peter Brant gekauft wurde. Ob Unaided noch einmal in Europa gedeckt wird oder gleich die Staaten geflogen wird, ist noch unklar.

Peter Brant war noch einmal im Rennpferdesegment aktiv: Für 520.000 Euro ersteigerte Michel Zerolo die drei Jahre alte Eliade (Teofilo) für ihn. Im Oktober war sie für Trainer Francois Rohaut Listensiegerin in Toulouse, auch Vierte im Prix Royaumont (Gr. III). Ihre Mutter ist eine Schwester der Gr. I-Sieger With You (Dansili), Call the Wind (Frankel) und We Are (Dansili). Elodie wird ihre Rennlaufbahn vermutlich bei Trainer Chad Brown in den USA fortsetzen.

Ebenfalls 520.000 Euro erlöste die von Almanzor tragende Just Gorgeous (Galileo), eine rechte Schwester der Gr. I-Siegerinnen Magical und Rhododendron. Angeboten vom Haras d’Etreham wird sie den Weg nach Coolmore nehmen, wo sie auch gezogen wurde. Das Spitzenangebot des Haras de Saint Pair von Andreas Putsch war die von Siyouni tragende sieben Jahre alte Jellicle Ball (Invincible Spirit). Die aus einer starken Black Type-Familie stammende Stute war u.a. Zweite in den Fred Darling Stakes (Gr. III). Für 520.000 Euro ging sie an Ann Plummer und Tony Wechsler, Eigner des diesjährigen Irish 2000 Guineas (Gr. I)-Siegers Phoenix of Spain (Lope de Vega), Deckhengst-Debütant 2020 im Irish National Stud, logischerweise der nächste Partner von Jellicle Ball.

Jürgen Winter verstärkte die Herde seines Haras de la Perelle mit der sieben Jahre alten Bilissie (Dansili), die tragend von Intello für 420.000 Euro in seinen Besitz ging. Sie ist Listensiegerin, ist Schwester der Prix Vermeille (Gr. I)-Siegerin Left Hand (Dubawi) aus einer der besten Wertheimer-Familien.  

Deutsche Familien vertreten zwei Stuten, die zu höheren Preisen zugeschlagen wurden: Qualisaga (Sageburg) ist von Carina Fey für Torsten Raber zu zwei Listensiegen geführt worden. Ihre Mutter ist eine Königstiger-Tochter aus einer erfolgreichen Fährhofer Familie. Für 380.000 Euro wurde die fünfjährige Stute jetzt an die Shadai Farm nach Japan verkauft. Eine erstklassige Rendite für ein Pferd, das Raber im März 2018 für 12.987 Euro nach einem Verkaufsrennen in Compiegne aus dem Stall von Hella Sauer gekauft hatte.

Ebenfalls nach Japan geht es für die vom Gestüt Ravensberg gezogene Wonder of Lips (Champs Elysees). Der einstige BBA-Jährling war für den Stall Lintec letztes Jahr Dritte im Henkel-Preis der Diana (Gr. I), ging dann in den Besitz des Haras d’Etreham über. Ein Rennen konnte die Schwester von Winterfuchs (Campanologist) dieses Jahr in Fontainebleau gewinnen, am Samstag erwarb sie Haruya Yoshida für 350.000 Euro.  

Zahlreiche deutsche Verkäufe

Eine erhebliche Zahl von bisher in Deutschland stationierten Stuten wurden in Deauville ins Ausland abgegeben. Die Fährhofer und Brümmerhofer Angebote haben wir auf Grund des Umfangs separat aufgelistet. Insbesondere Brümmerhof, das auch Einiges reinvestierte (siehe weiter unten), konnte eine Reihe von guten Käufen verbuchen. Die beiden Soldier Hollow-Töchter Cherry Lady und Clear for Take Off erzielten dabei die höchsten Preise. Cherry Lady, aus deren Familie genügend weibliche Nachzucht im Gestüt ist, war Listensiegerin, für 270.000 Euro ging sie an die Broadhurst Agency.

Die Iffezheimer Trainingszentrale verlor ihre beiden wohl besten Stuten der jüngeren Vergangenheit. Glatte 300.000 Euro erlöste Joplin (Soldier Hollow), für den Stall Captain’s Friends und Trainer Dieter Fechner dieses Jahr Listensiegerin in Deauville und Vierte im Prix Rothschild. Emmanuel de Seroux von Narwick International erwarb sie für japanische Interessen, die Fünfjährige aus Karlshofer Zucht wird im kommenden Jahr im Fernen Osten von einem noch zu bestimmenden Hengst gedeckt. Eine große Zeit hatte der Galopp-Club Iffezheim mit Folie de Louise (Tin Horse), die Listensiegerin in Saint-Cloud und Baden-Baden war, dazu Zweite im Premio Elena e Sergio Cumani (Gr. III). In Deauville wurde sie jetzt für 75.000 Euro über Ronald Rauscher an Chantilly Bloodstock verkauft.

Genau diesen Betrag erlöste auch die Auenquellerin Viva Gloria (Reliable Man), die für 75.000 Euro an Belmont Bloodstock ging. Sie tritt eine weite Reise an, denn ihre neue Heimat ist Australien, wo sie bei Cathy Hains auf Burnewang North stehen wird. Binti Al Nar (Areion), Gr. III-Siegerin für Trainer Peter Schiergen, ging für 142.000 an die MAB Agency.

Über die Coulonces Sales von Anna Sundstrom wurden eine Reihe von Pferden aus dem Gestüt Haus Ittlingen verkauft. Immerhin 200.000 Euro brachte die von Mastercraftsman tragende Citation One (Oasis Dream), eine nicht gelaufene drei Jahre alte Schwester von Calyxa (Pivotal) und der erwähnten Clear For Take Off (Soldier Hollow). Sie ging an die amerikanische Blackstone Farm und soll im kommenden Jahr vom Kentucky Derby (Gr. I)-Sieger Justify gedeckt werden. Ebenfalls von Mastercraftsman tragend ist die listenplatziert gelaufene Diamond Daisy (Shirocco), die für 75.000 Euro an BLM Bloodstock ging und in das Haras de Thenney wechselt, während Fifth Avenue (Adlerflug) tragend von Zoffany 33.000 Euro erzielte.

Mehrere andere Züchter wie Etzean oder Ohlerweiherhof waren im mittleren Preisbereich als Verkäufer tätig. Den höchsten Zuschlag für ein Etzeaner Angebot erzielte Peace of Glory (Sholokhov), die tragend von Helmet für 45.000 Euro an Kern Lillingstone Bloodstock ging.

Almanzor-Fohlen an Berglar

Bei den deutschen Käufen ragte der Zuschlag für Ronald Rauscher bei einem Stutfohlen aus dem ersten Jahrgang von Almanzor heraus. 270.000 Euro legte er im Auftrag von Dr. Christoph Berglar für eine Tochter der Siegerin Fresh Air (Montjeu) an, die aus einer starken Juddmonte-Linie stammt, der u.a. Masterclass (The Minstrel), Xaar (Zafonic), der aktuelle amerikanische Spitzendreijährige Tacitus (Tapit) sowie der diesjährige Phoenix Stakes (Gr. I)-Sieger Siskin (First Defence) angehören. Das Fohlen soll langfristig für Berglar an den Start kommen und ist natürlich auch etwas für die Zucht.

Auf der Suche nach interessanten Fohlen zum Pinhooken wurde Philipp von Stauffenberg bei einer Wootton Bassett-Stute aus einer Johannesburg-Stute fündig. Ihre zweite Mutter Spain (Thunder Gulch) war Siegerin im Breeders‘ Cup Distaff (Gr. I), ihre Enkelin kostete 190.000 Euro.

Ghislain Bozo von Meridian International war mehrfach für das Gestüt Brümmerhof aktiv. Für 30.000 Euro wurde die an gleicher Stelle schon einmal verkaufte Diamantgöttin (Fantastic Light), Mutter der „Diana“-Siegerin Diamanta (Maxios) zurückerworben. Wohl auch Richtung Norddeutschland, auch wenn dies bisher allerdings nicht postuliert wurde, geht es für Gifted Icon (Peintre Celebre), die tragend von Sea The Moon vom Haras de la Perelle angeboten wurde. Sie ist eine Schwester des Gr. I-Siegers Masked Marvel (Montjeu) und der Gr. III-Siegerin Waldlerche (Monsun), Mutter des „Arc“-Siegers Waldgeist (Galileo). Die 13jährige ist Mutter von bisher drei Siegern.

Für die Besitzergemeinschaft Brümmerhof/Röttgen und ganz gezielt für den neuen Deckhengst Best Solution wurden zwei Stuten für jeweils 52.000 Euro gekauft: Die listenplatziert gelaufene Walun (Areion) aus der Ebbesloher Zucht, tragend von Exceed and Excel, sowie die von Anodin tragende Moranda (Indian Rocket), die mit Morando (Kendargent) bereits einen mehrfachen Gruppe-Sieger gebracht hat.

Dirk Eisele unterschrieb im Auftrag von Artemis Bloodstock für das Gestüt Görlsdorf den Kaufzettel bei der von Ectot tragenden Equity Card (Dubai Destination), sie kostete 45.000 Euro, wird im Frühjahr von Sea The Moon gedeckt. Sie ist Schwester der versprechenden Snow (Sea The Moon), beim bisher einzigen Auftritt Siegerin in Dresden.

Eine Reihe von Käufen für diverse Klienten tätigte Holger Faust von der HFTB Racing Agency. Al Nofor (Shamardal), eine rechte Schwester des Gr.-Siegers und Deckhengstes French Navy, wurde für Anahita Stables gekauft, wird zu Isfahan gehen. Abiona (Jukebox Jury), die vom Stall Salzburg angeboten wurde, kommt nach Karlshof, Karma Aura (Samum) nach Etzean. Weitere deutsche Käufer waren Axel Donnerstag, Panorama Bloodstock und Wilhelm Feldmann, der u.a. eine Le Havre-Stute aus der Galileo-Familie ersteigerte.

Der finale Auktionstag, in dem Fohlen und Stuten insbesondere für den Hindernisbereich im Angebot waren, begann mit drei Hengsten: Der Preis von Europa (Gr. I)-Sieger Khan (Santiago) wurde für 95.000 Euro zurückgekauft, da fehlte ein wenig für den angestrebten Preis. Der einst im Gestüt Westerberg tätige Saddex (Sadler’s Wells), Gruppe I-Sieger, Vater hierzulande von Pas de Deux und Bastille, Black Type-Vererber auch über Sprünge, wurde vom Haras de Mirande für 48.000 Euro an John Daniel Moore abgegeben. 16 Jahre ist er inzwischen alt und wird den letzten Teil seiner Deckhengstkarriere im Blackrath Stud in Irland verbringen. Dort steht auch der Ex-Röttgener Eliot (Tiger Hill). Silverwave (Silver Frost) schließlich, Sieger u.a. im Grand Prix de Saint-Cloud (Gr.I), ging für 105.000 Euro an George Mullins und wird ebenfalls nach Irland gehen. 

Arqana Vente d'Élevage 

Die Fährhofer Angebote bei Arqana

Die Brümmerhofer Angebote bei Arqana / via Haras d'Ombreville

Die Käufe von HFTB Racing Agency