Daniele Porcu: Sein Lächeln bleibt beim schweren Abschied
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TurfTimes:
Es gibt Menschen, die scheinen mit einer großen Leichtigkeit durchs Leben zu gehen, mit einem Lächeln im Gesicht. Menschen, die gute Laune vermitteln, die positiv denken und handeln. Selbst dann, wenn es schwierig wird. So ein Mensch war Daniele Porcu, der aus Italien kam und sich seit seinem Wechsel nach Deutschland 2009 durch sportliche Erfolge und sein sympathisches Auftreten gleichermaßen die Herzen der Galopp-Community hierzulande im Sturm erobert hat. Und dieses „war“, die Vergangenheitsform also, anstelle des „ist“ zu schreiben, fällt schwer. Am 4. Januar ist der Jockey im Alter von nur 34 Jahren an einer schweren Krankheit im Kreise seiner Familie in Mailand verstorben und das, nachdem er nur sechs Wochen zuvor noch mit Iquitos beim Japan Cup gestartet war.
Ein Rennen, von dem er vielleicht gehofft hat, dass es der größte Erfolg seines Lebens werden würde. Auf jeden Fall wollte er dabei sein. Lächelnd und stolz hat man ihn bei der Präsentation der Jockeys vor diesem Rennen gesehen, das das letzte seines Lebens werden sollte. Im Nachhinein fühlt sich der 15. Platz, der dabei herausgekommen ist, noch bitterer an.
Wenige Tage später bekam er die unerbittliche Diagnose „unheilbar“. Krebs im Endstadium. Anfang Dezember hat er Abschied genommen, beim Stall Asterblüte von Trainer Peter Schiergen in Köln, wo er seit fünf Jahren als zweiter Jockey engagiert war. Ein schwerer Moment für alle, die dabei waren. Angefangen hatte er bei Mirek Rulec in Baden-Baden, wechselte dann zu Sascha Smrczek nach Düsseldorf, wo er heimisch wurde und bis zum Schluss mit seiner Frau Selene wohnte, auch als er zunächst nach Röttgen und dann an den Asterblüte-Stall nach Köln wechselte.
Er war stolz auf das Erreichte, aber noch lange nicht am Ziel. „Ich habe noch so viel zu zeigen“, sagte er uns in einem großen Interview vor zwei Jahren und konnte zu diesem Zeitpunkt schon auf den Gruppe I-Sieg mit Estejo in seiner Heimat Rom, wo er auf die Welt kam, und auf seinen Gruppe III-Erfolg mit Emerald Star in England zurückblicken, „das haben nicht viele deutsche Jockeys geschafft“, hieß es damals. Champion wollte er noch werden, das Derby gewinnen und auch den Arc, wie sein guter Freund Andrasch Starke, der Nummer 1 im Stall, der zugleich sein Vorbild war. Daniele Porcu schien auf gutem Weg. Doch dann übernahm die schreckliche Krankheit die Regie.
Seine letzte Saison war seine erfolgreichste und zugleich wohl auch seine schwerste. Denn Daniele Porcu war - bei aller Leichtigkeit nach außen hin - sehr ehrgeizig, diszipliniert und vor allem hart mit sich selbst. Mit dem Gruppe I-Sieg durch Iquitos im Großen Dallmayr-Preis in München, dem Gruppe III-Treffer mit Navaro Girl und natürlich Wonnemonds hochdotierten Gruppe II-Erfolg in der Topkapi-Trophy in Istanbul konnte er die Galopp-Geschichte um einige Kapitel bereichern. 892 Sieger hat er ins Ziel gebracht. Den letzten, Sexy Juke, für das Gestüt Wittekindshof am 5. November 2017 in Krefeld. Doch jenseits aller Zahlen hat Daniele Porcu wohl noch ein sehr viel größeres Vermächtnis hinterlassen.
Denn die überwältigende Art und Weise wie die Nachricht von seiner schweren Erkrankung in der Galoppsport-Welt aufgenommen worden ist, zeigt, wie sehr er dort gemocht worden ist und Freunde gefunden hat. Ein Video, in dem die deutschen Kollegen aber auch die internationalen Stars der Szene von Frankie Dettori bis Christophe Soumillon ihm Mut zusprechen, hat er selbst auf Facebook gepostet und somit seinen schweren Weg öffentlich gemacht. Der Krebs müsse bekämpft werden, schrieb er, „mit guter Laune, auch wenn es am meisten wehtut.“ Er werde alles versuchen und dabei bedankte er sich noch bei all denjenigen, die versuchten ihm beizustehen. Daniele Porcu hat es nicht geschafft und den schweren Kampf verloren, weil Krebs sich nicht an Regeln hält. Aber er hat in den Köpfen der Menschen, die ihn kennen- und schätzen gelernt haben, ganz besondere Bilder hinterlassen. Und auf den meisten wird er lächeln, charmant, fröhlich und manchmal voller Stolz.
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Am vergangenen Montag gab es für Daniele Porcu unter großer Anteilnahme auch von Trainern, Jockeys und Besitzern aus Deutschland eine Trauerfeier in Mailand, anschließend wurde er im Familiengrab in Rom beigesetzt.
Der deutsche Rennsport würdigt ihn im Rahmen des Renntages am Freitag, 12. Januar, in Dortmund, bei dem alle Jockeys Trauerflor tragen werden und sich seine größten Erfolge in den Renntiteln wiederfinden werden.
Am Mittwoch, 17. Januar, 13.30 Uhr wird ein Gedenkgottesdienst in der Kirche Salvator, Schlesischer Platz 4 direkt an der Rennbahn in Köln abgehalten.