Autor:
Pressemitteilung & Turf-Times Redaktion
TurfTimes:
Ausgabe 370 vom Donnerstag, 04.06.2015
Vor dem am 21. Juni terminierten Bürgerentscheid "Pro Rennbahn" gab es am Mittwochabend im Kampf um den Erhalt der Frankfurter Rennbahn, die nach dem Willen der Stadt Frankfurt einer Akademie des Deutschen Fußball-Bundes weichen soll, eine erstaunliche Wendung. Der ehemalige Präsident des Frankfurter Renn-Klubs, Manfred Hellwig, vormals auch alleiniger Gesellschafter der Hippodrom GmbH, hat im Rahmen einer Podiumsdiskussion der Frankfurter Rundschau den Kaufvertrag mit der Stadt Frankfurt für ungültig erklärt.
Zur Begründung gab Hellwig an, die Stadt habe sich nicht an Vereinbarungen gehalten, die unter anderem eine finanzielle Unterstützung der Rennen vorsahen. Der Kaufvertrag beinhalte bei Nichteinhaltung der Verpflichtungen seitens der Stadt ein Rücktrittsrecht zu seinen Gunsten, von dem er nun Gebrauch mache.
Zum Hintergrund: Die Hippodrom GmbH hatte mit der Stadt einen noch bis gültigen Pachtvertrag für die Rennbahn abgeschlossen, der mit dem Kaufvertrag aufgehoben war. Der 2010 abgeschlossene Pachtvertrag hatte eine Laufzeit von 25 Jahren und beinhaltete die Verpflichtung zur Abhaltung von Rennveranstaltungen. Diese Aufgabe hatte die Hippodrom GmbH dem Frankfurter Renn-Klub e.V. von 2010 übertragen und sich gleichzeitig an der Finanzierung der Renntage beteiligt.
Nun steht ein juristisches Scharmützel an, in dem es um die Gültigkeit des Kaufvertrages und damit letztlich um die Frage geht, ob die Stadt Frankfurt überhaupt über das Rennbahngelände verfügen kann. Und das zu einem Zeitpunkt, an dem gerade die Pläne für die Fußball-Akademie auf dem Rennbahn-Gelände veröffentlicht worden sind: Klick zu den Bauplänen! Aber ob die pompöse Fußball-Anlage so auch wirklich realisiert werden kann? Der Kampf um die Frankfurter Rennbahn hat gestern eine neue Dimension erreicht, die dem Außenseiter "Galopprennsport" vielleicht doch wieder eine kleine Siegchance einräumt.
"Wir bedanken uns ausdrücklich bei Herrn Hellwig für diesen mutigen Schritt", heißt es in einer ersten Stellungnahme des Frankfurter Renn-Klubs vor dem heute stattfindenden 16. Renntag des Handwerks: Klick zur kompletten Übersicht! Manfred Hellwig wird nicht dabei sein, er machte sich am Donnerstagmorgen auf den Weg zum Frühjahrs-Meeting nach Baden-Baden, wo er den Sieg seiner Stute Salve Estelle im Auftaktrennen live vor Ort erlebte.
Hier die Hellwig-Rede im Wortlaut:
Sehr geehrte Damen und Herren,
mein Name ist Manfred Hellwig. Ich bin heute hier erschienen, um vor dem Hintergrund der heutigen Presseberichte ein paar Dinge klarzustellen.
Ich war seit der Insolvenz, des früheren Renn-Klubs, 2009 stets um den Erhalt und Fortbestand der Galopprennbahn bemüht. Dies zunächst als aktives Mitglied später als Gesellschafter der Frankfurter Hippodrom GmbH und gleichzeitig als Präsident des heutigen Frankfurter Renn-Klubs. Das Amt des Präsidenten habe ich im August vergangenen Jahres an meinem Nachfolger Manfred Louven in Gute Hände übergeben.
Ich habe mich seit dem nicht mehr öffentlich zu den Vorgängen auf der Galopprennbahn geäußert und habe darüber hinaus schwerwiegende Anschuldigungen von offiziellen Vertretern der Stadt Frankfurt stillschweigend zur Kenntnis genommen.
Hiermit ist heute Schluss.
Besonders gravierend und ehrverletzend sind die Anschuldigungen des Sport- Wirtschafts- und Ordnungsdezernenten Herrn Markus Frank, sowie des Fraktionsvorsitzenden der CDU, Herrn Löwenstein. Die gipfeln darin, dass der Eindruck erweckt wurde, ich hätte als Geschäftsführer der Hippodrom GmbH und Präsident des Frankfurter Renn-Klubs Verpflichtungen aus Verträgen mit der Stadt nicht erfüllt, „oberwindige Begründungen“ gefunden um Miete und Nebenkosten nicht zu leisten. Dies entspricht ausdrücklich und nachweislich nicht der Wahrheit.
Ich möchte deshalb folgendes klarstellen:
Die Äußerung von Herr Löwenstein in der FAZ vom heutigen Tag: „die Hippodrom GmbH sei wirtschaftlich völlig am Ende gewesen“, entspricht nicht der Wahrheit und stellt ein flegelhaftes Verhalten des Fraktionsvorsitzenden der CDU dar. Diese Äußerung insgesamt nehme ich nicht hin dieser halb wird es noch rechtliche Auseinandersetzungen geben, die ich heute bereits schriftlich veranlasst habe. Herr Löwenstein kommt mit diesen Äußerungen nicht alleine nur von seinem Namen, sondern auch mit seinen Ansichten und Inhalten aus einem vergangen Jahrhundert.
Darüber hinaus hat die Stadt Frankfurt in den letzten Jahrzehnten Nebenkosten und Abgaben der Liegenschaft viel zu hoch berechnet. Durch meinen beruflichen Hintergrund, als Steuerberater, bin ich gewöhnt genauer hinzuschauen und habe deshalb in Folge meines Einstiegs 2009 mehrfach darauf hingewiesen, dass die Abgabenbescheide auf die tatsächlichen Gegebenheiten hin zu korrigieren sind. Erst als nach vier Jahren in Folge durch Unfähigkeit der Amtsführung des Grünflächenamtes, in Person von Frau Rosemarie Heilig, dieses untätig geblieben ist und angebliche Außenstände der Öffentlichkeit „zugespielt“ wurden sah ich mich gezwungen zu reagieren. Diese Indiskretionen führten dazu, dass von mir persönlich, für die Stadt Frankfurt in Auslage gebrachte Kosten, zur Verrechnung erklärt wurden. Tatsächlich musste das Grünflächenamt die Gebührenbescheide in der Folge korrigieren und reduzieren. Beispielhaft sei hier nur die Grundsteuer erwähnt, die im Ursprung mal 11.388 Euro und jetzt nur noch 716 Euro beträgt. Dies bedeutet eine Verminderung i.H.v. 10.688 Euro .
Um diese Tatsachen zu untermauern gebe ich heute den Redakteuren der Frankfurter Rundschau einen Umschlag mit Belegen sowie diversen unbeantworteten Schreiben an das Grünflächenamt der Stadt Frankfurt und an Herrn Frank und Frau Heilig. Diese Dokumente stelle ich hiermit der Zeitung zur Verfügung und überlasse es ihr diese zu veröffentlichen.
Nach der Insolvenz des früheren Renn-Klubs hat die Insolvenzverwalterin über keinen Cent verfügt. Mein Anliegen war es vom ersten Tag an den Renn- und Galoppsport in Frankfurt autark zu machen und dafür Sorge zu tragen, dass keine öffentlichen Mittel mehr benötigt werden um den Betrieb in die Zukunft zu führen. Dies ist mir aus heutiger Sicht auch mehr als gelungen.
Hierfür habe ich persönlich gegenüber der Insolvenzverwalterin Frau Hövel eine Kosteneinstandserklärung sowie gegenüber den Vertretern der Stadt eine Garantie zur Veranstaltung von den von ihr gewünschten mindestens 5 Renntagen abgegeben.
Wie der Abschlussbericht der Insolvenzverwalterin Frau Hövel zeigt, konnten insbesondere durch meine Mithilfe und Bereitstellung von Finanzmitteln, Einnahmen in Höhe von 1,16 Mio. Euro gesichert werden, die zu 90 % an die Stadt als Hauptgläubigerin ausgeschüttet wurden. Dabei wurden ausdrücklich nicht die Einnahmen durch die Bestellung des Erbpachtrechtes, was zur damaligen Zeit dem Renn-Klub gehörte, mit angerechnet. Hieraus sind der Stadt weitere 7 Mio. Euro zugeflossen.
An dieser telle möchte ich nicht versäumen, denjenigen Danke zu sagen die mich jahrelang bei dem Neuaufbau unterstützt und begleitet haben.
Ihnen Herr Frank will ich folgendes sagen: Sie haben es versäumt drei sich hervorragend ergänzende Sportarten Fussball, Galopp- und Golfsport miteinander zu vereinen.
Anstelle alle Beteiligten an einen Tisch zu bringen und in welcher Form auch immer eine gemeinschaftliche Lösung der Koexistenz zu suchen haben sie mit Falschaussagen, Polemik und Intrigen alle Sportler gegeneinander aufgebracht. Dieses schreibe ich Ihrer Unfähigkeit als Sportdezernent zu.
Wie wollen Sie auf Dauer als Person noch geachtet werden und vor ihren Wählern und Mitarbeitern bestehen?
Sie sprechen von „Abfindung an Hellwig“ unter einer Abfindung ist eine Zahlung zu verstehen, die zukünftige Einnahmen berücksichtigt die abgefunden werden. Bei der mir gezahlten Summe handelt es sich ausschließlich um Auslagenersatz. Der nicht einmal mehr die gesamte Summe meiner Zahlungen der letzten 5 Jahre deckt. Das bedeutet, dass Sie als Wirtschaftsdezernent nicht einmal in der Lage sind diese beiden Begriffe zu unterscheiden.
Sie haben aber auch in folgendem Sachverhalt einmal mehr versagt:
Der zwischen der Stadt Frankfurt und mir vereinbarte Kaufvertrag über die restlichen Anteile an der Hippodrom GmbH beinhaltet gleichzeitig ein Rücktrittrecht zu meinen Gunsten. Unter § 5 letzter Absatz heißt es:
Herrn Manfred Hellwig ist berechtigt von diesem Vertrag zurückzutreten, wenn die Stadt nicht bis zum 31. Dezember 2014 die verbindliche Erklärung gegenüber dem Frankfurter Renn-Klub e.V. abgibt, die Frühjahrs- und Herbstpreise der Stadt Frankfurt in dem selben Umfang wie in den Jahren zuvor, für die Rennsaisons 2013 und 2014, finanziell zu unterstützen.
Diese Verpflichtung haben Sie weder fristgerecht erklärt noch eine in entsprechender Höhe von 52.500 Euro gerichtete Zahlung dem Frankfurter Renn-Klub zur Verfügung gestellt.
Von diesem Rücktrittsrecht mache ich hiermit Gebrauch.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.