Bedeckungen 2023 in Deutschland

739 Bedeckungen hat der Dachverband für 2023 registriert, das ist ein leichter Rückgang gegenüber 2022 (752). In den Jahren davor lag die Zahl regelmässig über 800, letztmalig vierstellig war es 2017 (1.113). 

Mit 85 Bedeckungen ist Torquator Tasso (Adlerflug) fraglos sehr gut gestartet. Es hat in der Vergangenheit bei dem übersichtlichen Stutenbestand in Deutschland nur wenige Hengste gegeben, die im ersten Jahr mit einer ähnlichen Zahl aufwarten konnten. 2014 war das der Fall, als Dabirsim (Hat Trick) in Karlshof mit aus heutiger Sicht fast kaum glaublichen 133 Bedeckungen startete, Maxios (Monsun) auf dem Fährhof aber auch gleich mit 104 Stuten begann. Insgesamt waren damals in Deutschland 1.159 Bedeckungen zu verzeichnen. Diese Zahl wird wohl auch in ferner Zukunft kaum zu erreichen sein. Torquator Tasso startete mit einer Decktaxe von 20.000 Euro, was für deutsche Verhältnisse schon ein Wort ist, für den ausländischen Züchter aber eigentlich günstig, schaut man sich Rennleistungen und Pedigree an. Deswegen hat er insbesondere aus Frankreich einige Stuten bekommen, natürlich von allen führenden deutschen Gestüten, es war eine Menge Qualität dabei. Es spricht also nichts gegen eine ähnliche Bedeckungszahl 2024. 

Im vergangenen Jahr hatte Japan (Galileo) die Pole-Position eingenommen. Die Zahl seiner Bedeckungen ist etwas zurückgegangen, völlig normal im zweiten Jahr. Wie bei vielen Hengsten in Deutschland ist seine Decktaxe für 2024 noch nicht offiziell veröffentlicht worden. Traditionell wird die Hengstwahl hierzulande aber in der Regel erst unter dem Weihnachtsbaum getätigt. Japans erste Fohlen sind in diesem Jahr zur Welt gekommen, es gab durchweg positive Rückmeldungen. Bei dem hier nahezu nicht existenten Fohlenmarkt sind seriöse Expertisen bezüglich seiner Nachkommen öffentlich aber erst 2024 möglich. Das Interesse an ihm dürfte anhalten. 

Bei Alson (Areion) ist es sogar noch minimal nach oben gegangen. Seine Ausgangslage ist ähnlich wie die von Japan, der erste Jahrgang ist noch im Fohlenalter. Wie immer könnte das dritte Jahr schwieriger werden, an der Qualität der Stuten wird es nicht mangeln. 

Einen positiven Start hatte mit 45 Stuten ganz sicher Rubaiyat (Areion). Ohlerweiherhof mit zahlreichen Pensionären ist ein guter Standort. Es ist durchaus bemerkenswert, dass das Segment der Meiler, das von ihm, aber auch von Alson und von Waldpfad besetzt ist, in der eher steherorientierten deutschen Zucht derart Anklang findet. 

Waldpfad (Shamardal) war nach zwei Jahren in Erftmühle 2023 erstmals in Etzean tätig. Es gab bei den Zahlen einen leichten Rückgang, was in der dritten Decksaison absolut normal ist. Seine Jährlinge sind in Iffezheim durchaus wohlwollend aufgenommen worden. Er war kein frühes Pferd, war zweijährig gar nicht am Start, möglicherweise sind seine Nachkommen nicht ganz so frühreif. 

Der erste “proven sire”, der in dieser Liste auftaucht, ist Isfahan (Lord of England). An ihm hat das Interesse etwas nachgelassen, was möglicherweise daran lag, dass er ähnliche Connections wie Rubaiyat vertritt. So manche Stute ist da vielleicht zu dem Newcomer gewechselt, was sich 2024 wieder ändern könnte. 

Best Solution (Kodiac) hatte in dieser Saison seinen ersten Jahrgang auf der Bahn. 45 Fohlen wurden 2021 registriert, fünf Sieger hat er bislang in mehreren Ländern gestellt. Die Nagelprobe wird erst im kommenden Jahr kommen. Im Moment erscheinen seine Bedeckungszahlen noch etwas zurückhaltend. 

Ein Hengst, der 2024 zahlenmäßig einen Sprung machen wird, ist Iquitos (Adlerflug). In Graditz zeigten die Zahlen schon dieses Jahr nach oben, der Wechsel nach Röttgen wird das gewiss befeuern. Die neu festgesetzte Decktaxe von 6.000 Euro ist sicher in Ordnung, er wird sich mit Sicherheit auch bezüglich der Qualität seiner Stuten verbessern. Vorerst wird er sich jedoch kaum profilieren können. Sein Aushängeschild bleibt Mr Hollywood, Drawn to Dream geht erst einmal in Deauville durch den Auktionsring. Der Jahrgang 2021 besteht aus einer einzigen Stute, die bei Janina Reese steht. 

Unter den “Top Ten” der Hengstestatistik in Deutschland findet man in diesem Jahr Amaron (Shamardal) und Counterattack (Redoute’s Choice). Amaron ist durch Waldpfad, ebenfalls ein Shamardal-Sohn, natürlich Konkurrenz im eigenen Haus erwachsen. Counterattack kann vorzeigbare prozentuale Werte vorweisen, dies mit teilweise übersichtlichen Jahrgängen. Er ist sicher im Blick zu behalten. 

Guiliani (Tertullian) und Neatico (Medicean) hatten in Erftmühle nahezu identische Zahlen vorzuweisen. Neatico ist natürlich ein interessanter Fall, denn er wurde auch der Obskurität zurückgeholt, dafür ist die Zahl sicher ordentlich. Windstoß (Shirocco) in Röttgen arbeitet sich allmählich nach oben, bei Soldier Hollow (In the Wings) ist natürlich sein Alter zu berücksichtigen. Für seinen Sohn Destino wird 2024, wenn seine ersten Nachkommen dreijährig sind, ein entscheidendes Jahr. Bei dem Neuling Nerik (Ruler of the World) wird das alles noch etwas dauern. Ob einer der zahlenmäßig danach kommenden Hengste noch Luft nach oben hat, wird sich zeigen. Nicht mehr im Lande ist Protectionist (Monsun), verständlich, nach den vorliegenden Bedeckungen. Nach dem Stand der Dinge wird es auch keinen Neuling in der deutschen Deckhengstszene geben, auch da geht die Zahl zurück.

Nicht erfasst ist die Zahl der Bedeckungen im Ausland. Zum Stichtag 24. Oktober waren 153 vorübergehende Ausfuhren gemeldet, am Vergleichstag des Vorjahres waren es 189 gewesen. Da kommt ein Hengst ins Spiel, der in diesem Jahr hierzulande das Deckhengst-Championat erringen wird: Sea the Moon (Sea the Stars) wurde 2023 von 37 Stuten aus Deutschland aufgesucht, das wird trotz der gestiegenen Decktaxe 2024 sicher nicht weniger werden. Seine Erfolge sind halt nicht zu übersehen, er passt zu den Stuten mit deutschem Hintergrund. Derby und Diana stehen 2023 im Rekord seiner Nachkommen - das ist schon eine Schlagzeile.