TurfTimes:
Ausgabe 735 vom Freitag, 09.09.2022
Ein Rekord-Gesamtumsatz von 8.457.500 Euro, ein ausgezeichneter Schnitt von 53.192 Euro und, nicht unwichtig, eine solide Verkaufsrate von knapp 78 Prozent – das waren die Eckdaten der BBAG-Jährlingsauktion am Freitag in Iffezheim. Wie angekündigt und auch erwartet waren Käufer aus vielen Ecken der Welt ins Badische gekommen und wurden fündig. Der bis dahin höchste Gesamtumsatz der Auktion wurde 2016 mit 8.448.500 Euro erzielt, der immer noch gültige höchste Schnitt 2019 mit 55.594 Euro, womit sich das Ergebnis mehr als sehen lassen kann. Verkauft wurde in die USA, nach Großbritannien, Irland, China, Frankreich, Italien, Hong Kong, Dubai, Tschechien und auch in höheren Regionen an deutsche Kunden. Dass man in der Führungsetage der BBAG mehr als zufrieden war, muss somit nicht extra erwähnt werden.
Neue Käufer im höheren Bereich
Im oberen Tableau tauchte eine Reihe von neuen Gesichtern auf und es war sicher keine Überraschung, dass der Salestopper das Land verlassen wird. Es war ein von der Stiftung Gestüt Fährhof angebotener Kingman-Sohn, einziger Nachkomme seines Vaters im Ring, bei dem der Hammer bei 450.000 Euro fiel. Der aus den USA angereiste Agent Jason Litt bekam bei seinem ersten Besuch in Iffezheim den Zuschlag gegen Michael Donohoe von der BBA Ireland als Unterbieter. Der noch in der Entwicklung stehende Hengst, der erstklassige Bewegungen verriet, ist der zweite Nachkomme der Listensiegerin und Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Zweiten Sarandia (Dansili), deren Erstling Santa Juliana bei Peter Schiergen steht. Mit einem Kingman-Nachkommen war Fährhof erst wenige Tage zuvor in den Schlagzeilen, als seine Tochter Habana das Zukunfts-Rennen gewinnen konnte. „Es war genau das Pferd, das wir gesucht haben“, erklärte Litt nach dem Kauf, „wir wollten das beste Angebot der Auktion kaufen und wir glauben, dass wir es bekommen haben.“ Den genauen Käufer wollte er nicht spezifizieren, doch handelt es sich um eine Besitzergemeinschaft mit amerikanischen Eignern. So ist LNJ Foxwood dabei, das rennsportlicge Unternehmen der Familie Roth „Gut möglich, dass der Hengst in Europa bleibt“, meinte Litt, der als Trainer im französischen Chantilly so blendend gestartete Tim Donworth könnte der künftige Betreuer sein.
Auch das zweitteuerste Pferd kam vom Fährhof. Es war ein Sohn des immer populären Night of Thunder aus der Listensiegerin Realeza (Maxios), ein Erstling aus einer erfolgreichen internationalen Linie, der etwa der Gr. I-Sieger Yibir (Dubawi) angehört. Die Mutter hat dieses Jahr ein Stutfohlen von Frankel gebracht. Ihr Sohn war ein typischer Vertreter seines Vaters, zog hohes internationales Interesse auf sich. So waren Anthony Stroud und Michael Donohoe involviert, Letzterer musste sich dann erneut mit der Rolle eines Unterbieters bescheiden, worüber er gar nicht glücklich war. Den Zuschlag bekam bei 325.000 Euro der erst spät ins Geschehen eingestiegene Trainer Andreas Suborics, der für Besitzer Jürgen Sartori tätig war. Dieser ist eingeschworener Fan von Night of Thunder, hatte erst unlängst in Doncaster den Salestopper gekauft, eine Tochter des Darley-Hengstes.
Fährhof stärkster Anbieter
Die Stiftung Gestüt Fährhof war am Ende der stärkste Anbieter der Auktion, auch wenn das eine oder andere Pferd nach Sottrum zurückkehrte. „Da wir in diesem Jahr keine Jährlinge zu Tattersalls schicken, hatten wir in Iffezheim mehr Qualität im Ring, was sich bei unseren Verkäufen natürlich bemerkbar gemacht hat“, bilanzierte Gestütschef Andreas Jacobs, „mit dem Ergebnis können wir sehr zufrieden sein.“
Einmal wurde es an diesem Tag noch sechsstellig für Fährhof, bei einem Frankel-Bruder des Gr. I-Siegers Potemkin (New Approach). Bis zu 210.000 Euro hatte der an diesem Tag besonders investitionsfreudige Eckhard Sauren zu gehen, um sich diesen attraktiven Jährling zu sichern.
Michael Donohoe, nach Jahren der Abstinenz wieder einmal in Iffezheim, musste sich an diesem Tag in mehreren Bieteduellen geschlagen geben, zum Zuge kam er aber bei einer von Ronald Rauscher angebotenen Frankel-Tochter aus der Zucht von Power Thoroughbreds, die Mutter ist eine Acclamation-Tochter mit attraktivem Blacktype-Pedigree. Donohoe war für seinen Kunden Yuesheng Zhang unterwegs, „der bisher mit Frankel-Nachkommen viel Glück hatte“, merkte Donohoe an, „wir mögen das Pedigree und glauben, dass es ein guter Kauf ist. Die Qualität dieser Auktion kann sich sehen lassen, es ist ein wirklich starker Markt.“
Rauscher war aber nicht nur als erfolgreicher Anbieter tätig, er unterschrieb auch einen Kaufzettel. Der war bei einer Sea The Stars-Stute aus der Listensiegerin Imagery (Monsun) auf 250.000 Euro ausgestellt. Angeboten vom Haras de l’Hotellerie für den spanischen Züchter Yeguada Centurion kommt sie aus einer starken Schlenderhaner Linie. Tina Rau war an ihr interessiert, Rauscher erwarb sie schließlich für Christoph Berglar, der bei dieser Auktion ordentliche Preise für von ihm gezogene Söhne von Blue Point und New Bay bekam. Yeguadas Eigner Leonardo Fernandez Pujals hatte die Mutter Imagery vor einigen Jahren in Newmarket gekauft.
Zahlreiche Zuschläge nach Frankreich und Italien
Italienische Käufer waren in der Vergangenheit in Iffezheim zumindest in höheren Preisregionen eher eine Seltenheit. Doch war diesmal Trainer Bruno Grizzetti mit großer Entourage vor Ort und ging nicht mit leeren Händen nach Hause. Gleich neun Jährlinge werden den Weg nach Italien antreten, vorwiegend war man im unteren Preisbereich tätig, doch einmal griff man tiefer in die Tasche. Das war bei einem vom Gestüt Auenquelle angebotenen Bruder der aktuellen Gr. II-Siegerin Virginia Joy (Soldier Hollow) der Fall. Da es sich um ein Foalsharing handelte, war der Züchter als Bieter bis zu 200.000 Euro dabei, doch als Grizzetti noch einmal 10.000 Euro drauflegte, war die Entscheidung gefallen.
Französische Käufer sind hingegen Stammgäste in Iffezheim. Ein Dutzend Jährlinge wurden von dortigen Agenten und Besitzern gekauft. Zweimal sechsstellig wurde es bei Ghislain Bozo von Meridian International. Für eine Besitzergemeinschaft des Écurie des Charmes und dem Ballylinch Stud ersteigerte er für 205.000 Euro eine von Stauffenberg Bloodstock für das Gestüt Höny-Hof angebotene Le Havre-Stute aus der für diese Zuchtstätte so erfolgreichen Linie der Salve Regina (Monsun). John O’Connor von Ballylinch stand neben Bozo und zunächst einmal wird es für die Neuerwerbung zum Pre-Training nach Irland gehen. „Diese Familie ist selten auf dem Markt, eine starke Steherlinie, Le Havre ist ein zusätzliches Plus“, kommentierte Bozo den Kauf. Für 180.000 Euro ersteigerte er aus dem Angebot des Gestüts Hof Ittlingen den Lord of England-Bruder zum mehrfachen Gr. II-Sieger Loft (Adlerflug), hier wurde der Endabnehmer jedoch nicht bekannt.
Auch Mick Kinane, Jährlingseinkäufer für den Hong Kong Jockey Club, hatte die Reise nach Iffezheim angetreten, er wurde bei einem Soldier Hollow-Hengst aus dem Gestüt Hof Iserneichen fündig. Für 90.000 Euro wechselte der Bruder der wenige Tage später in England listenplatziert gelaufenen Sirona (Soldier Hollow) den Besitzer.
HFTB Racing führt deutsche Käuferliste an
Holger Faust war mit seiner HFTB Racing Agency der stärkste Käufer der Auktion. 13 Jährlinge im Gesamtwert von 664.000 Euro wurden auf seinen Namen geschrieben, wobei er in erster Linie für seine gewohnten Klienten wie Darius Racing, die Cometica AG und Legal Horizon Racing aktiv war. Dass sich Stefan Oschmann, nicht vor Ort, aber mit dem Auktionsring fernmündlich verbunden, Intisar (Isfahan) nicht entgehen lassen konnte, war logisch, ist doch die Karlshofer Stute eine rechte Schwester seiner Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Zweiten Isfahani (Isfahan), die früh eingegangen ist. Für 105.000 Euro ersteigerte Faust gegen Manfred Ostermann als Unterbieter die ebenfalls vom Karlshof gekommene Sound Attack (Counterattack), rechte Schwester des klassischen Siegers See Hector und des aktuell empfohlenen See Paris, Zweiter im Zukunfts-Rennen (Gr. III).
Gleich achtmal zückte Eckhard Sauren den Griffel, um einen Kaufzettel zu unterschreiben, wobei er in allen Preisregionen unterwegs war. Von dem Frankel-Sohn aus Fährhof war bereits die Rede, bemerkenswert war sicher auch der Kauf des von Areion stammenden Bruders des Derbysiegers Sammarco (Camelot). Der wie dieser nicht besonders groß gewachsene, aber kräftige Hengst kostete 80.000 Euro.
Liberty Racing, das Syndikat unter Führung von Lars-Wilhelm Baumgarten, war im dritten Jahr in Iffezheim auf Jährlingssuche. Nach dem erfolgreichen Start konnten diesmal drei Hengste erworben werden, sämtlich aus deutschen Gestüten im Preisbereich zwischen 75.000 und 95.000 Euro, wobei der Röttgener Kämpfer (Protectionist) im Preissegment ganz oben lag. Der Stall Salzburg, zwei Tage später besonders im Fokus, ersteigerte zwei Stuten, darunter für 130.000 Euro die von Bated Breath stammende Schwester von Noble Heidi (Intello), die noch am Mittwoch zuvor ein glänzendes Comeback hingelegt hatte. Angeboten wurde sie vom Haras de l’Hotellerie.
Da es mehrere Angebote gab, die auf einem Foalsharing beruhten, gab es folgerichtig einige Rückkäufe. Dazu zählte die von Dubawi stammende Tochter der Henkel-Preis der Diana (Gr. I)-Siegerin Diamanta (Maxios). Für 220.000 Euro konnte sie das Gestüt Brümmerhof natürlich nicht gehen lassen, sie wurde aus dem Deal heraus gekauft.
Hengste mit dem ersten Jahrgang
Gemischt fiel die Bilanz der Hengste mit dem ersten Jahrgang aus. Von den zwölf Nachkommen von Best Solution (Kodiac) fanden sieben einen neuen Besitzer, zweimal gab es Zuschläge von 40.000 Euro, Andreas Suborics und Marcel Weiss werden diese Pferde betreuen. Die beiden Destino-Jährlinge brachten 26.000 bzw. 9.000 Euro. Ein Blue Point-Hengst aus der Peace Society (Iffraaj), angeboten von Ronald Rauscher aus der Berglar-Zucht, erlöste 90.000 Euro und wird künftig von Andreas Wöhler für den Stall Mandarin trainiert. Der einzige „Ross“ der Aukion brachte ordentliche 20.000 Euro.
Alle neun Nachkommen von Waldgeist wurden verkauft. Den Höchstpreis von 160.000 Euro erzielte eine vom Gestüt Ammerland nach Iffezheim geschickte Stute aus der Borgia-Familie. Alexandra Saint-Martin unterschrieb für einen nicht näher genannten französischen Klienten den Kaufzettel. Es wird der schon lange in den deutschen Rennsport involvierte Jean-Pierre Joseph Dubois sein, denn die Stute wird langfristig eine Box bei Andreas Wöhler beziehen. Der Schnitt der Waldgeist-Jährlinge lag bei 63.750 Euro.
Der einzige Too Darn Hot-Sohn auf der Auktion, ein vom Gestüt Brümmerhof angebotener Bruder des Spitzenfliegers Namos (Medicean), ging für 150.000 Euro an den Pinhooker Tom Whitehead vom Powerstown Stud, der in der jüngeren Vergangenheit mit BBAG-Käufen einiges Glück entwickelt hatte.