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Australien: Teil 2 der Championships

Autor: 

Daniel Delius

TurfTimes: 

Ausgabe 614 vom Freitag, 17.04.2020

Die Australien-Expedition des englischen Trainers William Haggas wurde am zweiten Tag der Championships im australischen Randwick mit einem weiteren großen Treffer belohnt. Der sechs Jahre alte Addeybb (Pivotal) gewann am vergangenen Samstag die mit zwei Millionen A-Dollar (ca. €1,16 Mio.) dotierten Queen Elizabeth II Stakes (Gr. I) – ursprünglich sollte das doppelte Preisgeld gezahlt werden, doch es wurde wegen der Coronakrise reduziert - über 2000 Meter souverän gegen Verry Elleegant (Zed) und Danon Premium (Zed), einen hervorragenden vierten Platz erzielte der vom Gestüt Görlsdorf gezogene Master of Wine (Maxios), der im zwölfköpfigen Feld unter Tim Clark zur Quote von 12:1 unterwegs war.

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Tom Marquand, 22, feierte im Sattel von Addeybb den bisher größten Sieg seiner Karriere. Mit dem Wallach hatte er bereits am 21. März die allerdings wesentlich geringer dotierten Ranvet Stakes (Gr. I) gewinnen können. Addeybb, im Besitz von Scheich Ahmed Al Maktoum hatte in Großbritannien u.a. die bet365 Mile (Gr. II) und die Rose of Lancaster Stakes (Gr. III) gewonnen. Er ist einer von bisher 31 Gr. I-Siegern für seinen Vater Pivotal, der mit 27 Jahren im Cheveley Park Stud in Newmarket unverändert aktiv ist. In diesem Jahr deckt er dort zu einer Decktaxe „auf Anfrage“ noch ein Buch von rund dreißig Stuten. Addeybb stammt aus einer Kingmambo-Tochter, die zweite Mutter Arbusha (Danzig) hat 1992 für Trainer Lord William Huntingdon unter Billy Newnes das Schwarzgold-Rennen (LR) gewonnen – das Pedigree ist etwas weiter unten aufgezeigt.

Sweet Thomas starker Vierter im Sydney Cup

Sechs andere Gr.-Rennen wurden an diesem Tag in Randwick gelaufen, drei weitere auf Gr. I-Ebene. Im Sydney Cup (Gr. I), einem Handicap über 3200 Meter, ging es um eine Million A-Dollar. Als Favorit war ein weiteres Pferd von William Haggas aufgaloppiert, Young Rascal (Intello), ein Sohn der von Gerhard Kredel gezogenen Rock My Soul (Clodovil). Doch könnte für den ebenfalls von Tom Marquand gesteuerten Fünfjährigen, der zuvor in Rosehill eine Gr. III-Prüfung über 2400 Meter gewonnen hatte, die Distanz etwas zu weit gefunden haben, nach einem Rennen aus dem Vordertreffen heraus wurde er bei zwölf Teilnehmern Siebter. Als Siegerin ging die von Glen Boss gesteuerte sieben Jahre 13:1-Außenseiterin Etah James (Raise The Flag) durchs Ziel, The Chosen One (Savabeel) und Raheen House (Sea The Stars), dessen Mutter eine Monsun-Stute war, kamen auf die Plätze.

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Ausgezeichneter Vierter wurde der Ex-Wittekindshofer Sweet Thomas (Dylan Thomas), unter 51kg das Leichtgewicht im Rennen. Mit Rachel King an Bord war er als 30:1-Außenseiter angetreten und im Ziel nur gute drei Längen hinter der Siegerin, dafür gab es noch umgerechnet 25.500 Euro. Es war die bisher beste Leistung des schon Achtjährigen in Australien. Über die HFTB Racing Agency war der Deutsche St. Leger (Gr. III)-Sieger von 2018 in den Stall von Matthew Smith gekommen, hatte in der neuen Heimat außer in den Barrier Trials auch erst sechs Starts absolviert.

Die Siegerin Etah James kommt aus Neuseeland, sie war erst kurz vor der Reisesperre zwischen ihrer Heimat und Australien in Randwick eingetroffen. Ihr Vater ist der jetzt 15 Jahre alte, von Juddmonte gezogene Raise The Flag (Sadler’s Wells), der gerade einmal einziges Rennen bestritt, in Longchamp in einer Maidenprüfung unplatziert war. Seinen Platz im Gestüt verdankt er seiner Abstammung, denn er ist ein Bruder der von Danehill stammenden Gr. I-Sieger Intercontinental, Cacique, Champs Elysees, Banks Hill sowie des Gr. II-Siegers Dansili und der Gr. I-Siegerin Heat Haze (Green Desert). In Europa war für ihn kein Platz zu finden, so wurde er ans andere Ende der Welt geschickt.

72 Sieger bei 209 Startern ist seine bisherige Bilanz als Vererber, immerhin waren sieben Black Type-Sieger darunter. Etah James ist seine erste Gr. I-Siegerin. Raise The Flag steht zu einer Decktaxe von 6.000 NZ-Dollar (ca. €3.340) im White Robe Lodge Stud im südlichen Neuseeland, ist inzwischen der letzte aktive Deckhengst aus der großen Mutterstute Hasili (Kahyasi).

Godolphin-Sieg in den Australian Oaks

Etah James‘ Jockey Glen Boss, 50, kam noch zu einem weiteren großen Erfolg, als er für Godolphin die aus eigener Zucht stammende Colette (Hallowed Crown) zum Sieg in den Australian Oaks (Gr. I) über 2400 Meter ritt. Die von James Cummings trainierte 2:1-Favoritin setzte sich in einem 14köpfigen Feld gegen Toffee Tongue (Tavistock) und Quintessa (Pierro) durch.

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Colette ist eine Tochter des Darley-Hengstes Hallowed Crown (Street Sense), der u.a. die Randwick Guineas (Gr. I) über 1600 Meter gewinnen konnte. 2016 und 2017 stand er als Shuttle-Hengst im Kildangan Stud von Darley in Irland, in seinem ersten europäischen Jahrgang gab es bislang eine Handvoll Sieger. Da sich das Interesse an seinen Diensten in übersichtlichem Rahmen hielt, ist er in den letzten Jahren in Australien geblieben, 2019 betrug seine Decktaxe dort 11.000 A-Dollar (ca. €6.380), er steht im Twin Hills Stud.

Das vierte Gr. I-Rennen des Tages waren die Coolmore Legacy Stakes für Stuten über 1600 Meter. Hier gab es einen Erfolg für die von Gai Waterhouse und Adrian Bott trainierte sechs Jahre alte Con Te Partiro (Scat Daddy), die unter Tim Clark nach 1600 Metern 13 Gegnerinnen mit Funstar (Adelaide) und Danzdanzdance (Mastercraftsman) hinter sich ließ. Sie hat bereits eine bewegte Rennkarriere hinter sich, war in den USA bei Wesley Ward, gewann bei einem Abstecher nach Royal Ascot das Sandringham Handicap (LR) und wurde von ihrer jetzigen Umgebung für 575.000 A-Dollar bei Fasig-Tipton gekauft. Letzten Sommer wurde sie gedeckt, wurde aber nicht tragend und noch einmal in den Rennstall geschickt, was sie schon im März mit einem Sieg im Coolmore Classic (Gr. I) gedankt hat.

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Vierte wurde zum Kurs von 40:1 unter Jason Collett Delectation Girl (Delegator), die 2017 unter dem Namen Delectation in den Farben von Australian Bloodstock für Andreas Wöhler zwei Gr. III-Rennen gewann. Nach einem kurzen Aufenthalt in den USA ist sie seit gut einem Jahr bei Kris Lee in Australien im Training, für diesen war sie bislang zweimal Zweite auf Gr. III-Ebene. 

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